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AD&D (!) lebt weiter... in CASTLES & CRUSADES!

Begonnen von Argamae, 10. November 2006, 13:31:51

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Argamae

Nachdem ich zahlreiche Rezis darüber gelesen habe, und diese auch durchgehend positiv waren, habe ich mir mal das "Player's Handbook" gegönnt. In der Erwartung, nur eine weitere Variation des offiziellen D&D-3-Grundregelwerks zu bekommen, schlug ich die Seiten auf... und hielt inne. Im Grunde hätte ich mir ja manches schon durch die gelesenen Rezis denken können, aber ich war dennoch überrascht!



CASTLES & CRUSADES ist eine Halb-Abkehr von der D20-Regelmechanik, wenngleich es aus rechtlichen Gründen auf der OGL fußt. Es erinnert vielmehr an AD&D 1st Edition! Im Vorwort gibts auch gleich eine Lobhuldigung an Gary E. Gygax.

Es sind die alten Charakterklassen vertreten (inkl. Illusionist, Ritter und Assassine als eigenständige Klassen), jede mit individueller Erfahrungspunkte-Tabelle. Rüstungsklassen- und Kampfsystem sind nahezu identisch mit D&D3, die Rettungswürfe und das Magiesystem jedoch orientieren sich wieder mehr an AD&D - wobei erstere im Grunde nur Attributsproben sind. Attributsboni sind denn auch nicht mehr linear verteilt (12-13: +1 bzw. 6-7: -2) sondern nach dem alten AD&D, d.h. 9-12 geben keinen Bonus, 13-15 geben +1, usw.
Skills/Fertigkeiten gibt es keine! Lediglich die einzelnen Klassenfähigkeiten gehen als solche durch. Dennoch kann auch ein Kämpfer versuchen, Taschendiebstahl zu betreiben.
Besonderes Augenmerk liegt auf der sogenannten SIEGE-Engine, einem ebenso simplen wie total unkomplizierten Proben-System. Dieses basiert auf den Attributen. Jede Charakterklasse besitzt ein Hauptattribut, auch Primärattribut genannt. Ist der Charakter ein Mensch, darf er sich 2 weitere primäre Attribute frei aussuchen; ist er ein Halbmensch, ein weiteres.
Soll der Charakter nun im Spiel eine Aktion versuchen, die nicht über die Klassenfertigkeiten oder Spielleiterentscheid abgewickelt werden kann, gibt es eine Attributsprobe. Die Basisschwierigkeit ist 12 bei Primären, und 18 bei allen Sekundären Attributen. Dazu kommt ein Schwierigkeitsaufschlag nach Ermessen des Spielleiters. Der Spieler würfelt dann einen W20, addiert Charakterstufe und Attributsmodifikator dazu, und muß damit die Schwierigkeit schlagen (also gleich oder höher würfeln).
Versucht ein Spieler, mit seinem Charakter eine Aktion durchzuführen, die unter die Klassenfähigkeit einer anderen Klasse fällt (etwa Taschendiebstahl mit einem Kämpfer, oder Spurenlesen mit einem Magiekundigen), dann wird - FALLS der Spielleiter soetwas zuläßt - ebenso verfahren, nur daß die Charakterstufe nicht mit eingerechnet wird.
Und das ist es auch schon! Damit wird ALLES abgewickelt, was nicht unter Klassenfähigkeiten fällt. Wie gesagt: ES GIBT KEINE FERTIGKEITEN!
(Sowas wie "Multiclassing" hab ich nicht gefunden, scheints nicht zu geben).

Erfahrungspunkte werden oldschool-like für bezwungene Monster, Schätze, Story-Ziele und Rollenspiel vergeben.

Tja, das ist doch wohl nahezu reinrassiges AD&D bzw. Classic D&D, oder? Alles ist deutlich einfacher und regelleichter. Und wenn ich mir das so ansehe, bin ich ja fast geneigt, zu sagen: AD&D meets Storytelling!  [15]

Kennt ihr das System? Was ist eure Meinung? Zu simpel?
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Greifenklaue

Das Cover ist ja schonmal sehr klassisch...

ZitatCASTLES & CRUSADES ist eine Abkehr von der D20-Regelmechanik, wenngleich es aus rechtlichen Gründen auf der OGL fußt. Es erinnert vielmehr an AD&D 1st Edition! Im Vorwort gibts auch gleich eine Lobhuldigung an Gary E. Gygax.
d20-Bücher ohne Lobhuddelei von Gary Gygax sollten verboten werden, ich finde, dass sollte dringend ein Pflichtelement der OGL werden... Interessant ist das zurückbiegen von D&D 3.5 auf AD&D 1st...

ZitatBesonderes Augenmerk liegt auf der sogenannten SIEGE-Engine, einem ebenso simplen wie total unkomplizierten Proben-System.
Ich bin gespannt.

Edit.: Da hab ich ja knapp vor Deinem Edit gelesen, dann will ich nochmal...

ZitatSoll der Charakter nun im Spiel eine Aktion versuchen, die nicht über die Klassenfertigkeiten oder Spielleiterentscheid abgewickelt werden kann, gibt es eine Attributsprobe. Die Basisschwierigkeit ist 12 bei Primären, und 18 bei allen Sekundären Attributen. Dazu kommt ein Schwierigkeitsaufschlag nach Ermessen des Spielleiters. Der Spieler würfelt dann einen W20, addiert Charakterstufe und Attributsmodifikator dazu, und muß damit die Schwierigkeit schlagen (also gleich oder höher würfeln).
Simpel, aber brauchbar. Und der Mensch hat dann auch einen deutlichen Vorteil angedenk der Boni mancher Rassen.

Zitat(Sowas wie "Multiclassing" hab ich nicht gefunden, scheints nicht zu geben).
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Zitatd20-Bücher ohne Lobhuddelei von Gary Gygax sollten verboten werden, ich finde, dass sollte dringend ein Pflichtelement der OGL werden...  Interessant ist das zurückbiegen von D&D 3.5 auf AD&D 1st...
*Lach* Ja, genau - erzwingen muß man sowas! Und wo man dabei ist, auch gleich an Dave Arneson! Aber das "weg vom Standard-D&D-3-System" ist schon erstaunlich.
ZitatSimpel, aber brauchbar. Und der Mensch hat dann auch einen deutlichen Vorteil angedenk der Boni mancher Rassen.
Ganz genau. Das ist wohl der Hintergrund dieser Regelung - die Spielbalance gegenüber den nichtmenschlichen Rassen.

Ich muß nun auch gestehen: C&C hat irgendwie echt Charme. Und übrigens sind die Innen-Illus wirklich hübsch - sie beschwören die alten Tage D&Ds sowie Larry Elmores herauf...  [23]
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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Argamae

Habe jetzt erfahren, daß der Titel des Rollenspiels ebenfalls SEEEEHR Old-School ist! "Castles & Crusades Society" hieß nämlich die erste Gruppe bzw. der CLub, in dem sich damals die Spieler um Gygax/Arneson zusammengeschlossen hatten, um "historische Kriegssimulationen" zu spielen. Insofern könnte Dungeons & Dragons ein Derivat aus dieser Namensgebung sein! Interessant, oder?

Castles & Crusades ist übrigens hervorragend dazu geeignet, alte AD&D/D&D Abenteuermodule ohne (nennenswerte) Konvertierung spielen zu können. Die simple Mechanik von C&C macht das nämlich möglich!

Was ich auch bestechend simpel und cool finde, ist die Art und Weise, wie aus dem recht einfachen "Block" an Monster-Statistiken (C&C verwendet nämlich recht einfache Werte für Monster; z.B. haben die keine Attributswerte wie Charaktere) spieltechnische Boni ableiten kann. Die Anzahl der Trefferwürfel (und der TW ist nicht immer ein W8, wie damals) ist gleichzeitig der Bonus auf W20-Würfe - ob nun Rettungswürfe, Proben oder Angriffe. Hier und da haben natürlich besondere Monster ein paar Anpassungen erfahren, und spezielle Boni oder Mali - aber im Grunde war es das. Wieso hat man das nicht schon früher so gemacht? Kein Rumgeblättere mehr, kein Vergleichen von Feats, um zu gucken, ob da nicht doch noch ein +1 Bonus war... einfach gucken: "Aha - Monster hat 2 Trefferwürfel: also +2 auf alle Würfe".
(Entspricht also quasi der "Charakterstufe" des Monsters).
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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ZitatKein Rumgeblättere mehr, kein Vergleichen von Feats, um zu gucken, ob da nicht doch noch ein +1 Bonus war... einfach gucken: "Aha - Monster hat 2 Trefferwürfel: also +2 auf alle Würfe".
(Entspricht also quasi der "Charakterstufe" des Monsters).
Finde ich durchaus gut in ner Old School-Runde und durchaus auch in ner normalen - unkompliziert und schnell.

Gerade hier liegt ja ein Manko von DnD 3rd, gerade für Einsteiger, viele verlieren den Überblick über Feeds und Co und NSCs die zwar viel können (theoretisch) aber nix davon einsetzen, ja, ähh, da hätt man es gleich so machen können.

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Die Schlichtheit von CASTLES & CRUSADES kann man auch sehr anschaulich machen - was besonders Spielleitern gefallen dürfte, die auf die vielen Regeln und Statistik-Abkürzungen von D&D3 keinen Bock haben.

Hier mal die "write-ups" von einem sehr klassischen Monster - dem Skelett. Zunächst die gebräuchliche Form, in der Spielwerte für dieses Monster in einem typischen D&D-3.5-Abenteuer abgedruckt sind (in diesem Falle: DCC 2 - The Lair of Tsathzar Rho):
ZitatSkeletons (3): CR 1/3; Medium undead; HD 1d12, hp 6; Init +5; Spd 20 ft.; AC 19, touch 11, flat-footed 18; Base Atk +0, Grp +1; Atk/Full Atk Scimitar +1 melee (1d6+1/18-20) or claw +1 melee (1d4+1); SQ Damage reduction 5/bludgeoning, darkvision 60 ft., immune to cold, undead traits; AL NE; SV Fort +0, Ref +1, Will +2; Str 13, Dex 13, Con -, Int -, Wis 10, Cha 1.
Skills and Feats: Improved Initiative.
SQ - Undead traits: Immune to mind-influencing effects, poisons, sleep, paralysis, stunning, or disease. Not subject to critical hits, nonlethal damage, ability damage, energy drain, or death from massive damage.
Possessions: Chain shirt, wooden shield, scimitar.
Und jetzt der "Stat-Block" bei Castles & Crusades (aus dem Abenteuer "Shadows of the Halfling Hall"):
Zitat3 Skeletons (Their vital stats are HD 1d8, HP 4, 4, 5; AC 13. They attack by weapon for 1d8 points of damage.)
Ich finde das ... nun ja, witzig. Man muß aber zur Verteidigung sagen, daß der Stat-Block bei D&D 3.5 wirklich alle Infos enthält, ohne das man nochmal ins Monsterhandbuch schauen muß. Aber selbst, wenn man alle relevanten Infos bei C&C dazu schreibt, sieht der Eintrag deutlich schlanker aus:
Zitat3 Skeletons (Their vital stats are HD 1d8, HP 4, 4, 5; AC 13. They attack by weapon for 1d8 points of damage.) Piercing/slashing weapons do only half damage; TYPE Undead (immune to all mind-affecting effects and to poison, sleep effects, paralysis, stunning, disease, and death effects); AL N; Move 30 ft.; INT none; Saves P; XP 10+1.
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Argamae

Nochmal etwas mehr "Meat" bezgl. des PLAYER'S HANDBOOK von Castles & Crusades - was bekommt man?

Für nicht mal 20 Euro ein stabiles, sauber gelayoutetes, 128 Seiten umfassendes Hardcover-Buch mit wirklich sehr, sehr schönen Illustrationen, die ein wenig an Larry Elmore erinnern.

Die Schreibe richtet sich unterschwellig schon an den erfahrenen Spielleiter/Spieler, der AD&D schon kennt. Zumindest aber sind die Regeln so simpel, daß auch ein AD&D-Nichtkenner zurecht findet.

Es gibt 13 Charakterklassen und 7 Rassen.

Die Klassen: Fighter (Kämpfer), Ranger (Waldläufer), Rogue (Dieb), Assassin (e), Barbarian (Barbar), Monk (Kampfmönch), Wizard (Zauberer), Illusionist, Cleric (Kleriker), Druid (e), Knight (Ritter), Paladin, Bard (e).
Die Rassen: Zwerg, Elf, Gnom, Halbelf, Halbling, Halbork, Mensch.

Es ist halt die Standard-AD&D-Kost, wobei manche Klassen gegenüber dem alten AD&D neue Fähigkeiten bekommen haben.

Gesinnungen sind identisch mit bisherigen D&D-Veröffentlichungen.

Ausrüstung - knapp und übersichtlich, jedoch ohne nähere Erklärungen zu einigen Ausrüstungsteilen bzw. exotischen Waffen.

Magie - wie bei AD&D, Zaubersprüche memorisieren. Auch hier gibt es 0-level Zauber (sogenannte Cantrips für Wizards bzw. Orisons für Kleriker). Es folgen die üblichen Spruchlisten. WICHTIG: die Sprüche für Illusionisten/Zauberer und Kleriker/Druiden sind nicht identisch bzw. speisen sich nicht aus einer gemeinsamen Liste. Sie haben jeweils ganz eigene Zauber, die andere Klassen nicht können.

Spielleitersektion - die ist viel zugänglicher als noch bei AD&D 1st Edition, wo Gary Gygax ja gern Schachtelsätze mit abgehobenen Termini fabrizierte. Man findet hier echt gut geschriebene Tipps zu einer Vielzahl an Themen, etwa Fallen & Rätsel, Überlandreisen, Ausmaße einer Kampagne und mehr. Besonderes Augenmerk gilt dem Abschnitt "Rules as Servant" - frei übersetzt: "die Regeln als Diener". Hier wird darauf eingegangen, daß auch in einem Stufen- und Klassensystem wie C&C die Regeln nicht dem Spielspaß im Wege stehen sollten. Überhaupt durchzieht das ganze Buch der Geist von "gutem Abenteuer-Erzählen", und nicht der krampfhaften Spielbalance-Manie ("alles muß auf Teufel-komm'-raus ausgeglichen sein") des neuen D&D.

Kampf - ein Abschnitt, der wirklich nur das nötigste enthält. Ausführliche Bonus- und Malus-Tabellen für jede erdenkbare Situation? Fehlanzeige. Auch hier wird der Spielleiter zum sinnvollen Improvisieren angehalten.

Den Abschluß bilden ein paar kurze Sektionen über Sichtweiten, das Vertreiben von Untoten, der Zusammenstellung einer guten Abenteuergruppe, Zugewinn von Erfahrungspunkten und dem Aufleveln, etc.

Das Buch orientiert sich in seiner Aufmachung und Kapitelfolge deutlich am alten Spielerhandbuch von AD&D der ersten Edition. Dennoch atmet es den befreienden Geist der "gestreamlinten" D&D-3-Regeln. Wirklich ein interessanter Mix, der dem Spielleiter (der mit AD&D vertraut ist) deutlich mehr Luft zum Atmen und Erzählen läßt, anstatt ihn in ständige Regeldiskussionen mit seinen Spielern zu verzetteln. Mir gefällt das. Sehr sogar.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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