Neuigkeiten:

Der kommende Greifenklaue-Con 2024 ist für den 16-17. November 2024 geplant. Danke an alle Besucher des Cons 2023. Einen Link zu den Bildern findet ihr im Gedenkcon-Thread.

Hauptmenü

[Rezi] Pyramos - Die Welt ist ein Tetraeder (PROST)

Begonnen von Greifenklaue, 28. November 2005, 19:17:57

« vorheriges - nächstes »

Greifenklaue



Autor(en): Ingo Höckenschnieder u.a. , Verlag: Neue Welten Verlag, Seiten: 244, Erschienen: 2005, Preis: 23,80 Euro

Pyramos ist der Fantasyhintergrund für das Universalsystem Prost und nach der Abenteuersammlung "Angst über Bradok" die zweite Veröffentlichung des Neue Welten-Verlags. Präsentiert zur Messe Essen '05 im Softcover, für Fans auch im Hardcover erhältlich, mag sich manch einer fragen - "Nanu, noch ein Fantasysystem?". Doch der Untertitel "Die Welt ist ein Tetraeder" deutet schon an, dass hier einiges anders ist...

Die Welt ist also tatsächlich ein Tetraeder mit (fast) allen Konsequenzen: die vier Flächen bilden vier unabhängige Ebenen, die jeweils einem der Elemente zugeordnet sind. Andere Maße, Richtungen, Zeitunterteilungen und Konventionen sind die Folge...

Eridas, die Erdebene, stellt dabei am ehesten die klassische High-Fantasywelt dar und dient auch dazu, klassische Abenteu(r)er ins Boot zu holen und den Spielern ein erstes Kennenlernen von Pyramos zu ermöglichen, ohne nur auf Neuerungen zu treffen. Die Ebene wird dominiert vom Doppelkönigreich der Menschen, Preteri , aber auch Elben, Zwerge und Kobolde sind zu finden. Neu ist das druidisch geprägte Waldvolk, die vom Aussehen an einen stark beharrten Joda mit haarlosem Kopf und etwas untersersetzer Größe im Vergleich zum Menschen erinnern. Viele Orte laden zu Abenteuern ein, der unheimliche Gebeine Hügel, der düstere, mit Ruinen übersähte Hrag-Wald oder der Donnerberg mit seiner Donnerburg. Klassisches, bodenständiges Flair von Legenden und Erzählungen unterstützt, bietet diese Ebene.

Die Ebene der Luft heißt Lias, beherrscht vom Vogelvolk, ragen Berggipfel aus dem Sauren Meer. Im sauren Nebel dort leben Schleimmänner, vermutlich mutierte Menschen, und ameisenartige, mit Chitinpanzern überzogenden Quendel. Über ihnen die katzenhaften Krúlauz, Lungas, Menschen, Windelfen und Wolkenstrolche, meist unter der Herrschaft des Vogelvolks, die in fliegenden Wolkenstädten thronen, manchmal auf den fliegenden Festungen der Piraten der Winde. Große Fleischberge, Gaswale, grasen im Tal, während man über sohlweite (kilometerweite) Entfernung das Tonspiel des Hohlhörnigen Pans vernehmen kann. Schon einfache Reisen können auf dieser Ebene zu Abenteuern werden ebenso wie der Kampf ums Überleben gegen Luftpiraten oder ungerechte Herrscher.

Wasser ist das beherrschende Element Hyrions, nur wenige kleine Inseln, ein zentrales Massiv sowie Eis im Avulna (Norden) ragen aus dem Meer. N'Bughoos, froschartige Humanoide, sind die mächtigen Herren dieser Ebene, sowohl unter wie auch über Wasser, auch weil ihnen die Kun'Takruhr zu Diensten sind. Diese krebsartige Zuchtrasse sind willenlose Krieger, die den wenigen Kollaborateuren einheizen, wenn sie sie denn entdecken. In Unterwasser-, Insel- und auch schwimmenden Städten leben Echslinge, Menschen, O'bso, krokodilartige Warags oder auch ganz exotische Scha'el'ael (Quallenartige) und Tk'Arguhn (Polypenartige). In großen Höhen leben die Freien, da hier die unterseeischen Truppen nicht vordringen können, viele Städte sind sogenannte Bundstädte, daher die Völker dort akzeptieren die Herrschaft der N'Bughoos. Das ideale Umfeld für Seeabenteurer aller Coleur, ebenso wie Freiheitskampf- und Sabotageakte-Szenarien.

Als letztes Element fehlt das Feuer, dieses findet sich auf Vulnaris, der wohl fremdartigsten Ebene. Verbranntes Land, Vulkanschlote und Lavaseen beherrschen das Bild, ohne dass es wirkliche Herrscher gibt. Zahlreiche intelligente Völker haben sich allerdings, mal im Widerstreit, mal in guter Zusammenarbeit, herausgebildet: Eisenväter, lederhäutige Zwergenähnliche ohne Haare, Entropen, Wesen von Chaosgöttern geschaffen, Igneus, tanzende Flammengeister oder Pyromagi, oft als Herrscher über das Feuer bezeichnet, teilen sich mit anderen die Ebene. Auch einige Menschen müssen sich in dieser von Feuer und Chaos geprägten, lebensfeindlichen Ebene zurechtfinden. Dementsprechend können schon Abenteuer im alltäglichen Überlebenskampf gegen Höllenhunde, Lavaschlangen, Magmabestien und Feuerteufel stecken, genauso wie in der Suche nach Wasser, welches die meisten Völker zum Leben brauchen.

Dem zur Seite steht das universelle System Prost, die allgemeinen Kurz-, die Magie- und PSIregeln sind hier abgedruckt. Im Gegensatz zu den Ultrakurzregeln, die schonmal im Envoyer abgedruckt wurden, wird noch ausführlich auf das (optionale) Vor- und Nachteilssystem eingegangen. Die Spielmechanismen sind meist einfach und praktikabel  und zumeist von einem W20-Wurf abhängig. Einige Elemente meint man aus anderen Systemen wiederzuerkennen, sie werden jedenfalls in einer ausgewogenen und spielbaren Mischung präsentiert. Auch wenn man manche Passagen schonmal zweimal lesen muss, wenn man es noch nicht kennt und neu lernt.

Eine allgemeine Abhandlung zu Pyramos fehlt auch nicht. Vorweg werden Himmelsrichtung, Sonnenläufe, Elementarzustände, Zeiten, Maße etc. erläutert. Ebenso wie das Pantheon, wobei es hier schon eine Besonderheit gibt, nämlich die Zusammenfassung mehrerer Götter in Konklaven (z.B. Chaos oder Feuer), die in ihrer Gesamtheit häufig angebetet werden und auch Geweihte haben. Ein ausführlicher Blick wird auf verschiedene Gruppierungen geworfen, Gilden, Bünde, Schulen und Orden, einige wenige gar ebenenübergreifend, vorgestellt.

Den Abschluß bietet eine Einstiegskampagne, die auf alle vier Ebenen führt und einen Vorgeschmack auf Pyramos im gesamten bietet. Der jeweilige Besuch der Ebene wird mit dem passenden Flair unterlegt und führt die Spieler, wenn auch etwas linear, über ganz Pyramos. Aber einige kreativen Ideen, wie man sie im bisherigen Quellenbuch fand, finden sich auch hier wieder. Dazu kommt, dass Interaktion immer vor purem Kampf steht.

Beim Layout merkt man doch, dass das Buch irgendwann an das Maximum der Druckerei stieß, immerhin 244 Seiten, und es etwas zusammengerückt werden mußte. So kommen einige der erstklassigen Bilder etwas zu klein rüber, insbesondere die Bilder von Nachwuchskünslern Kay Elzner, der auch das erstklassige Cover zeichnete, aber auch Andreas Hölle und Matthias Geiger hätten mehr Potential. Neue, fremdartige Kreaturen wurden auch grafisch ansprechend umgesetzt und dem Leser näher gebracht. Der Satz ist übersichtlich und die Rahmen, jede Ebene hat eine bekommen, tun ihr übriges zur Atmosphäre bei. Während Rechtschreibfehler im ersten Teil selten sind, nehmen sie im zweiten Teil etwas zu, wenn auch nicht sinnverdrehend oder Text unverständlich machend.

Ein Wort zum Preis sei angemerkt, zwischen 17 und 27 Euro liegt der Marktpreis für ein 128-seitiges Softcover. Da liegt man genau in der Mitte - nur ist man fast doppelt so dick... Schon erstaunlich, dass es gerade ein Kleinverlag schafft, das Preisgefüge derart zu durchbrechen, ohne dass man in der Qualität Abstriche machen muss. Das Hardcover in reinem schwarz ist für 36 Euro erhältlich und in kleiner Auflage erhältlich.

Fazit: Vier Welten, vollgestopft mit kreativen Ideen und allem was es braucht um loszuspielen. Endlich mal kein 0-8-15-Fantasyabklatsch, welches in Klischeen ausartet, sondern endlich mal Neues und Innovatives zu fairem Preis. Da kann man nur die Daumen drücken für die nächsten Publikationen, die mit Sicherheit die Szene bereichern werden!

PS.: das Original ist zu finden unter http://www.lorp.de/rezensionen/show.asp?id=815 , dort kann man die Rezi auch bewerten (*lechz*), natürlich freu ich mich auch hier über reges Feedback!!!

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Die Idee, eine Fantasywelt in Würfelform zu präsentieren, ist witzig - wenn auch nicht neu. Das gab es schonmal mit einem W20... mir fällt bloß nicht mehr ein, welche Welt das war und wer sie verfaßt hat.
Nichts desto trotz klingt das ganze Setting recht fremdartig und eben "andersartig"... fühlte mich stellenweise leicht an TALISLANTA erinnert. Außerdem haben manche Beschreibungen/Völker so einen "Märchen"-Touch. Haben die einzelnen Ebenen eigentlich alle einen eigenen "Stil" (also High-Fantasy auf der Erdebene, Mantel-und-Degen-Fantasy auf der Wasser-Ebene, etc.)? Und wie reist man zwischen den "Flächen" des Würfels hin und her?
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Greifenklaue

ZitatDie Idee, eine Fantasywelt in Würfelform zu präsentieren, ist witzig - wenn auch nicht neu. Das gab es schonmal mit einem W20... mir fällt bloß nicht mehr ein, welche Welt das war und wer sie verfaßt hat.
Nichts desto trotz klingt das ganze Setting recht fremdartig und eben "andersartig"... fühlte mich stellenweise leicht an TALISLANTA erinnert. Außerdem haben manche Beschreibungen/Völker so einen "Märchen"-Touch. Haben die einzelnen Ebenen eigentlich alle einen eigenen "Stil" (also High-Fantasy auf der Erdebene, Mantel-und-Degen-Fantasy auf der Wasser-Ebene, etc.)? Und wie reist man zwischen den "Flächen" des Würfels hin und her?

Die d20-förmige Welt bekommst Du auch noch raus [25] Ich bin neugierig? Ob es davon mal ne d20-Umsetzung gibt [15]

Die Fremdartigkeit des Settings (zumindest dreier Ebenen) hat (auch) mir gut gefallen, kein Anbiedern mit dem x-ten Fantasy-Klischee, sondern wirklich mal was Neues. Und das nicht als Schlachtevieh a la Monsterkompendium, sondern als irgendwie (glaubwürdig) in seine Umwelt integrierte Kreaturen. Der Vergleich mit Skyrealms of... fand ich von der Fremdartigkeit gar nicht schlecht.

Jede Ebene hat durchaus ihre eigene Atmosphäre, aber keinen eigenen Stil (kein eigenes Genre). Auch wenn ich die Idee nicht schlecht finde [25] Sicherlich läßt das Quellenbuch aber breiten Raum in der Interpretation und Ausgestaltung. Sicherlich ließe sich auf Hyrion auch der heldenhafte Kampf gegen die herrschenden thematisieren (ähnlich Lias) mit ähnlichen Komponenten wie im Mantel-und-Degenfilm, speziell darauf ausgelegt ist es aber nicht!

Die Ebenenreise - Moment, dazu beantwortete ich gerade in einem anderen Forum eine Frage [25] Moment: *schnipp*

Das Wissen um fremde Ebenen ist nicht allgemein verbreitet und den höheren Schichten vorbehalten. Allerdings gibt es schon so etwas wie altes Wissen, dass sich in den Volksmund übernommen hat, z.B. die Himmelsrichtungen tragen den Namen der darauf folgenden Ebene.

Ebenenreisen (und das Wissen darum) ist nur den Mächtigsten vorbehalten, so gibt es in hohen Tempeln oder Magiertürmen Portale, aber auch in längst untergegangenen Kulturen könnte sich in Ruinen etwas verbergen.

Das, was mir daran gefällt, ist der relativ breite Rahmen, der dem Spielleiter gelassen wird. Du kannst also selbst bestimmen, ob Du eine starke Interaktion zwischen Ebenen möchtst und ob Deine Abenteurer auch Ebenenreisende sind, oder ob Du Dein Spiel auf eine Ebene konzentrierst und das Ebenenkonzept erstmal komplett in der Hinterhand behälst.

Das Einstiegsabenteuer in Pyramos ist wie geschrieben eine ebenenübergreifende Mini-Kampagne, auch im ersten publizierten Abenteuer, "Angst über Bradok", spielt es schon eine gewisse Rolle, z.B. indem dort Feueressenz auftaucht, was für die Erdebene ein ungewöhnliches Phänomen ist.

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Ingo

Hallo,

hiermit möchte ich mich bei mal bei Greifenklaue für die Rezension bedanken.
Tatsächlich war es unser Ziel dem Spielleiter viel Platz zu lassen, damit er selbst entscheiden kann, was funktioniert.

Das Reisen über die Kante ist nicht möglich und von unserer Seite eher unerwünscht. Die Ebenen sind ja eigenständig und das muß ja einen Grund haben. Darum haben wir Kontakte zwischen den Ebenen vorgesehen, Handel oder Reisen im großen Stil gibt es jedoch nicht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Seite zu wechseln. Magier können das mittels Magie. In einigen wenigen Tempeln gibt es Tore, die von den Göttern geöffnet wurden, aber dementsprechend gut gehütet sind. Es gibt ab und an auch Risse im Gefüge der magischen Ströme, was eine Art von natürlichen Toren ermöglicht.
Es gibt auch Möglichkeiten über andere Spheren (Dimensionen) indirekt zwischen den Ebenen zu wechseln (z.B. von der Erdebene in die Höllenpfuhle und dann weiter auf die Feuerebene).
Fünftens und am unwahrscheinlichsten ist es, daß ein Charakter durch einen Magier von einer anderen Ebene "beschworen" wird. Dazu gibt es einige Denkbare Szenarien, z.B. wenn er gerade von einem gerufenen Dämon besessen ist. Aber wie gesagt. Dieser fünfte Weg ist rein hypothetisch.
Ich denke, das sind die wichtigstens Reisemöglichkeiten.

Zwischen den Ebenen gibt es schon größere Unterschiede, auch technischer Natur. Auf der Wasserebene gibt es einiges an Technik gepaart mit Magie. Aber alles bleibt im Gengre Fantasy mit leichten Abweichungen.

Viele Grüße,
Ingo
Meine Homepage auf: http://www.prost-rollenspiel.de

Argamae

Der Blick, den ich in Ingos Rezi-Exemplar werfen konnte, hat sich gelohnt. Viele Infos auf jeder Seite, überwiegend angenehm zu lesen (von Gliederung und Schrifttype her) und mehr als nur eine hervorragende Illustration. Manche von ihnen sind um Längen besser als das, was einem bisweilen in "professionellen" Produkten der Großverlage angeboten wird. Lediglich die verkleinerten Farbkarten der vier Ebenen im Anhang des Buches sind schwer zu lesen, da sich manche Schriftfarben nur schlecht vom Hintergrund abheben.
Nach dem flüchtigen Blick kann ich 2 Dinge feststellen. Erstens, daß eine Menge Phantasie und Kreativität darin steckt; und zweitens, daß es mich reizen würde, die Tetraeder-Welt mal kennenzulernen!
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Ingo

[23]

Hannover spielt, werden wir wieder sein. Und vielleicht kommen wir ja mal noch mehr in eure Richtung. Kay, unser Hauptzeichner, wohnt ja in Oschersleben. Das ist glaube ich nur ein Katzensprung.

Viele Grüße,
Ingo
Meine Homepage auf: http://www.prost-rollenspiel.de

Ingo

Mit etwas Glück wird es pünktlich zur Leipziger Buchmesse den zweiten Abenteuerband "Piraten der Winde" geben, der ja eigentlich schon im Dezember erscheinen sollte. "Piraten der Winde" sind zwei eng miteinander verbundene Abenteuer, die auf der Luftebene Lias spielen und sich eben um die Piraten der Winde drehen.

Viele Grüße,
Ingo
Meine Homepage auf: http://www.prost-rollenspiel.de

Impressum: Dieses Forum wird betrieben von Linuxandlanguages.com, Inh. Maik Wagner / Seigerhüttenweg 52 / 38855 Wernigerode

 Kontakt unter wagnermaik [at] web [punkt] de

 Datenschutzerklärung