• Willkommen im Forum „Greifenklaue - Webforum +1“.
 

Neuigkeiten:

Der kommende Greifenklaue-Con 2025 wird am 29.-30. November an gewohnter Stelle im Haus Wetterstein in Bad Helmstedt statt finden. Let the good dice roll and SAVE THE DATE!

Hauptmenü

Ist Deutschland ein Rollenspiel Entwicklungsland?

Begonnen von Bangrim, 14. Mai 2013, 08:27:02

« vorheriges - nächstes »

Cpt.Future

Meine Liste sollte verdeutlichen, dass die deutsche Rollenspiellandschaft die Schlussfolgerung erlaubt, dass eben kein Entwicklungsland vorliegt. Die Vielseitigkeit der Systeme und Settings und Komplexität der aufgezählten Spiele hat dies verdeutlicht.

Insgesamt ist Ingo mit seinem Artikel sehr pauschal. Er nennt eine handvoll Systeme, stellt sie als Stangenware ohne Begründung und ohne Maßstäbe dar. Er lässt die Kriterien für diese Einschätzung ebenso wie hier offen. Wenn das hier auf fruchtbaren Boden fallen soll, sollten die Parameter festgestellt werden. Was ist Stangenware, und wie lassen sich welche Alleinstellungsmerkmale feststellen, durch die Spiele aus dem Feld der Stangenware abgehoben werden?

Um mal die fünf Rollenspiele, die Ingo nennt, aufzuzählen:

Ratten - das ist so etwas aus dem Ge-/Verlegenheitsbereich wie PP&P; thematisch wie regeltechnisch fällt dieses Spiel völlig aus dem Rahmen und sucht gewiss seinesgleichen. Malmsturm - Das Spiel übersetzt das Heavy Metal oder Hard'n' Heavy Thema in ein Rollenspiel und vermengt es mit archaischem germanischen/ nordischen Ton; damit fällt es thematisch oder in Bezug des Settings in einen Grenzbereich des Edos und kann sogar weitgehend ohne typisches Edo auskommen, ist aber ganz sicher kein typisches Fantasy-Rollenspiel.
Degenesis - Irgendwie Endzeit und Cyberpunk mit eigener Note.
Dungenslayer und DSA - old-school simplifiziertes Edo trifft auf "mittelalterliches Rokoko-Edo" aufgrund des hohen Detailgrades von DSA; beide kann man als Stangenware bezeichnen, aber beiden ist zu wenig gemein ist, um sie in den gleichen Topf werfen zu können.

Wenn alle fünf Rollenspiele als "Stangenware" gelten, wird es sehr schwer, überhaupt Rollenspiele zu finden, die nicht Stangenware sind. "Exalted" ist  deshalb ebenfalls Stangenware, weil "Exalted" das typische White-Wolf Thema des Übermachtvollen aufgreift und sich dem Manga-Thema - also dem Pop-Thema des fernen Ostens schlechthin - bedient.

Curtis
"Der Weltraum ist unendlich groß Miss Lander und es ist alles in diesem Universum möglich."

Greifenklaue

Oder man setzt die Defenition an: "Alles nach DnD ist nur nachgemacht ... !" ;)
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Cpt.Future

Zitat von: Greifenklaue am 14. Mai 2013, 22:37:40
Oder man setzt die Defenition an: "Alles nach DnD ist nur nachgemacht ... !" ;)

Dann gibt es nichts, was nicht Stangenware ist. Dann ist aber auch die Frage als solche nicht beantwortbar.

Dass jedenfalls D&D und OSR-basiertes Stangenware sind, steht außer Frage.

Curtis
"Der Weltraum ist unendlich groß Miss Lander und es ist alles in diesem Universum möglich."

Greifenklaue

Zitat von: Cpt.Future am 14. Mai 2013, 22:40:22
Dass jedenfalls D&D und OSR-basiertes Stangenware sind, steht außer Frage.

Curtis
Würde ich so nicht sagen. Die 2nd Wave der OSR bietet doch einige entzückende Andersartigkeiten. LotfP ist vom Hintergrund sehr viel weiter als DnD und DCC schafft es dann auch noch, das regeltechnisch umzusetzen und bietet erstmals für mich ein nie gekanntes Sword & Sorcery und Weird-Feeling, welches seines gleichen sucht.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Vielleicht auf den ersten Blick etwas vom Thema weg, aber irgendwie auch nicht: Settembrinis Abschiedsartikel auf seinem alten Blog mit einigen meiner Meinung nach zutreffenden Rückschlüssen auf die deutsche Rollenspieler-Mentalität.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Cpt.Future

Zitat von: Argamae am 14. Mai 2013, 22:58:25
Vielleicht auf den ersten Blick etwas vom Thema weg, aber irgendwie auch nicht: Settembrinis Abschiedsartikel auf seinem alten Blog mit einigen meiner Meinung nach zutreffenden Rückschlüssen auf die deutsche Rollenspieler-Mentalität.

Das müsstest Du näher erklären. Ich sehe da keine Korrelation zwischen dem, was Settembrinis zur Spielmentalität und dem allgemeinen Gemütszustand des Deutschen ausführt, und dem, was deutsche Rollenspiele zur Stangenware macht bzw. von Stangenware abhebt, weil die deutschen Spiele thematisch, system-technisch und bezüglich stark unterschiedlicher Komplexität recht uneinheitlich und unterschiedlich ausfallen.

Curtis
"Der Weltraum ist unendlich groß Miss Lander und es ist alles in diesem Universum möglich."

Argamae

@Cpt. Future: den siehst Du nicht? Wenn man die von ihm dingfest gemachte Mentalität unterstellt, wie soll dann aus einer solchen etwas mutiges, innovatives erwachsen?
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Cpt.Future

#37
@Argamae.
Naja ... Ein Blick allein auf die Liste der Rollenspiele, die ich aufgezählt habe, minus der älteren Spiele zeigt mir, dass da doch das ein oder andere Mutige oder Andere enthalten ist.
Wenn ich Bangrim richtig verstanden habe, darf bzw. soll nicht Maßstab sein, wie verbreitet ein Rollenspiel ist. Es soll auf Klasse statt Masse, also Qualität statt Quantität abgestellt werden. Der Befund ist damit, dass in den letzten Jahren doch einige Titel aufgelegt worden oder erschienen sind, die Abwechslung von dem Üblichen anbieten. Somit widerlegen alleine diese Titel schon exemplarisch die Grundannahme, dass die deutsche Rollenspiementalität so etwas verhindern würde.

Namentlich:
Arcane Codex, Private Eye, Degenisis, Engel, LodlanD, NOVA, Barbaren, Western City, Ratten

Curtis
"Der Weltraum ist unendlich groß Miss Lander und es ist alles in diesem Universum möglich."

Greifenklaue

Zumal man die These aufstellen könnte, dass Settimbrinis Geschmack durch US-Rollenspiele besser bedient wird, während "der deutsche Rollenspieler", so e ihn gibt, dort weniger findet und daher eher eigenes schreibt als diejenigen, die mit den US-Produkten (oder deren Übersetzung) zufrieden sind.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Cpt.Future

Naja.
Die deutsche Rollenspielszene hat in den 80iger und 90iger Jahren sehr wenig hervorgebracht - in der Reihenfolge insbesonder Midgard, DSA und ERPS; und eigentlich ging es erst in den letzten 10 Jahren 'so richtig los'.
Daneben sind auch deutsche Rollenspieler und Rollenspielverlage doch stets bemüht, die großen Namen zu übersetzen, statt eigene Dinge auf den Markt zu bringen. Die Tendenz spricht aber zu Gunsten der deutschen Spieleschmiede.

Ingo hat auf seinem Blog in den Kommentaren näher erklärt, was er gemeint hat.

Curtis
"Der Weltraum ist unendlich groß Miss Lander und es ist alles in diesem Universum möglich."

Greifenklaue

Dem ließe sich entgegenhalten, dass sich der deutsche Geschmack ja erst durch DSA (und Midgard) herausgebildet hat, also erst entstehen musste, und nun langsam zum Tragen kommt. ;)
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Cpt.Future

Da halte ich dafür entgegen, dass sich Midgard und DSA vor allem auf Rollenspielveteranen wie mich ausgewirkt haben dürfte. Und ob meinesgleichen so prägend auf Rollenspiel'neu'linge eingewirkt haben, das stelle ich mal in Frage. Viele jüngere Rollenspieler dieser Tage dürften doch eher durch die Computer-Spielbranche geprägt sein. Und die Platzhirsche in dieser Branche kommen keineswegs aus Deutschland oder sind durch deutsche Rollenspiele geprägt.

In diese Entwicklung spielen doch weit mehr Faktoren hinein. Midgard war mit Mitte der 90iger Jahre nicht mehr präsent. DSA hat in Deutschland zwar die Fantasyrollenspielerei sehr massiv mitgeprägt. Aber seit Anfang bis Mitte der 90iger Jahre haben auch viele andere Rollenspiele, die bestenfalls nur marginal mit Fantasy zu tun hatten und haben, auf den Rollenspieler an sich eingewirkt - namtlich Shadowrun, Vampire, Werewolf und viele speziellere Spiele. Und diese stammen zum größten Anteil auch aus Amerika oder anderen Ländern (Cult, In Nomine). Daher habe ich da Zweifel, dass DSA, Midgard und ERPS eine entsprechend pärgende Wirkung für die aktuelleren Entwicklungen hat.

Bleibt die Frage: Sind die von mir zitierten Spiele nun alle oder zum Teil Stangenware? Wenn ja, was macht sie dazu?

Curtis
"Der Weltraum ist unendlich groß Miss Lander und es ist alles in diesem Universum möglich."

Argamae

Von Settembrini und meinem Seitenschritt hinsichtlich dessen Blog-Beitrag mal abgesehen - hier sprechen wir doch von "Innovation", also Neuerung oder Erneuerung. Spezifisch welche deutschen Rollenspiel-Settings haben denn hierzu beigetragen? Idealerweise auch noch Innovation über sich selbst hinaus angeregt oder beschleunigt? Als zusätzlichen Bonus dürfen sie auch erfolgreich gewesen sein.

Mir fällt da gerade nix ein.

Aber in diesem Zusammenhang nun Produkte wie "Arcane Codex" zu nennen, ist - gelinde gesagt - lächerlich. Da steckt soviel Innovation drin wie im 50. Aufguss von Classic D&D in Form noch eines Retro-Clones. Der Sektor "non-fantasy" hingegen könnte deutschstämmige Innovation enthalten.

Private Eye hat seinen Fokus auf Kriminalrollenspiel, aber es ist nicht innovativ.
Das Degenesis-Setting kenne ich nicht, kann dazu nichts sagen.
Engel versteckt seine Setting-Innovation in einem ultimativen SL-Geheimnis, daß die Spieler eventuell nie lüften. Jedenfalls soweit ich weiß.
Lodland ist SF unter Wasser, genau kenne ich das Setting nicht. Möglicherweise enthält es innovative Ideen.
NOVA ist ein Amalgam aus SF-Tropen und Neuschöpfungen. Das Gesamtprodukt enthält einige innovative Ideen, ist aber nicht bahnbrechend.
Barbaren ist ein Sword & Sorcery Setting. Null Innovation.
Western City ist schwerlich als Setting zu bewerten, wenn ich das richtig interpretiere. Die Spielmechanik mag innovativ sein.
Ratten ist ebenfalls null innovativ. Tiere als Charaktere gab schon vorher zuhauf.

Korrigiert mich, wenn ich irgendwo komplett daneben liege.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Greifenklaue

Warum sollte DSA nicht innoativ gewesen sein? Nach einer Anfangszeit mit Bizarrdungeons ist da geschmacklich etwas ganz eigenes entstanden.

Etwas, dass man nicht durch ein Wechsel auf System XYZ erleben kann.

Bei Midgard sehe ich das ähnlich ... Und klar, gibt es da Innovationen, wenn man sie so nennen will. Z.B. diese kleinteilige EP-Vergabe und das Steigern - durchaus anders als alles davor gewesene, allein es gefällt mir nicht.

Ich glaube auch nicht, dass man Pyramos seine kreativen Aspekte absprechen kann.

Barbaren ist ganz klar kein Sword & Sorcer-Setting, sondern eine Manowar-Macho-Parodie, ganz klar in Tradition von Forgespielen, trotzdem kopiert es diese nicht, sondern schafft eigene Mechanismen.

Western City ist ein spielleiterloses Spiel, was es vorher schon gab, aber das Konzept sehr erfolgreich umsetzt. Wenn es um spielleiterlose Spiele geht, sind die ersten beifden, die genannt werden Fiasco und Western City. Ersteres, später entstanden, erinnert wiederum an Western City. In jedem Fall wird das ganze bei WC auf erfrischende Art und Weise nei zusammengesetzt.

Zumindest haben alle diese Systeme (und/oder Settings) für mich mehr Innovation, als ein Setting, welches Romanautoren erfunden und nur abgetickert haben.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Also, irgendwie habe ich den Eindruck, wir (zumindest Greifenklaue und ich) fassen das Thema hier unterschiedlich auf.
Ich habe das so verstanden, daß wir SETTINGS um ihrer selbst willen betrachten. Nicht Spielmechanik oder Kniffe bei der Implementierung.

Einzig Pyramos, daß ich nicht kenne, würde dann nach meiner Auslegung als kreative Innovationsleistung im Rahmen der gestellten Frage gelten.

Midgard hat seine Wurzeln ja in Magira. Letzteres mag durchaus innovativ gewesen sein, wenn man bedenkt, wie lange es diese Welt schon gibt.
Aber das Midgard-Setting selbst ist nicht innovativ (Pseudo-Europa mit Fantasy). Ebensowenig DSA, dessen Aventurien zwar mit seiner kleinbürgerlichen Detailversessenheit ganz sicher Maßstäbe gesetzt hat, aber doch im Kern bloß EDO mit verfremdeten Erdkulturen ist.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Impressum: Dieses Forum wird betrieben von Linuxandlanguages.com, Inh. Maik Wagner / Seigerhüttenweg 52 / 38855 Wernigerode

 Kontakt unter admin [at] greifenklaue [punkt] de

 Datenschutzerklärung