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[KINO] Prince of Persia: Der Sand der Zeit

Begonnen von Argamae, 20. Mai 2010, 20:43:31

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Argamae



VORAB
Ich hab's ja schon oft kund getan: PRINCE OF PERSIA - SANDS OF TIME ist eines meiner liebsten Action-Adventure-Videospiele überhaupt. Ich hab's auf dem GameCube damals 2-3x durchgezockt und später noch mehrmals auf der Xbox. In einem anderen Thread (Videogames als Quelle für Ideen) schrieb ich dazu (also über das Spiel, nicht den Film):

ZitatStory Spiel *** SPOILER ***

Der persische Prinz entfesselt mit seinem "Dolch der Zeit" aufgrund von Stolz und Hochmut den "Sand der Zeit", der aus einem gewaltigen Stundenglas strömt, daß sein Vater als Kriegsbeute einem befreundeten Herrscher schenkt. Nun verändert der Sand das "Raum-Zeit-Gefüge" und verwandelt alle Lebewesen im Umkreis in Sandkreaturen - halb-lebende Körper, die an die dämonischen Kräfte des Sandes gebunden sind. Lediglich der Prinz, der böse Wesir - und, wie sich später heraus stellt, auch die Tochter des eroberten Maharadschas - entkommen der Katastrophe (warum das so ist, wird auch geklärt - wenngleich das Geheimnis der Prinzessin erst in Teil 2 gelüftet wird). So also macht sich der Prinz auf, um das begangene Übel ungeschehen zu machen.
Der Großteil des Spiels besteht aus Kletter- und Sprungpartien durch eindruckvoll designte Level voller 1001-Nacht-Flair. Dazu kommen exzellent inszenierte Kämpfe gegen Sandkreaturen aller Coleur. Nebenbei entspinnt sich noch eine zarte Liebesgeschichte um den Prinzen und die Prinzessin, die humorvoll geschrieben ist. Der Clou ist aber, daß der Prinz (und damit der Spieler) durch seinen magischen "Dolch der Zeit" allerlei witzige Dinge anstellen kann: etwa kurzzeitig die Zeit zurückspulen, falls ein Sprung in den Tod führte, oder Gegner in Zeitlupe versetzen, um sie anständig zu vermöbeln.
Am Ende des Ganzen muß der Prinz den Tod der Prinzessin mitansehen - kann aber den Sand der Zeit zurück in das Stundenglas führen und damit alles ungeschehen machen. Er begibt sich dann vor der Katastrophe zur Prinzessin, um ihr den Dolch der Zeit zurückzubringen. Diese kann dem "Fremden" jedoch seine abenteuerliche Geschichte kaum glauben...

*** SPOILER OFF ***


DER FILM
Okay. Nun also haben sich Mike Newell ("Donnie Brasco", "Harry Potter und der Feuerkelch", "Vier Hochzeiten und ein Todesfall") und das Bruckheimer-Team um "Pirates of the Caribbean" daran gemacht, den Stoff auf Zelluloid zu bannen. Und ich saß gestern in der Vorpremiere drin. Was gibt es dazu jetzt zu sagen?

Für die, die es eilig haben: wenn man das zugrunde liegende Spiel nicht kennt, kann man ihn sich als nette Popcorn-Unterhaltung ansehen (muß aber nicht); wenn man das Spiel kennt (und mag), dann ist die Verfilmung eher eine Enttäuschung, wenn auch keine richtig herbe.

Für die, die mehr Zeit haben: mein Problem bei der Beurteilung des Filmes ist meine Kenntnis vom und Zuneigung für das Videospiel. Deshalb - obwohl ich mir alle Mühe gab, es nicht zu tun - muß ich es immer wieder mit dem Spiel vergleichen. Und in Sachen Atmosphäre, Schauplätze und Story weicht der Film doch sehr vom Videospiel ab.

Story Film *** KLEINERE SPOILER ***
Ein weiser und gütiger Perserkönig nimmt sich einen Bettelknaben namens Dastan (Jake Gyllenhaal) als Adoptivsohn, als dieser ihn durch seinen Mut und seine Akrobatikeinlagen bei einer Marktszene schwer beeindruckt. Der Junge wächst fortan in Luxus und mit zwei Brüdern auf, die leibliche Kinder des Königs sind (und sich aber überhaupt nicht mal ansatzweise ähnlich sehen; vermutlich hatte der König 'ne Menge Frauen). Eines Tages ziehen die Söhne in Abwesenheit ihres Vaters gegen die Feinde Persiens aus und treffen die folgenschwere Entscheidung, die sagenumwobene Stadt Alamut anzugreifen, die in Verdacht steht, Waffen für die Feinde zu schmuggeln. Mittels Dastans kühnem Plan gelingt es, durch ein weniger bewachtes Seitentor in die Stadt zu gelangen und die bildhübsche Prinzessin Tamina (Gemma Arteron), Regentin Alamuts, in ihrem Palast zu stellen. Edel und großzügig macht man ihr das Angebot, sinnloses Blutvergießen zu vermeiden, wenn sie einwilligt, die Frau von Dastans ältestem Bruder zu werden, der neuer König von Alamut werden will. Als der Vater der drei Brüder davon erfährt, ist er zunächst wütend über den Angriff, findet sich jedoch zum Freudenfeste in Alamut ein. Dort erliegt er dann einem tückischem Attentat, als der von seinem Adoptivsohn Dastan als Geschenk dargebotene Gebetsmantel sich als Giftfalle herausstellt. In dem entstehenden Tumult flieht der Prinz zusammen mit Tamina (die einen merkwürdigen Dolch an Dastans Gürtel bemerkt hat, den dieser als Kriegsbeute erhielt) aus Alamut, will doch seine Unschuld angesichts solch offensichtlicher Heimtücke niemand so recht glauben.
Auf der Flucht findet Dastan dann heraus, daß er mithilfe des Dolches die Zeit zurückdrehen kann - und nur er selbst behält die Erinnerung an rückgängig gemachte Ereignisse. Doch der Sand, der sich im Griff des Dolches befindet, ist alsbald aufgebraucht... und an Nachschub zu kommen, ist ziemlich heikel. Schließlich hat er nicht nur eine willenstarke und wütende Prinzessin im Schlepptau, die alles tun würde, um den Dolch wieder ansich zu bringen, sondern muß sich auch noch mit der Frage beschäftigen, wer den Mord geplant und ihn verraten hat... und da kommen ihm als erstes seine beiden Brüder in den Sinn. Natürlich entwickeln sich zwischen Tamina und ihm bald zarte Liebesbande, die natürlich keiner von beiden eingestehen will.

*** SPOILER OFF ***

Soviel zur Filmstory, ohne jetzt zuviel zu verraten. Wer mitgelesen hat, entdeckt nur ein paar Parallelen zur Videospiel-Story - so fehlt z.B. der ganze Teil, in dem der Sand freigesetzt wird und alle in übernatürliche Kreaturen verwandelt. Der Dolch spielt zwar eine Rolle, jedoch keine so tragende wie im Spiel, da er dort ja das zentrale Einsatzinstrument des Spielers ist. Überhaupt kommt mir einfach der mystische Aspekt viel zu kurz. Das bezieht sich nicht nur auf die Story, sondern auch auf den Look des Filmes, der sich überwiegend bemüht, ein staubig-sandiges und realistisch wirkendes Nahost-Reich darzustellen - und nicht das märchenhafte Flair eines Fantasy-Persiens wie im Spiel. Auch findet der Großteil der Handlung im Film outdoor statt, während man im Spiel vornehmlich in gewaltigen Palästen, düsteren Katakomben und an schwindelerregenden Turmzinnen unterwegs ist. Lediglich gegen Ende des Films gibt es eine "Dungeon"-Szene, die aber viel, viel zu kurz (und dazu noch seltsam) ausfällt.
Einige Dinge macht der Film aber ganz gut, wie etwa zusätzlich eingebaute Charaktere (Alfred Molina als Sklavenhändler ist unterhaltsam anzuschauen) und die Geschichte um die drei Brüder und ihre Beziehung zueinander. Auch gut sind die sehr effektvoll inszenierten Zeitmanipulationen, in denen der Prinz die Zeit zurückspult, um sich anders zu entscheiden - aber die kommen viel zu selten vor! Was mich aber ohne Ende annervt, sind wieder diese hektisch geschnittenen Kampfszenen in Nahaufnahme, die auf mich oft abgehackt und ohne flüssigen Anschluß wirkten. Wo sind die sorgfältig choreographierten Kampfszenen in der Totalen hin? Außerdem hat der Film mit mancherlei Anschlußlücken (logischen wie geographischen) zu kämpfen, wo man manchmal nicht wirklich weiß, wie jetzt wer dahin gekommen ist bzw. wie jemand wen da gefunden hat. Einige der Kletterszenen waren hübsch anzusehen und weckten dann wirklich (kurzzeitig) das Flair des Videospiels, wobei die Parcour-Einlagen eher an das genretechnisch verwandte ASSASSIN'S CREED erinnerten (das auch bei UBISOFT erschienen ist).
Zu den Darstellern kann man sagen, daß die oben namentlich erwähnten Mimen ihre Sache gut machen (Jake Gyllenhaal sieht wirklich wie der Prinz aus dem Spiel aus), während die nicht namentlich erwähnten zumindest ordentlich mitspielen.
Die Effekte sind standesgemäß, wobei die Überflug- und Panorama-Szenen der Stadt Alamut wirklich eindrucksvoll geraten sind. Deutlich besser aber hätte man diesen Film in der neuen 3D-Technologie umsetzen können.

FAZIT: ich wollte "untote" Sandkreaturen, ich wollte ein märchenhaftes, nicht-realistisches Persien mit goldgetäfelten Palastkorridoren, rotierenden Sichelfallen des Todes und der Dekadenz allmächtiger Zauberkönige, ich wollte Fantasy und viel mehr Turn- und Klettereinlagen. Habe ich nicht bekommen. Ich bekam einen soliden Abenteuerfilm in leidlich ansprechender Verpackung, der Elemente des Videospieles aufgreift, aber am Ende nicht konsequent genug einbettet. Gerade das Ende des Films scheint sich zu bemühen, an das so vortrefflich erzählte Videospiel-Finale anzuschließen, bleibt dabei aber irgendwie blutleer und ohne den Kniff, der das Ende des Spiels für mich so besonders schön gemacht hat.
So ist für mich nichts halbes und nichts ganzes entstanden, daß man zwar immer noch sorglos konsumieren kann - aber als echter Fan der Spielereihe um den persischen Prinzen (der im Spiel übrigens der leibliche Sohn ist) kann man mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Argamae

Ach ja, noch was: Jordan Mechner, der ursprüngliche Vater der Spielereihe ("Prince of Persia"), ist am Kinofilm konzeptionell beteiligt (Screenplay, Drehbuch, Script - ich weiß nicht mehr genau). Merkt man dann im Film leider auch nicht wirklich. Schade.  :-[
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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Christophorus

Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber interessant finde ich ja den Umstand, dass sich die Macher - inklusive Jordan Mechner - kaum an die Vorlage gehalten zu haben scheinen. Wieso eigentlich nicht? Selbst wenn sie sich zu 100% daran gehalten hätten, hätten auch jene Besucher, die die Vorlage nicht kennen, dem Handlungsverlauf wunderbar folgen können. Komisch.
»Ich glaube, mit D&D werde ich nicht mehr glücklich...« - Zitat Greifenklaue

ClemLOR

Hallo.

Mailt sie doch einfach an, um nach dem "Warum habt Ihr das nicht wie im Spiel gemacht" zu fragen. :)

Jedenfalls ist es so, wie Argamae geschrieben hat: Da ich von Prince of Persia nur den allerersten Teil vom PC (286 tauglich) kenne, bin ich mit den neueren Entwicklungen und Möglichkeiten der Story nicht vertraut; daher kann ich mich als "thematisch unbedarft" einstufen:
Der Spiegel Kritik muss ich in jeder Hinsicht widersprechen. Ich komme für mich zu dem Fazit: Ein insgesamt sehenswerter Film, aber kein Muss. Die Handlung ist OK, technisch gibt es wenig zu meckern, solide Arbeit.

Viele Grüße
C-LOR

Besserwisserboy

Kein schlechter Film. Sehr belustigend fand ich, daß die heilige Stadt wegen angeblich versteckter Waffen angegriffen wurde.
Erinnert mich irgendwie an den Irakkrieg. Ist ja gleich um die Ecke...
Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
Wer hat meinem Goldfisch das Töten beigebracht???

Greifenklaue

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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