Moin Leute,
da in
diesem Thread die Frage aufkam, was das jetzt auf Deutsch erscheinende Fantasyrollenspiel
Dungeon Crawl Classics (DCC) nun so besonders macht, antwortete Greifenklaue u.a. damit, dass es eben "weird fantasy" (dt. etwa "fremdartig", "seltsam") ist, jedes Abenteuer anders ist und {dadurch} einen "sense of wonder" (dt. etwa "ein Gefühl des Staunens") erzeugt.
Da
Weird Fantasy völlig systemunabhängig ist, dachte ich mir, dass ein eigener Thread hier interessant sein dürfte, um diese Fantasy-Gattung genauer zu definieren und zu beschreiben. Und der Frage nachzugehen: warum ist das so toll?
Ich fange mal an mit dem Versuch einer Einordnung/Definition dieser Fantasy-Spielart. Zunächst einmal beschreibt "weird" (also "seltsam") schon ganz gut, was dieses Genre eben nicht ist: nämlich typisch. Sprich:
Weird Fantasy beschreibt keine typischen "Vanilla"-Fantasywelten, ob es nun die tolkienistisch geprägten Spielarten sind, die einen westlich-spätmittelalterlichen Hintergrund mit fantastischen Elementen und EDO (elves, dwarves, orcs) haben, oder solche, die nach anderen Epochen der Erdgeschichte modelliert sind - etwa bronzezeitliche oder frühmittelalterliche Spielarten - und deren Weltphysik sowie kulturelle und technische Entwicklungen größtenteils übernehmen. JEDOCH enthalten auch
Weird-Fantasy-Settings nicht selten Elemente solcher Welten, die dann durch andere, krass abweichende Elemente (z.B. aus der Science-Fiction) verfremdet und umgewandelt werden. Damit kann man
Weird Fantasy also immer als ein Amalgam aus unterschiedlichsten Versatzstücken beschreiben, die sich einer einfachen Zuordnung in bekannte Muster entziehen.
Setting-Beispiel (spontan aus dem Ärmel geschüttelt): eine kleine Gruppe intelligenter Pilzwesen mit Zugang zu den Strahlenwaffen ihrer früheren, mittlerweile degenerierten Hochzivilisation herrscht über ein zahlenmäßig größeres, grünfarbenes Menschenvolk auf der kulturellen Schwelle der Spätsteinzeit, während sich die Welt einer Invasion von wurmartigen Parasiten erwehren muss, die aus einer verborgenen Unterwelt emporbrechen.
Für mich sind Weird-Fantasy-Settings deswegen toll, weil sie mit Erwartungen brechen und man als Spieler nicht automatisch auf stereotypische Denkmuster zurückfallen kann. Dinge sind "neu" und stehen (meist) auf unorthodoxe Weise in Zusammenhang. Daher bewirken viele "weird" Settings eben das Gefühl des Staunens - man weiß oder ahnt schlicht nicht, was einen in einer solchen Welt alles erwarten wird. Außerdem hat dieser wilde Genremix für mich auch einen hohen Unterhaltungswert und ich finde das cool.