Geniale Pläne begegnen der Realität

[Wandervogel]

Es ist jetzt fast 10 Jahre her, dass ich zu meiner Studienzeit in Hannover einer ArsMagica-RPG-Runde angehörte, in der sich folgendes zutrug - manch einem habe ich die Story schonmal erzählt, aber sie ist eigentlich immer wieder gut.

Unser Spielleiter war eigentlich genial, er hatte meist gute, wenn auch schräge Ideen, nur leider litten seine Pläne zuweilen im Detail - sprich, sobald man etwas länger nachdachte, tauchte ein Fragezeichen nach dem anderen auf, das er auch nicht erklären konnte.
Da ich abends immer den letzten Zug Richtung Heimat erreichen musste, kam es vor, dass die anderen noch ein wenig weiterspielten, sie hatten extra für solche Gelegenheiten - ich war nicht der einzige, der nicht immer und bis open end da war - eine zweite Handlungsebene: Der Sumpf!

Es begab sich also, dass ich eines Tages zeitig beim Spielleiter aufschlug, es war noch eine gute halbe Stunde, bis der Rest eintrudeln würde, wir klönten und ich fragte, was denn die letzte Woche noch so gelaufen war.

Er sah mich ganz traurig an und meinte, die anderen hätten seine Idee, im Sumpf eine große Gefahr samt gefährlichem Gegner usw. aufzubauen, zerstört.

Ja, huch! sage ich. Was ist denn passiert?

Und er schilderte mir die Lage:
Abenddämmerung im Sumpf, in der kleinen Siedlung am Rand eines Feuchbiotops von der Größe Bayerns (Minimum) ist gerade Wachwechsel, als ein großes Boot - wohl eher ein Nachen - gesichtet wird, das durch den Sumpf fahrend auf die Siedlung zuhält, an Bord anscheinend ein gutes Dutzend Kinder.
Die mehr als leicht paranoiden Jungmagier (ist ja ArsMagica) unter der Führung eines völlig irren Hexers gehen gleich in Abwehrposition.
Warum das Boot in der Folge von den Magiern versenkt wird, konnte mir mein damaliger Spielleiter nicht wirklich erklären, fest steht nur, dass die Kiste absoff und nichts mehr auftauchte, so dass man in der Siedlung nunmehr zum Abendbrot übergehen konnte, Action erledigt.

Hm, sage ich, Boot mit Kindern versenken ist ja doof, aber angesichts der mörderischen Tendenzen der Irren im Sumpf nicht wirklich unerwartet (die Sumpfcharaktere waren eigentlich ein Haufen Witzfiguren ohne wirklich lange Lebenserwartung, die immer mal wieder was zu tun bekamen) .
Was hätte es denn mit den Kindern auf sich gehabt?

Ja, das waren Vampire.

Vampire? - Im Sumpf bei Abenddämmerung???

Ja, lichtunempfindliche Vampire.

Aha.

Aber Kontakt mit Wasser tötet sie. Deshalb sind sie beim Untergang des Bootes alle vernichtet worden. - Sagte er und guckte wieder traurig, während er vielsagend auf seinen Notizblock klopfte, wo ich seine ausgearbeiteten Spielwerte der Kindervampire sehen konnte.

Äh... ja... und warum leben diese wasserscheuen Vampire in einem Sumpf, wo man eigentlich immer wenigstens bis zum Knie im Wasser steht, so man keinen der wenigen trockenen Punkte für sich beanspruchen kann?

Genau da trat wieder das Problem mit den Details auf anscheinend, denn darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht.
Deshalb an dieser Stelle ein Rat von mir an alle anderen Spielleiter:
Solltet ihr jemals einen superduper-Endgegner zusammenbauen, auf den ein Sturz ins Wasser wirkt, als würde man einen normalen und ungeschützten Menschen mit Benzin übergießen und ihm eine brennende Fackel ins Gemächt drücken, dann siedelt diesen Endgegner am besten mitten in der trockensten Wüste eurer Kampagnenwelt an und nicht mitten in einem verdammten Feuchtbiotop!

So, der nächste ist dran, uns eine erbauliche Geschichte zu bringen!

[KULTist]

Nicht ganz die selbe Sache, aber durchaus passend:

Vampire aus der Alten Welt, unerfahrene junge Vampire sind in einer sternenklaren Winternacht mit fast vollem Mond am Himmel gezwungen, sich vielleicht einen Unterschlupf auf einem alten gotisch angehauchten Friedhof zu suchen.

Dann, ein Geräusch weckt ihre Aufmerksamkeit, vorsichtig und nahezu lautlos nähern sie sich einem von Mondlicht beschienenen, verschneiten Gräberfeld, als wie aus dem Nichts eine verkrüppelte Gestalt in einem robenartigen Fetzen auftaucht und sich mit zögerlichen Schritten einem Grab nähert, um dort eine rote Rose niederzulegen...

Dunkelromantik pur...


...plötzlich verdreht der Spielleiter die Augen nach Links oben und fragt sich selbst:

"Hm, wo hat der im Winter die Rose her?
Ach, egal!"

 [15]

[Besserwisserboy]

Auch eine kleine Geschichte zum Thema Realismus, dieses mal aus dem Larp:
Auf einem Vampire aus der alten Welt-Larp spazieren zwei Spieler-Vampire und ich als SL durch den Wald um irgend etwas Wichtiges für den Plot zu suchen. Im Wald waren kurze Zeit vorher Werwölfe (der natürliche Feind aller Vampire) aufgetaucht. Die Lasombra-Spielerin (Marke Gothic-Schnitte) sagt zu dem Tzimisce-Spieler (Vampire aus den Karparten): "Ich bin erschöpft und es gelüstet mich nach Blut!" Antwort: "Kein Problem, ich habe die Fähigkeit Tiere anzulocken!" Der Spieler heult wie ein Wolf in die Nacht und fragt mich: "Na SL kommt was?" Ich schaue ihn ungläubig an und sage: "Äh, ja ein Reh erscheint auf der Lichtung!"  "Ich heule wie ein Wolf und es kommt ein Reh!? Wie unrealistisch ist denn das???"  Ich antworte: "Recht hast du. Moment, ich schaue mal wie viele NSC in Tiergewandungen ich gerade auftreiben kann!"
In der Burg finde ich dann auch zwei NSC in Werwolfgewandungen.
Einen kurzen Kampf und zwei entgültig tote Vampire später ist dem Realismus genüge getan...

[Zy-Nist]

@Besserwisserboy

Zum Thema fast unbesiegbare Monster fällt mir immer wieder gern das SEPTEMBERMONSTER aus Paranoia ein. Zitat: Ein grässliches unbesiegbares Monster das sofort tot umfällt wenn jemand "September" sagt.

[Besserwisserboy]

Nun, die Werwölfe waren eigendlich nicht unbesiegbar. Bloß wer allein die Kampfwerte von Werwölfen und Vampiren in der World of Darkness miteinander vergleicht, kommt schnell zu dem Schluß, daß Werwölfe im Nahkampf besser sind. Bezauberung oder Schattenwandel wären wohl die bessere Option gewesen. Das haben die Spieler nachher auch gleich eingesehen, aber irgendwie waren sie von dem Angriff doch überrascht... warum auch immer!

[KULTist]

Hm, und ich hatte bei dem Con noch gedacht:

Hm, die beiden Brüder und ihre Partner machen einen Vampire aus der Alten Welt Live-Con, da könnte man mal richtig cool gemachten Werwölfen begegnen!
Da muss ich unbedingt dabei sein, aber am besten so, das ich das überlebe!
Hm, Gangrel habe ich ja schon, wer kann sich denn noch ein wenig unangreifbar machen wie eine Nebelwolke?
*Grübel*
Hm, ja, Lasombra haben doch Schattengestalt und ich habe doch noch so ein nettes Konzept...

Tja, und ich bin leider den Werwölfen nicht begegnet...  [19]

Angemerkt sei noch, das zumindest der Tzimisce vermutlich sein Ende sonst wohl noch durch die Hände einiger anderer SC erhalten hätte, da sein Konzept als christlicher(!) Koldun (Naturgeister-/Dämonenbeschwörer!!!) intime nicht unbedingt dazu neigte, sich Freunde zu machen... [25]