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Soziale Fähigkeiten - Ausspielen, auswürfeln oder beides?

Begonnen von Besserwisserboy, 24. April 2015, 01:21:32

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Besserwisserboy

Disclaimer Greifenklaue: Der Beitrag stammt aus dem Thread Eine Frage der Anpassung und startete eine Diskussion rund um Social Skills. Der diskussionsauslösende Teil ist von mir markiert wurden, alle Folgebeiträge teilten sich entweder auf dies oder das andere Thema auf, so dass ich mich zu dieser Trennung entschied. Nice dice, Greifenklaue



Bei mir richtet sich das in erster Linie nach den Spielern selbst und danach was sie vom Spiel erwarten. Spielen sie irgend etwas extrem spezialisiertes, wie einen Dämonenjäger, erwarten sie sicherlich auch daß sie irgendwann auf eben einen solchen treffen.
Gibt sich der Spieler auch noch extrem viel Mühe und denkt sich eine Hintergrundgeschichte aus, die Ansätze für ein Abenteuer oder zumindest  eine persönliche Spielszene bietet, werde ich das eher aufgreifen, als wenn ich auf dem Charakterbogen Dämonenkunde 15 lese...

Wenn sich ein Spieler einen bestimmten Charakter baut, hat er ja auch oft gewisse Erwartungen. Wenn er mich am Anfang einer Kampagne fragt ob er einen Dämonenjäger spielen kann, sage ich ihm ja oder nein, ich mag keine Dämonen und die kommen auch in der Kampagne nicht vor.

Ausserdem symbolisieren gewisse Spielfähigkeiten ja auch einen bevorzugten Spielstil. Spielt jemand einen romantischen Barden der gerne Frauen verführt und Intrigen spinnt, gibt mir das den Wink mit dem Zaunpfahl, daß er seine Gegner lieber so als mit dem Zweihandschwert erledigt.

Von Fähigkeiten die Rollenspiel komplett ersetzen, wie beispielsweise Diplomatie, halte ich nicht ganz so viel. Ich mag es wenn Spieler das ausspielen und nicht auswürfeln. Wenn es denn halt in ihren Möglichkeiten liegt.
Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
Wer hat meinem Goldfisch das Töten beigebracht???

Steff

Zitat von: Besserwisserboy am 24. April 2015, 01:21:32
Von Fähigkeiten die Rollenspiel komplett ersetzen, wie beispielsweise Diplomatie, halte ich nicht ganz so viel. Ich mag es wenn Spieler das ausspielen und nicht auswürfeln. Wenn es denn halt in ihren Möglichkeiten liegt.

Was heißt hier "Rollenspiel komplett ersetzen"?
Ich bin nun mal kein Diplomat, würde aber gerne einen spielen. Darf ich das nicht, weil ich es als Spieler nicht zu gut darstellen kann?
Dann dürfte ich auch keinen Magier spielen, weil ich ja nun mal nicht zaubern kann. Auch meine Fähigkeiten im Spurenlesen, Schwertkampf und Drachenkunde lassen zu wünschen übrig.  ;D
...   _.   ._   .._.   .._

Greifenklaue

Ja, alter Hut.

Das man so was evtl. trotz Probe ausspielen kann, ist ja nun kein Geheimnis mehr. Evtl. spielt man ja sogar in die Richtung des Ergebnisses ("1? Öhh, Feuerball! Feüärbäll!") oder bekommt umgekehrt einen Bonus auf die hinterher abzulegende Probe.

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Besserwisserboy

@Steff:
Jep, bei mir dürfest du dann keinen Diplomaten spielen!

Zum Hobby Rollenspiel erachte ich die Bereitschaft zum Rollenspiel als eine der wenigen Voraussetzungen. Wenn ich nur würfeln möchte, spiele ich Kniffel!
Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
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Steff

Zitat von: Besserwisserboy am 25. April 2015, 14:41:48
@Steff:
Jep, bei mir dürfest du dann keinen Diplomaten spielen!

Oh je... bisher dachte ich immer, beim Rollenspiel ginge es darum in eine andere Rolle zu schlüpfen, und etwas/jemand zu sein, der/das man im Alltag nicht ist.
Mein Fehler, sorry.

Ich dürfte bei Dir also auch keinen orkischen Barbarenkrieger spielen, da ich ja weder orkisch spreche noch mich mit Barbarischen Sitten auskenne.
Ein elfischer Dieb und Schlösserknacker fällt auch aus, ich würde ja würfeln statt echte Schlösser zu knacken.
Hm... Musketier und Frauenheld? Auch nicht, ich kann nicht so gut flirten (schon gar nicht mit einem männlichen SL in der Rolle eines weiblichen NSCs). Und Schützenkönig bin ich auch nicht, ich würde ja auf "Schießen" würfeln, statt am Spieltisch eine Knarre rauszuholen.
Detektivabenteuer fallen dann ja auch komplett aus, weil ja keiner der Spieler am Tisch die nötigen Verhörtechniken und Profiler-Fertikeiten beherrscht. Muß ja alles ausgespielt werden.
Würfe auf "Verborgenes erkennen", "Wahrnehmung" und "Sinnenschärfe" sind ebenfalls nicht gestattet, ist ja kein Kniffel, also schön beschreiben, wie man den Schreibtisch des Verdächtigen durchsucht.
Und auf gar keinen Fall eine Probe auf "Großer Heilungssegen" würfeln, lieber das vierstündige Ritual am Spieltisch ausspielen, inklusive gregorianischer Gesänge (kann ich ja nicht, darf also gar keinen Priester spielen), frommer Gebete (Mist, bin werde fromm noch religiös) und so weiter und so und fort.

Dan bleibt ja nicht mehr viel übrig, außer daß Peter einen "Peter" spielt, Melanie eine "Melanie", und Steff eben einen "Steff". Hm, toll dieses "Rollenspiel". Da kann man also mal wer anderes sein, und Sachen machen, die man sonst nicht machen kann. Außer natürlich Schwerter schwingen, Schlösser knacken und mit Schwarzmagiern verhandeln, falls man das nicht sowie so schon kann...

Aber gut das zu wissen, dann spare ich mir die Punkte für Überreden/Überzeugen, Menschenkenntnis, Betören, Gassenwissen, Spurensuche, Kriegskunde, Taschenspielertricks und Kartenspiel auf, wenn eh nie darauf gewürfelt wird, kann man ja alles live ausspielen, und gebe sie für das bisschen auf, was dann noch übrigbleibt....
...   _.   ._   .._.   .._

Argamae

Zitat von: Besserwisserboy am 25. April 2015, 14:41:48
Jep, bei mir dürfest du dann keinen Diplomaten spielen!
Zum Hobby Rollenspiel erachte ich die Bereitschaft zum Rollenspiel als eine der wenigen Voraussetzungen.

Und ich dachte, dafür wäre mal LARP erfunden worden...  ;)

Mal ernsthaft, die Grundprämisse, "im Rollenspiel mal wer zu sein, der (oder die) man im normalen Leben nicht sein kann/darf/soll", wird dann bei Dir also nicht gelebt? Oder verstehe ich das zu krass? Ich meine, im Falle des Diplomaten brächte der Spieler die Bereitschaft ja mit, eine solche Rolle zu spielen, nur sonderlich redegewandt oder einfühlsam ist er vielleicht nicht (weswegen er das ja endlich mal im Rollenspiel sein möchte). Und dem wird dann diese Rolle verwehrt? Steff hat mit einer sehr spitzen Auflistung im Kern schon recht: jedem schmächtig gebauten, pickelgesichtem und brillentragendem Nerd müsste ich dann auch das Spielen eines archetypischen Muskel-Barbaren verbieten, da er die Voraussetzungen nicht mitbringt und zum Beispiel nicht einschüchternd 'rüber kommt.

Da hinkt's dann doch sehr, meiner Meinung nach.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Besserwisserboy

#6
@Steff: Wenn du das Ganze aufs Larp beziehst, würde ich dir zu 100% zustimmen! Nur ist Tischrollenspiel ja kein Larp.

Aber für dich und Argamae will ich das ruhig etwas näher erklären, was ich meine:

Natürlich dient Rollenspiel in erster Linie dazu in eine Rolle zu schlüpfen und diese auszufüllen. Beim Tischrollenspiel kann meinetwegen ein bärtiger 120-Kilo-Mann eine Elfe spielen, hätte ich null Probleme mit.
In der Regel ist es so daß am Spieltisch die wenigsten Sachen ausgespielt werden (können). Für Kämpfe, Schlösserknacken und Co. gibt es Würfel und die passenden Charakterwerte.
Dann gibt es aber noch Dinge, die man sehr wohl ausspielen kann, da sie nur mit Worten/Beschreibungen funktionieren. Das ist dann halt Rollenspiel. In meiner Runde wird niemand erfolgreich sein der sagt: "Ich habe Diplomatie 12 und werfe noch eine 15 dazu, macht zusammen 27. Was erzählt mir der Wirt denn so?"
Gar nichts!
Warum Würfel benutzen, wenn man etwas ohne große Mühe und Requisiten durch Rollenspiel lösen kann? Schlüpf gefälligst in die Rolle deines Charakters und stell dem Wirt (vertreten durch mich) deine Fragen! So läuft Rollenspiel, für mich ganz persönlich!

Also, vielleicht kann jemand der keinerlei Redegewandtheit besitzt bei mir einen Diplomaten spielen, nur wird es kein sehr guter/erfolgreicher sein. Wenn ich die Zähne am Rollenspieltisch nicht auseinander bekomme, sollte dem Spieler irgendwann selbst bewusst sein, daß Diplomat vielleicht die falsche Wahl ist, da ich lieber Rollenspiel als Würfeln mag (zumindest bei den Dingen wo es ohne weiteres möglich ist).

Ich hoffe das erklärt meine Aussage ein wenig!?




Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
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fnord

Zitat von: Besserwisserboy am 25. April 2015, 18:53:17
Dann gibt es aber noch Dinge, die man sehr wohl ausspielen kann, da sie nur mit Worten/Beschreibungen funktionieren. Das ist dann halt Rollenspiel. In meiner Runde wird niemand erfolgreich sein der sagt: "Ich habe Diplomatie 12 und werfe noch eine 15 dazu, macht zusammen 27. Was erzählt mir der Wirt denn so?"
Gar nichts!
Warum Würfel benutzen, wenn man etwas ohne große Mühe und Requisiten durch Rollenspiel lösen kann? Schlüpf gefälligst in die Rolle deines Charakters und stell dem Wirt (vertreten durch mich) deine Fragen! So läuft Rollenspiel, für mich ganz persönlich!

Was er sagt!

..... und wieder nur ein Gehirn für alle!
Darin liegt Romeros subversives Genie, dem Publikum zu geben, wonach es sich sehnt – und dann noch eine Menge Zeug dazu, was man nie haben wollte.

Argamae

Zitat von: Besserwisserboy am 25. April 2015, 18:53:17
In der Regel ist es so daß am Spieltisch die wenigsten Sachen ausgespielt werden (können). Für Kämpfe, Schlösserknacken und Co. gibt es Würfel und die passenden Charakterwerte.
Dann gibt es aber noch Dinge, die man sehr wohl ausspielen kann, da sie nur mit Worten/Beschreibungen funktionieren. Das ist dann halt Rollenspiel. In meiner Runde wird niemand erfolgreich sein der sagt: "Ich habe Diplomatie 12 und werfe noch eine 15 dazu, macht zusammen 27. Was erzählt mir der Wirt denn so?"

Betrachten wir es nach Deiner Maßgabe, dann...

... könnte ein Spieler mit tatsächlichen Schlösserkenntnissen ebenso verlangen, daß Du ihm detailliert das Schloß beschreibst, daß er knacken möchte. Vorausgesetzt, Du kriegst das hin, könnte er darauf hin antworten, wie genau dieses Schloß zu knacken ist und er das nicht auszuwürfeln braucht.
Ebenso kann ein anderer Spieler, der z.B. Mitglied in der "Society of Creative Anachronism" ist, Dir sagen, daß bestimmte Kampfmanöver anhand der Rüstung, die ein Gegner oder Spieler trägt, nicht funktionieren oder jemand einen deutlich höheren Bonus bei der Abwehr bestimmter Waffen erhalten sollte, wenn er einen Parierdolch in der linken Hand trägt.

Wird das gemacht am Spieltisch? Ich schätze nicht.

Bei sozialen Fähigkeiten/Kenntnissen aber wird verlangt, daß man sowas gefälligst ausspielt. Dabei hat selbst ein redegewandter Spieler nicht zwingend auch nur einen Deut Ahnung von Diplomatie und wie sie in dieser Welt zu seinen Zwecken anzuwenden ist. Und nicht nur Diplomatie - es zählt ja etwa auch Verführen zu den "social skills". Da ist die Hemmschwelle selbst bei redegewandten Spielern oft noch höher und nicht jeder hat Bock, die Verführungsszene mit dem bärtigen 120-Kg-Elfenprinzessin-Spieler am Spieltisch auszuspielen. Was dann? Darf er dann würfeln?

Das soziale Szenen nicht ein reines Würfelspiel werden müssen, ist sicher richtig - auch für meine Begriffe trägt es (im Allgemeinen) zur Atmosphäre bei, wenn Unterhaltungen in Rolle ausgespielt, sprich: gesprochen, werden. Aber ganz ehrlich: das können nach meinen Maßstäben für gute Dialoge nur die wenigsten Rollenspieler so gut, daß es immer eine Bereicherung für alle Teilnehmer wäre. Und deswegen ist der Spielwert eines Charakters nicht irrelevant, sondern dient als faire Bemessungsgrundlage.

Diese Disparität wird dann noch deutlicher, wenn der Kämpfer-Spieler ein extrovertierter und redegewandter Typ ist und ständig ohne Würfeln an Informationen oder Vorzüge gelangt, während der stillere Dieb-Spieler nicht so gut reden kann, aber viele Fertigkeitspunkte auf "Informationen Beschaffen" gelegt hat. Gerade deshalb kam ja der Vergleich mit LARP. "Du kannst, was Du darstellen kannst" ist dort legitim. Am Tisch aber ist dergleichen Elitenbildung auf Kosten weniger talentierter Mitspieler, in deren Kopf sie trotzdem genauso in ihrer Rolle sein können wie der geübte, selbstdarstellerische Stimmenversteller neben ihnen.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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Steff

Zitat von: Besserwisserboy am 25. April 2015, 18:53:17
@Steff: Wenn du das Ganze aufs Larp beziehst, würde ich dir zu 100% zustimmen! Nur ist Tischrollenspiel ja kein Larp.
...
Ich hoffe das erklärt meine Aussage ein wenig!?

Nö, habe ich nicht aufs Larp bezogen.

Ja, hat Deine Aussage erklärt, war aber nicht nötig, weil ich es auch so verstanden hatte.
Deswegen stimme ich ihr aber nicht zu, sondern bin nach wie ganz anderer Meinung.
...   _.   ._   .._.   .._

Steff

Zitat von: Argamae am 25. April 2015, 21:42:08
Zitat von: Besserwisserboy am 25. April 2015, 18:53:17
In der Regel ist es so daß am Spieltisch die wenigsten Sachen ausgespielt werden (können). Für Kämpfe, Schlösserknacken und Co. gibt es Würfel und die passenden Charakterwerte.
Dann gibt es aber noch Dinge, die man sehr wohl ausspielen kann, da sie nur mit Worten/Beschreibungen funktionieren. Das ist dann halt Rollenspiel. In meiner Runde wird niemand erfolgreich sein der sagt: "Ich habe Diplomatie 12 und werfe noch eine 15 dazu, macht zusammen 27. Was erzählt mir der Wirt denn so?"

Betrachten wir es nach Deiner Maßgabe, dann...

... könnte ein Spieler mit tatsächlichen Schlösserkenntnissen ebenso verlangen, daß Du ihm detailliert das Schloß beschreibst, daß er knacken möchte. Vorausgesetzt, Du kriegst das hin, könnte er darauf hin antworten, wie genau dieses Schloß zu knacken ist und er das nicht auszuwürfeln braucht.
Ebenso kann ein anderer Spieler, der z.B. Mitglied in der "Society of Creative Anachronism" ist, Dir sagen, daß bestimmte Kampfmanöver anhand der Rüstung, die ein Gegner oder Spieler trägt, nicht funktionieren oder jemand einen deutlich höheren Bonus bei der Abwehr bestimmter Waffen erhalten sollte, wenn er einen Parierdolch in der linken Hand trägt.

Wird das gemacht am Spieltisch? Ich schätze nicht.

Bei sozialen Fähigkeiten/Kenntnissen aber wird verlangt, daß man sowas gefälligst ausspielt. Dabei hat selbst ein redegewandter Spieler nicht zwingend auch nur einen Deut Ahnung von Diplomatie und wie sie in dieser Welt zu seinen Zwecken anzuwenden ist. Und nicht nur Diplomatie - es zählt ja etwa auch Verführen zu den "social skills". Da ist die Hemmschwelle selbst bei redegewandten Spielern oft noch höher und nicht jeder hat Bock, die Verführungsszene mit dem bärtigen 120-Kg-Elfenprinzessin-Spieler am Spieltisch auszuspielen. Was dann? Darf er dann würfeln?

Das soziale Szenen nicht ein reines Würfelspiel werden müssen, ist sicher richtig - auch für meine Begriffe trägt es (im Allgemeinen) zur Atmosphäre bei, wenn Unterhaltungen in Rolle ausgespielt, sprich: gesprochen, werden. Aber ganz ehrlich: das können nach meinen Maßstäben für gute Dialoge nur die wenigsten Rollenspieler so gut, daß es immer eine Bereicherung für alle Teilnehmer wäre. Und deswegen ist der Spielwert eines Charakters nicht irrelevant, sondern dient als faire Bemessungsgrundlage.

Diese Disparität wird dann noch deutlicher, wenn der Kämpfer-Spieler ein extrovertierter und redegewandter Typ ist und ständig ohne Würfeln an Informationen oder Vorzüge gelangt, während der stillere Dieb-Spieler nicht so gut reden kann, aber viele Fertigkeitspunkte auf "Informationen Beschaffen" gelegt hat. Gerade deshalb kam ja der Vergleich mit LARP. "Du kannst, was Du darstellen kannst" ist dort legitim. Am Tisch aber ist dergleichen Elitenbildung auf Kosten weniger talentierter Mitspieler, in deren Kopf sie trotzdem genauso in ihrer Rolle sein können wie der geübte, selbstdarstellerische Stimmenversteller neben ihnen.

Dieser Aussage / diesen Aussagen stimme ich voll und ganz zu.

Als SL gebe ich gerne Boni/Mali für gutes Rollenspieltm, die richtigen/falschen Schlüsselwörter, vorhandenes/fehlendes Hintergrundwissen, etc.
...   _.   ._   .._.   .._

Besserwisserboy

#11
@Steff: Nun wenn du es gleich verstanden hast, verstehe ich nicht warum du dann noch die recht unpassenden Beispiele gebracht hast?! Wenn es nur Sarkasmus war, hättest du dich auch mit einem Beispiel kürzer fassen können...
Ich verlange ja nicht, daß wir in diesem Punkt einer Meinung sind. Ich will dich auch nicht dazu überzeugen. Ich habe eben nur eine gänzlich andere Meinung, die ich kund getan habe. Und wie es scheint liege ich da auch nicht ganz alleine auf weiter Flur, wenn man Fnords Aussage betrachtet.

@Argamae:
Ich unterscheide lediglich zwischen verschiedenen Fähigkeiten und deren Umsetzbarkeit. "Soziale" Fähigkeiten wie Diplomatie, Überreden und Co. sind halt aus meiner Sicht Dinge die zum Rollenspiel dazugehören und nicht durch Würfelwürfe simuliert werden müssen.
Bei dem Beispiel mit dem Schloss z.B. würde ich den Dieb auch fragen wie er vorgehen möchte bzw. worauf er achtet, falls am Schloss Fallen angebracht sind und mir die Situation wichtig erscheint.
Was dein Kampfbeispiel betrifft wäre das für mich eine Regeldiskussion zum Kampfsystem.
Beide Beispiele erfordern körperliches Handeln der Spielfigur. Das Überreden eines Wirtes um an Informationen zu gelangen, erfordert aber nur ein Gespräch, also aus meiner Sicht Rollenspiel.

Was dein nennen wir es mal "Gerechtigkeitsbeispiel" betrifft, kann man das Pferd aber auch anders herum aufzäumen. Wenn ich dem redegewandten Kämpfer, der die richtigen Fragen stellt, keine Infos gebe weil er nicht die erforderlichen Werte auf seinem Charakterzettel hat, benachteilige ich da nicht gutes Rollenspiel???
Nicht jeder Spieler spielt auf dem gleichen "Level" wie der andere (wobei die Beurteilung ja auch vom Geschmack und Spielstil abhängt). Da will ich auch gar keine Gleichheit schaffen. Ich bin nicht der Erziehungsberechtigte oder Rhetorik -Kursleiter.
Die guten Ideen und Lösungsvorschläge halten sich in meinen Gruppe aber recht gut verteilt. Da hat jeder mal einen Geistesblitz. Der eine Spieler tut diese Idee dann eher OT kund und der andere kann es besser im Spiel verpacken.

Im Larp ist es bei meiner Gruppe übrigens noch deutlicher. Etwa die Hälfte meiner Gruppe sind gute Redner und haben gewisses schauspielerisches Talent, der andere Teil der Gruppe ist eher stiller und zurückhaltender.
Daran würde ich aber nie messen, wer den größeren Spaß auf Larps hat. Wichtig ist nur daß sich die "Redner" nicht zwanghaft in den Vordergrund drängen und die anderen erdrücken. Da meine Mitspieler aber schon alle über 20 sind und ein gewissen Sozialverhalten haben, passiert das eigentlich nie.

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Greifenklaue

Zitat von: Besserwisserboy am 26. April 2015, 01:39:16
Was dein nennen wir es mal "Gerechtigkeitsbeispiel" betrifft, kann man das Pferd aber auch anders herum aufzäumen. Wenn ich dem redegewandten Kämpfer, der die richtigen Fragen stellt, keine Infos gebe weil er nicht die erforderlichen Werte auf seinem Charakterzettel hat, benachteilige ich da nicht gutes Rollenspiel???
Der Begriff "gutes Rollenspiel" ist ja durchaus strittig. Was der eine als gutes Rollenspiel empfindet, hält der andere für langweiliges Gelabber, was er schon tausendmal gehört hat.

Bei D&D gab es ja noch den Skill "Gather information", um das mühselige abklappern von 50 NSC in sämtlichen Wirtshäusern der Stadt, um es einfach einzukürzen. Dieser Skill ist nun in Diplomatie aufgegangen.

Jedenfalls würde ich immer erst diesen Würfeln lassen und dann umgekehrt das Gespräch mit dem richtigen Kontakt dann ausspielen.

Umgekehrt ist es ja durchaus OKay, dem Krieger einen Bonus zuzugestehen, wenn er da gute Gesprächsansätze bringt.

Aber erweitern wir das Beispiel doch mal: Nehmen wir einen Barbaren, der bis vor 4 Wochen bei seiner Sippe gelebt hat und nun zum ersten Mal in urbaner Umgebung ist. Ist es dann "gutes" oder "schlechtes" Rollenspiel, wenn er eloquent daherredet. Sprich: Sollte man nicht auch seine Werte ausspielen (was dann ja auch für den Krieger gelten würde)?
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Besserwisserboy

Ich gebe dir Recht was die Definition von "gutem Rollenspiel" betrifft hat jeder seine eigenen Ansichten und es ist sicherlich sehr vom bevorzugten Spielstil abhängig.
Wenn eine Gruppe das Rollenspiel (also die Interaktion mit anderen Spielfiguren) komplett einstellen möchte und durch einen Würfelwurf ersetzt, ist das natürlich legitim. Aber halt eben nicht das was ich an Rollenspiel mag.
Im Rollenspiel wiederholen sich nach einer gewissen Zeit immer wieder bestimmte Dinge. Das ist nun  mal so. Ist bei Filmen ja auch so. Trotzdem schauen noch recht viel Fernsehzuschauer den Tatort und sagen nicht: "Ach herrje, schon wieder ein Mord der aufgeklärt werden muss...!"

Was deine Frage zum Barbarenbeispiel betrifft. Ich halte es da mit gesundem Menschenverstand und Logik. Wenn der Barbar sich extrem unlogisch und seiner Rolle "unangebracht" benimmt, frage ich halt den Spieler, ob er nicht meint, daß ein Barbar wenig Interesse an Heraldik und höfischen Tänzen hat?!
Reaktion ist dann meist ein verlegener Blick und ein: "Ja, da hast du wohl recht!".
In den meisten Fällen muss das noch nicht einmal der SL ansprechen, sondern das kommt von den Mitspielern.

Manche Sachen verbieten sich durch Logik und das Betrachten von Tatsachen. Eine weibliche Spielfigur wird selbst mit Charisma 18 und 'Verführen 20 keinen schwulen Kerkerwächter umgarnen können. Ein Barbar der nicht lesen kann, wird in einer Bibliothek keinen entscheidenden Hinweis in einem Buch finden.

Aber mal eine andere Frage: Nach deiner Argumentation ist es ja auch kein Problem völlig zum Charakter unpassende Fähigkeiten zu steigern. Da kann dann eben auch dein angesprochener Barbar Diplomatie 15 haben. Wäre das nicht das Gleiche in grün???
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Greifenklaue

Zitat von: Besserwisserboy am 26. April 2015, 12:21:18
Aber mal eine andere Frage: Nach deiner Argumentation ist es ja auch kein Problem völlig zum Charakter unpassende Fähigkeiten zu steigern. Da kann dann eben auch dein angesprochener Barbar Diplomatie 15 haben. Wäre das nicht das Gleiche in grün???
Zum ersten ist mir nicht klar, wie das aus meiner Argumentation hervorgeht?

Aber gucken wir uns mal die Literatur an:

Zum einen gibt es ja da durchaus gute Beispiele für, dass aus einem Barbaren ein Diplomat wird - Conan ist als König Conan durchaus ein schlauer Fuchs, der nicht nur Schlagkraft besitzt, sondern kluge Entscheidungen trifft.

Oder Fafhrd. Zwar ist der Graue Mausling eher die Zunge der beiden, aber man merkt Fafhrd an, dass er in der gemeinsamren Zeit dazugelernt hat und sich auch einige diplomatische Kniffe abgeschaut hat. Nehmen wir z.B. die coole Geschichte, wo jeweils beide einen Herrscher beraten, die sich feindlich gegenüberstehen.

Regeltechnisch ist es ja bei D&D 3.x/PF ehh unmöglich Diplomatie eben mal auf 15 zu bringen, dass wäre eine schrittweise Entwicklung, und da gilt: Warum nicht?

Grundsätzlich halte ich es für legitim, das jeder Spieler seinen Charakter in die Richtung entwickelt, in die er will. Nur, siehe anderer Thread, plädiere ich dafür, dass er sowas dann auch selber mit einbringt und nicht mit der Erwartung da sitzt, sich Puderzucker in den Arsch blasen zu lassen ...

ZitatWenn eine Gruppe das Rollenspiel (also die Interaktion mit anderen Spielfiguren) komplett einstellen möchte und durch einen Würfelwurf ersetzt, ist das natürlich legitim

Das halte ich für eine Fehldefinition von Rollenspiel. Die Interaktion mit anderen Spielfiguren ist eine Untermenge von Rollenspiel, Rollenspiel selbst umfasst deutlich mehr Unterpunkte.

Und wie ich schrieb, gibt es ja zwei Mittelwege zwischen nur Ausspielen und nur auswürfeln, nämlich:

A) Erst Ausspielen, dann Boni (Mali) vergeben und würfeln.
B) Erst Auswürfeln, und dann Ausspielen. Ist auch sehr interessant, weil man dann ja die Vorgabe nutzen kann und selbst mal patzen darf, wenn man den Wurf verkackt hat.

Beide Mittelwege halte ich für deutlich interessanter als nur ausspielen oder nur würfeln.

ZitatIm Rollenspiel wiederholen sich nach einer gewissen Zeit immer wieder bestimmte Dinge. Das ist nun  mal so. Ist bei Filmen ja auch so. Trotzdem schauen noch recht viel Fernsehzuschauer den Tatort und sagen nicht: "Ach herrje, schon wieder ein Mord der aufgeklärt werden muss...!"
Ja, z.B. Einkaufen. Kann man in 5 Minuten oder in zwei Spieltagen erledigen.

Oder Informationen sammeln, hier kommt es darauf an.

Ist es die Haupthandlung, z.B. in einem Detektivabenteuer? Dann durchspielen.

Oder Nebenhandlung? Dann ein Wurf, ggf. die wichtigste Begegnung ausspielen, z.B. Gather Information dazu nutzen, auf die eigentliche Person stoßen zu lassen und das dann ausspielen.

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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