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LARP vs. Tischrollenspiel (ein Vergleich)

Begonnen von Besserwisserboy, 15. August 2011, 18:41:55

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Besserwisserboy

Ich betreibe Tischrollenspiel seit dem Erscheinen der ersten DSA-Box (also noch in der Pionierzeit Deutschlands) und habe mit dem LARP-Hobby etwa 1994 angefangen (also auch in etwa der Pionierzeit in Deutschland).
Also durchaus einmal Zeit diese doch sehr verwandten Hobbys unter die Lupe zu nehmen und  Vor- und Nachteile aufzulisten.

Früher hielt ich Larp für eine natürliche Weiterentwicklung des Tischrollenspiels, wo man im realen Spiel alles das erleben kann, was man sonst nur vom Spielleiter beschrieben bekommt.
Zu einem kleinen Teil stimmt das sogar, doch Larp hat gewisse Grenzen, die das Tischrollenspiel nicht hat. Manche Dinge sind im realen leben nicht darstellbar. Man nehme nur die Fähigkeiten zu Fliegen oder sich unsichtbar zu machen. Auch Versuche z.B. einen Drachen darzustellen sind bisher immer ins Lächerliche verkommen. Oft wird dann zu "Telling" gegriffen, also der Beschreibung bestimmter Begebenheiten, ganz wie im Pen & Paper.
In den letzten Jahren gab es im Larp viele Spieler die sich zusammengetan haben und auf genau solche Dinge im Spiel verzichten.
Der Trend dieser Spielrichtung geht schon in die Richtung des Reenactment. Also historisch angelehnter Darstellung.

Aber selbst nach selbst auferlegter Spielprinzipien wird sich eine 100% Umsetzung einer mittelalterlichen Hintergrundwelt nicht erreichen lassen. Ein Strommast im Hintergrund oder eine  moderne Heizung oder ein Feuerlöscher in einer Burg wird einen immer an die normale Welt erinnern.

Larp ist, jen nachdem wie intensiv man es betreibt, ein sehr teures Hobby, zumindest in direkten Vergleich zum Tischrollenspiel. Andererseits fördert Larp auch gewisse andere Fähigkeiten, die man sonst wohl nicht an den Tag gelegt hätte.
Viele meiner männlichen Mitspieler sind mittlerweile recht geübt im Umgang mit der Nähmaschine oder in der Leder- und Metallverarbeitung.
Ich persönlich habe mir einige Fähigkeiten im Bau von Larpwaffen angeeignet.
Man kann also getrost sagen, daß die Herstellung der Gewandung und Ausrüstung zu einem eigenen Hobby wird.

Bei allenn Kompromissen hat mich Larp auch ein wenig Realismus gelehrt. Hat man früher im Tischrollenspiel durchaus mal 5 Kettenhemden von Gegnern geplündert und mit sich rumgeschleppt, da es die Tragkraft des Charakters hergab, oder hat man auch mal als Krieger drei Nächte hintereinander Wache geschoben, damit der Magier seine Astralpunkte regenerieren kann, sieht der Realismus im Larp eher anders aus.

Larp ist unberechenbarer. Während ein 15-Level-Paladin in Vollplatte in AD&D stundenlang gegen Horden von Goblins kämpfen kann, ohne eine Schramme zu befürchten, hat der gleiche Paladin im Larp gegen nur zwei Goblins, die besser kämpfen als er durchaus seine Probleme.
Im Tischrollenspiel werden in der Regel alle NSC vom Spielleiter gelenkt. Kennt man diesen ein wenig, weiß man in etwa wie gewisse Rollen reagieren.
Beim Larp spielt man mit dermaßen vielen Leuten, daß man deren Reaktionen und Spielweise, daß man den Spielverlauf unmöglich genau vorhersagen kann.
Gleiches trifft (zum Ärger einiger SL) auch auf die Spieler zu. Larp ist weniger genau zu planen als ein geschriebenes DSA-Abenteuer.
Im Pen & Paper sind die Spieler immer die Hauptpersonen. Beim Larp verteilt sich das auf die gesamte Spielerschaft. Die allergrößten Heldentaten werden selten von Einzelpersonen begangen oder von sehr kleinen Gruppen.
Beim Larp sollte man nicht erwarten einzig von der SL zu bespaßt zu werden. Für ein befriedigendes rundes Spiel sollte man hingegen auch etwas zurückgeben und die anderen Mitspieler bespaßen.

Ein weiterer Nachteil von Larp ist (insbesondere auf Großcons) das Kulturen-Misch-Masch. Da kann es durchaus sein daß eine antike Römertruppe auf Piraten mit Schußwaffen trifft. Wenn einen so etwas nicht stört, gut.
Wer dabei einen dicken Hals bekommt, sollte sich lieber nach Veranstaltungen mit einem klar definierten Hintergrund umschauen. Mittlerweile gibt es sehr spezielle Con, die z.B. nur für Charaktere mit dem gleichen Spielhintergrund (wie DSA oder Warhammer) veranstaltet werden.

Man kann sagen daß es zu fast jedem Rollenspiel auch das passende Larp gibt, sei es nun ein Zombieszenario, Battlestar Galactica, Endzeit oder Vampire die Maskerade.

Also kann ich jedem empfehlen der das Larp-Hobby mit Tischrollenspiel vergleichen möchte, sich sehr gut Gedanken über seinen zu spielenden Charakter und dessen Darstellbarkeit zu machen. Des weiteren sollte man sich den Con und den Veranstalter sehr genau unter die Lupe nehmen. Meist genügt ein Blick auf dessen Homepage, um zu sehen woran man ist...



Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
Wer hat meinem Goldfisch das Töten beigebracht???

ClemLOR

Hallo.

Vielen Dank für die Mitteilung Deiner Eindrücke. Als ausgesprochener Nicht-LARPer (weder habe ich je geLARPt, noch macht es mich neugierig genug, es mal auszuprobieren (trotz Teufelsbrauts zeitweiser Bemühungen)) kann ich natürlich nichts dazu beitragen.

Ein wenig bestätigen Deine Worte meine Erwartungen. Aber sie zeigen auch, dass LARP eine Faszination mit sich bringen können. Deshalb: Cheers, weiter so!

afG
ClemLOR

Besserwisserboy

#2
War auch genau dafür gedacht.
Es hat sich immer wieder gezeigt, daß Leute, die sich mit diesem Thema noch nicht beschäftigt haben, nicht selten einen sehr falschen Eindruck von diesem Hobby haben.
Weder bin ich so vermessen LARP oder Tischrollenspiel als das tollste Hobby überhaupt zu bezeichnen, dennoch ist es auch nicht das Hobby, als welches es von Medien oft dargestrellt wird.

Bestes Beispiel ist ein Bericht, der glaube ich im Spiegel, erschienen ist. Der Bericht befasst sich mit dem Conquest of Mythodea (also dem größten Con Europas). Da laufen ca. 7000 verkleidete Spieler rum und wer wird für den Artikel fotographiert?
Ein Mädel mit Stummelfledermausflügeln, Stachelhalsband und so tief ausgeschnittenem Rückenausschnitt, daß man ihren roten Stringtanga bewundern kann...
Sicher keine Werbung für dieses Hobby und mit Sicherheit nicht der Durchschnitt. Man musste sich schon sehr viel Mühe geben aus allen großartigen oder zumindest vorzeigbaren Gewandungen genau diese abzulichten.

Aber es hängt auch sehr vieles mit der Auswahl der Veranstaltung zusammen. Ich war auch schon auf Larps, bei denen ich mir gedacht habe, daß ein Besuch im Kino um einiges besser gewesen wäre...
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