Schale Siege

[fnord]

Shadowrun ist aber auch imho immer ein bißchen kritisch zu betrachten.
Plant man gut und der Run läuft absolut reibungslos, ist es langweilig.
Geht was daneben, ist zwar Action angesagt, aber es ist halt daneben gegangen....

Ja, das kenne ich. BZW. das kam mir bei SR auch immer ein bischen quer.

Aktuelles Beispiel von Donnerstag:
Im Warhammer Fantasy Setting sind wir drei Abende der Frage nachgegangen: Wer ist der Werwolf in der Burg von Stefan von Traurig, dem Älteren.
Unsere erfolglose Ermittlungsarbeit endete mit dem Amoklauf des "Roten Hering", der vom Werwolf (Gestaltwandler) in einen Berserkerrausch versetzt wurde.
In diesem Aufruhr verwandelte sich der Werwolf (Gestaltwandler) in seine haarige Form und wollte das Burgtor öffnen, um die wilden Wölfe in die Burg zu lassen.

Soweit ganz spannend, den es hätte ein ganz wilder Kampf zu können. Unsere ersten Kämpfe mit dem Wolfen in den ersten Sitzungen haben uns einges abverlangt. Das lag zwar am Würfelpech des SCs und dem Würfelglück der SL. Aber wir hatten Spaß und die entsprechenden Spannung.   

Der Endkampf ging dagegen ganz schnell: Der Werwolf rannte zum Tor. Der Dieb schoß ihm ins Bein. Der Kleriker stärkte den Zwergenkrieger. Zwergenkrieger  rannte zum Werwolf. Der Werwolf versemmelte seinen Stärkewurf, um das Tor zu öffnen und die anderen Wölfe einzulassen. Der Zwergenkrieger ließ die Deckung fallen und hackte dem Werwolf (Gestaltwandler)  beide Arme ab. Und wirft sich danach gegen das Tor und kann es, gestärkt wie er ist, gegen die Wölfe zuhalten und schließen.

Fertig.

Auf der einen Seite war ich natürlich froh, dass wir das so souverän lösen konnten, denn den Kriminalplot hatten wir ja schon vergeigt. Aber das Gefühl den OBERBOSS in den Arsch getreten haben, nachdem er einem alles abverlangt zu haben, kam nicht auf.

[Greifenklaue]

Kurze Nachfrage: Wie schafft man es denn in Warhammer jemanden beide Arme abzuhacken, dass ist mir weder in der 2ten noch in der 3ten Edition klar (zumindest während weniger Kampfrunden). Sonderregeln? Erzählerisch abgehandelt?

[Besserwisserboy]

Die Spieler dieser Gruppe haben danach eine Jugendstraßengang gespielt. Bewaffnung: Alte Türklinken in einem Kopfkissenbezug...prima Schlagwaffen!

[fnord]

@ Klaue: Wir spielen fast immer mit GURPS Regeln. Dort kann man das Manöver Massiver Attacke anwenden. Man verzichtet auf die Verteidigung und hat stattdessen einen zweiten Angriff. Man kann mit einem Abzug die Trefferzone auswählen und der Zwerg war so stark, das er seine Axt einmal pro Aktion einsetzen konnte. Normalerweise muss man eine Runde die Schlagwaffe einsatzbereit machen.

Regeltechnisch war alles gut. Ich würde sagen, der Endgegner war zu schwach gewählt, wenn er ohne seine Wolfkumpel auftrat. Und dass konnten wir eben verhindern.

[Greifenklaue]

Und ich dachte immer, GURPS wäre simulativ! 

Aber im Ernst, auch ich wäre vielleicht in der Situation etwas enttäuscht, noch enttäuschter wäre ich aber, wenn die Situation so hingerailroaded wird, dass die Viecher irgendwie hereinkommen und das eigene Handeln keine Konsequenzen hatte. (Wobei es durchaus noch einige andere Versuche hätte geben können)

[Argamae]

Ich find den Ausgang super und alles andere als schal. Das ist ein echter Spielersieg - durch Glück und die richtige Taktik. Künstliche Dramaturgie á la "Drehbuch" oder "Storyboard" ist in jedem Fall abzulehnen. Und der Ausgang, wie er nun bei Euch statt fand, kann wieder andere Konsequenzen nach sich ziehen...

[fnord]

Ich würde das auch nicht anders haben wollen, aber hier kollidierten eben Erwartungshaltung, Spannungsbogen und dann das tatsächliche Ergebnis. Ich kann auch mit schalen SIEGEN leben.

Beim  nächsten Endkampf wird uns dann mal wieder ein kleines Mädchen mit einem Regenschirm vermöbeln. Bei schalen NIEDERLAGEN jammer ich immer mehr. 
Als uns nur die Wölfe attackierten, habe ich keinen Wurf hinbekommen. Da hatte ich fast meine Rollenspieler Midlife-Crisis.