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OSR und Zufallstabellen

Begonnen von Dr. Clownerie, 15. Januar 2015, 11:36:52

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Dr. Clownerie

Warum sind Zufallstabellen eigentlich so beliebt in der OSR-Szene? Ist der Zufall so ein entscheidender Beitrag für diese Art des Spiels und warum?

Greifenklaue

Zufall(stabellen) gibt kreativen Input.

Zufall sorgt dafür, dass Geschichten oder Charaktere nicht zu glatt geleckt sind, sondern Ecken und Kanten haben.

Zufall fordert heraus, etwas scheinbar unpassendes / wiedersprüchliches passig und stimmig einzubauen.

Die Entscheidung ist vom Zufall getroffen worden, statt willkürlich handgewedelt zu sein.

Zufall schafft Nebenplots, -geschichten, Plothooks, -ansätze und Ideen.

Zufall hat einen Mittelwert und eine Standardabweichung, kurzum ist elegant, berechenbar und doch unberechenbar.

Zufall ist ein Grund mehr zu würfeln.

(So als erstes Brainstorming ;))
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

#2
Zitat von: Dr. Clownerie am 15. Januar 2015, 11:36:52
Warum sind Zufallstabellen eigentlich so beliebt in der OSR-Szene?

Was Klaue schon nannte, plus:

  • Zufallstabellen simulieren eine Fantasywelt und ihre inneren Vorgänge
  • Zufallstabellen überraschen ALLE Spielbeteiligten

ZitatIst der Zufall so ein entscheidender Beitrag für diese Art des Spiels und warum?

Ja. Über das "warum" gibt's sicher unterschiedliche Auffassungen. Für mich ist die Zufallstabelle eine Geburt des Simulationsspiels (War Gaming), aus dem ja das Rollenspiel entstand. Und Simulation/Ergebnisoffenheit ist für viele OSR-Spiele ein integraler Bestandteil. Zufallstabellen fassen praktisch eine Fantasywelt zusammen und komprimieren diese oft auch. Man könnte z.B. einen ausführlichen Fluff-Artikel schreiben, darüber, was die Geschichte der "Nebelhügel" betrifft, welche alten Geheimnisse und Ruinen sie beherbergen und auf welche Fauna und Flora man dort treffen kann. Oder man schreibt eine Zufallstabelle für Begegnungen auf oder in den Nebelhügeln und findet es damit "selbst" heraus. Dieser Aspekt der Exploration des Ungewissen - gepaart mit Zufallsbegegnungen - ist ebenfalls ein für OSR unabdingbares Element.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Dr. Clownerie

So richtig überzeugt haben mich die Zufallstabellen erst durch Vornheim. Ich glaube das war Produkt um mir OSR mal genauer anzuschauen. Sonst kannte ich Zufallstabellen nur mit "1W6 Monster im Wald" *gähn*. Aber mit "1W6 Dinge die man in der Tasche einer Leiche findet" entwickeln sich wirlich Ideen.

Eine Zufallstabelle als Destilat einer Kampagnenwelt ist ein interessanter Gedanke. So habe ich noch nie darüber nachgedacht. aber ja, wenn bei 1-4 Wöle im wald auftauchen, dann ist das offensichtlich ein Wolfswald in dem es Wolfsprobleme gibt. Und wenn bei 1-4 Drogen in den Taschen der Leiche gefunden wurden, dann gibt es ein ernsthaftes Drogenproblem.


ZitatDie Entscheidung ist vom Zufall getroffen worden, statt willkürlich handgewedelt zu sein.

Das knn ich auch in einem gewisse Sinne verstehen. Aber sind Absurditäten nicht vorprogrammiert? Oder ist dann einfach die Tabelle schlecht?

Argamae

Zitat von: Dr. Clownerie am 15. Januar 2015, 21:13:17
Aber sind Absurditäten nicht vorprogrammiert? Oder ist dann einfach die Tabelle schlecht?

Zunächst einmal: natürlich gibt es schlechte und gute Zufallstabellen (je nach Maßgabe des Betrachters). Zufallstabellen sind in ihrer Entstehung natürlich alles andere als zufällig - die möglichen Resultate werden in den meisten Fällen vorab bestimmt und mit einer Wahrscheinlichkeit versehen. "Absurditäten" entstehen ja nur, wenn man eine vorgefasste Meinung oder Ansicht bezgl. eines Vorganges hat. Aber genau solche scheinbaren Absurditäten werden mit Sicherheit eine erinnerungswürdige Szene schaffen!
Ad hoc Beispiel: Wenn der Wurf auf der Schatztabelle für das Oger-Lager durch ein "Freak-Ergebnis" ergibt, daß dort nur Ölgemälde gefunden werden, dann mag das zunächst absurd sein. Aber das Zusammenspiel ergibt praktisch sofort tausende von Ideen - ist der Oger etwa Kunstliebhaber? Glaubt er, die Gemälde wären magische Gefängnisse für die abgebildeten Dinge/Personen? Erkennt er darauf vielleicht jemanden wieder, zu dem er eine persönliche Beziehung hat? Ist der Oger vielleicht gar kein Oger sondern ein verwandelter Mensch, der die Gemälde als einzige Erinnerung an sein früheres Dasein hortet? Usw. usf.
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Dr. Clownerie

Stimmt! Da kommt dann die Überraschung für alle zum tragen. Ich glaube das verlangt etwas Mut vom spielleiter. Vielleicht ist das ein Faktor der einigen unheimlich ist und den ich auch nicht ständig am Spieltisch haben muss. Als SL ist man ja ohnehin allzeit gefordert :D

Wann und wie oft nutzt ihr denn Zufallstabellen?

Angenehme Diskussion/Kamingespräch übrigens  :)

fnord

Zitat von: Dr. Clownerie am 15. Januar 2015, 21:13:17
So richtig überzeugt haben mich die Zufallstabellen erst durch Vornheim. Ich glaube das war Produkt um mir OSR mal genauer anzuschauen. Sonst kannte ich Zufallstabellen nur mit "1W6 Monster im Wald" *gähn*. Aber mit "1W6 Dinge die man in der Tasche einer Leiche findet" entwickeln sich wirlich Ideen.

Als junger Rollenspieler fand ich die Zufallstabellen für Kampfbegegnungen auch nicht so toll. Es kam mir etwas lieblos vor und da ja vom Kobold bis zum Drachen alles erscheinen  konnte, hätte es auch schnell ins Auge gehen können, wenn das falsche sprich zu starke Monster erschien. Heute sehe ich es ähnlich, wie Argamae, das es für alle Beteiligten eine Überraschung geben kann. "Wer in den Wald geht, muss damit rechnen, dass er auch auf Monster trifft, die seinem Level nicht entsprechen." Früher wäre ich wegen der Unausgewogenheit sauer gewesen, wenn der Erstgradler beim Waldspaziergang einem Baumdrachen begegnet und gefressen worden wäre.     

Besser Begegnungstabellen finde ich aber die Beute oder Gegenstandstabellen. Mein Liebling (http://www.palinola.com/projects/lab/greenbox/) und Argamae hatte mal in seinem Blog mal eine Tabelle mit magischen Gegenständen vorgestellt.
..... und wieder nur ein Gehirn für alle!
Darin liegt Romeros subversives Genie, dem Publikum zu geben, wonach es sich sehnt – und dann noch eine Menge Zeug dazu, was man nie haben wollte.

Greifenklaue

Zitat von: Dr. Clownerie am 15. Januar 2015, 21:13:17
So richtig überzeugt haben mich die Zufallstabellen erst durch Vornheim. Ich glaube das war Produkt um mir OSR mal genauer anzuschauen. Sonst kannte ich Zufallstabellen nur mit "1W6 Monster im Wald" *gähn*. Aber mit "1W6 Dinge die man in der Tasche einer Leiche findet" entwickeln sich wirlich Ideen.
Wundert mich jetzt insofern, dass Du für den Pendragon-Blog schon ganz interessante Zufallstabellen gebaut hast!? Oder hab ich Dir die fälschlicherweise zugeschrieben?

Nimm da z.B. die Begegnungstabellen von Dungeonslayers, da können Kämpfe, interessante Begegnungen (eine Gruppe Holzfäller), Schauplätze (alter wachturm, niedergebrannte Kate) und mehr rauskommen. Schöne Mischung! Und das gibt es ja durchaus für viele Rollenspiele.

ZitatEine Zufallstabelle als Destilat einer Kampagnenwelt ist ein interessanter Gedanke. So habe ich noch nie darüber nachgedacht. aber ja, wenn bei 1-4 Wöle im wald auftauchen, dann ist das offensichtlich ein Wolfswald in dem es Wolfsprobleme gibt. Und wenn bei 1-4 Drogen in den Taschen der Leiche gefunden wurden, dann gibt es ein ernsthaftes Drogenproblem.
Genau ... Dazu auch: Zufalls-Begegnungstabellen als Werkzeuge zur Weltmodellierung

Zitat
ZitatDie Entscheidung ist vom Zufall getroffen worden, statt willkürlich handgewedelt zu sein.

Das knn ich auch in einem gewisse Sinne verstehen. Aber sind Absurditäten nicht vorprogrammiert? Oder ist dann einfach die Tabelle schlecht?
Weder noch. Es kann ein Reiz sein, etwas scheinbar absurdes konsistent einzubauen.

Ich hab z.B. mal für meinen Kleriker eine Hintergrundgeschichte ausgewürfelt, aus der sich Goldgier ableiten lies (nicht zwingend, aber möglich: in Armut geboren etc. pp.), was dann dazu führte, dass der Kleriker der war, der auf die Bezahlung bestand ...

Insgesamt empfehle ich mal den letztjährigen Karneval zum Thema Zufallstabelle.

Dort insbesondere diese Artikel:
Einfach dem Zufall überlassen? via Björn Jagnow - Diskussion um den Zufall!
(Björn legt mit Kritik am Zufall los zum Auftakt des Karnevals, dort sammeln sich ein paar sehr schöne Stimmen in den Kommentaen dazu, was sie am Zufall reizt.

Außerdem das schon erwähnte Zufalls-Begegnungstabellen als Werkzeuge zur Weltmodellierung.

Zuguterletzt noch der Hinweis auf den Thread hier mit einer Sammlung Zufallstabellen.

Hast Du auch schon das D&D 5 DMG? Da ist ne tolle Tabelle drin, die insbesondere auch Deinen Spielertyp ansprechen sollte.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Zitat von: Greifenklaue am 16. Januar 2015, 22:13:30
Hast Du auch schon das D&D 5 DMG? Da ist ne tolle Tabelle drin, die insbesondere auch Deinen Spielertyp ansprechen sollte.

Ach ja? Welche denn (von den vielen wirklich tollen Tabellen)?
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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Greifenklaue

Ich meine diese W100 Kleinigkeiten/Gegenstände, die sind genau nach Geschmack von Herrn Doctor, könnte ich mir vorstellen.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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Dr. Clownerie

Gute Zufallstabellen bastele ich ganz gerne, aber erst seit ich in Vornheim gelesen habe :D Das war vor dem Pendragon-Blog :-]

Greifenklaue

Zitat von: Dr. Clownerie am 17. Januar 2015, 18:47:46
Gute Zufallstabellen bastele ich ganz gerne, aber erst seit ich in Vornheim gelesen habe :D Das war vor dem Pendragon-Blog :-]
Achso, das klang ao nach einer kürzlichen Erleuchtung ...

Das wäre doch mal ein nettes Thema für System matters...

Du wolltest ja noch wissen, wann man jeweils Zufallstabellen einsetzt, hier ein paar Beispiele:
- Charaktererschaffung (als Spieler, Beispiel D&D 5 nach Festlegung eines Hintergrundes oder zum Auswürfeln eines ungewöhnlichen Gegenstandes oder W40k für einen Charakterzüge)
- Ressourcen an mag. Gegenständen in Städten (SL, Pathfinder, DS - typischerweise vorab erstellt)
(Ich als Spieler hasse Settimgs, wo mag. Gegenstände frei verfügbar sind gegen Bares. Ich mag es, aus dem vorhandenen möglichst viel rauszuholen und das, was man absolut nicht braucht, natürlich zu verkaufen oder tauschen, aber auch dort eine beschränkte und keineswegs (nur) zum Charakter passende Auswahl zu haben.)
- Schätze (typischerweise DS mit den schnellen und trotzdem umfangreichen Beutetabellen)
- Begegnungen in einer Sandbox (PF oder DS)
- Gerüchte (PF, so welche in Erfahrung gebracht werden)
- Fundstücke in der Zombiekalypse (ZS)

Das wären so Beispiele, wo sie in letzter Verwendung fanden.

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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Argamae

Zitat von: Greifenklaue am 17. Januar 2015, 05:43:35
Ich meine diese W100 Kleinigkeiten/Gegenstände, die sind genau nach Geschmack von Herrn Doctor, könnte ich mir vorstellen.

Achso, die sind aber im PHB, nicht im DMG. ;)
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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