Greifenklaue

Allgemeines => Phantastik Allgemeines & More => Thema gestartet von: Argamae am 23. Juni 2021, 16:02:21

Titel: [Elektronische Welten] VR-Brettspiele
Beitrag von: Argamae am 23. Juni 2021, 16:02:21
Hallo Leute, ich dachte mir, dass dieses Genre durchaus seinen eigenen Platz in dieser Rubrik verdient.

Hierin soll von Virtual-Reality-Spielen berichtet werden, die als Inhalt die Umsetzung eines (klassischen) Brett- oder Gesellschaftsspiels haben. Also Dinge wie "Werwölfe VR" oder "Catan VR" - da, wo man eben in der virtuellen Umgebung ein Brett- oder Gesellschaftsspiel (falls es kein klassisches Brett gibt) zocken kann, dass eben auch die Mechaniken virtuell nachahmt. Dabei muss es nicht zwingend die Umsetzung eines bereits real existierenden Brettspiels sein (so wie in den beiden Beispielen eben genannt), sondern es kann auch (wie in meinem ersten Bericht unten) ein komplett neues Spiel sein, dass aber eben als Brettspiel dargereicht wird.
Jede(r), der/die damit Erfahrungen gemacht hat, darf hier gern Meinungen und Erlebnisberichte posten.

Viel Spaß dabei!  :)
Titel: Re: [Elektronische Welten] VR-Brettspiele
Beitrag von: Argamae am 23. Juni 2021, 16:02:32
(https://cdn.akamai.steamstatic.com/steam/apps/1484280/capsule_616x353.jpg?t=1622135842)

Nachdem ich gestern enthusiastisch über meine neue VR-Brille (https://forum.greifenklaue.de/index.php?topic=10119.msg176142#msg176142) schrieb, schiebe ich hier nun noch ein Spiel hinterher, dass mich derzeit echt begeistert: DEMEO von Resolution Games (https://www.resolutiongames.com/demeo). Das schwedische Studio hat hier ein VR-Brettspiel im Stile eines Dungeoncrawlers á la "Hero Quest" gezaubert, dass bisher kaum Wünsche offen lässt. Nahezu durch die Bank konnte DEMEO sehr gute Kritiken einheimsen und gilt für viele als bestes VR-Brettspiel auf dem Markt. Ich habe gestern zugeschlagen (ca. 30 Euro im Oculus Store bzw. 25 Euro auf STEAM) und nach zwei Partien möchte ich kurz meine persönlichen Eindrücke schildern.

Bereits die Spielumgebung in VR löste bei mir Begeisterung aus: in einem leicht verstaubten Keller, vollgestellt mit 80er Charm (denkt an "Stranger Things" und wo die Jungs ihr D&D gespielt haben), steht unser virtueller Spieltisch, der an die realen Edeltische von Rathskellers oder Wyrmwood für Gamer erinnert. Auf diesem entsteht unsere Dungeonumgebung, die sich auf gerastertem Bodenplan an aufwendigen Dioramen orientiert, die mit düsterem Mauerwerk und wuchtigen Holztüren in Szene gesetzt wurden. Einige animierte Elemente, etwa Statuen mit überlaufenden Wasserschalen oder aufklappende Schatzkisten, bilden die Details. Im rundenbasierten Ablauf werden auch "Fog of War" und Sichtlinie berücksichtigt.
In diese Umgebung kommen unsere Helden hinein, maximal 4 an der Zahl. Eine elfische Bogenschützin, ein ältlicher Hexenmeister, eine gepanzerte Beschützerin und ein lakonischer Assassine. Im Multiplayer-Modus übernimmt man eine dieser Rollen, im Solo-Modus (dem sogenannten "Skirmish Play") spielt man drei Charaktere einzeln nacheinander. Die Figuren stehen auf "bases", wie man es von Miniaturenspielen erwartet, und man bewegt sie auch mittels Ergreifen durch die virtuelle Hand. Sind sie an der Reihe, werden sie animiert - und ihre Aktionen und besonders Angriffe oder Zauber werden hübsch in Szene gesetzt.

(https://images.squarespace-cdn.com/content/v1/5ce414f027fc6d000187451d/1620233648466-28QVBWLWF3YN4CJAWF2V/ke17ZwdGBToddI8pDm48kPTrHXgsMrSIMwe6YW3w1AZ7gQa3H78H3Y0txjaiv_0fDoOvxcdMmMKkDsyUqMSsMWxHk725yiiHCCLfrh8O1z4YTzHvnKhyp6Da-NYroOW3ZGjoBKy3azqku80C789l0p52bY8kZn6Mpkp9xtPUVLhvLurswpbKwwoDWqBh58NLxQZMhB36LmtxTXHHtLwR3w/Screenshot+4.png?format=1500w)

Jeder Held verfügt über seine spezifischen Spielkarten mit besonderen Fähigkeiten und Gegenständen, die man über das Drehen des virtuellen Handgelenks aufrufen und mit der anderen "Hand" herausziehen und ausspielen kann. Über die beiden Hände steuert man das komplette Spiel - man kann das Spielbrett drehen, zoomen und neigen, Infos über Spielsteine abrufen und in ein Spielmenü wechseln. Ist man mit seinem Helden/seiner Heldin an der Reihe, kann man 2 Aktionspunkte ausgeben: für Bewegung, Angriffe, bestimmte Handlungen (z.B. Erste Hilfe bei gefallenen Helden) und seine Karten (die ihre jeweiligen AP-Kosten haben). Wie auf dem oberen Screenshot zu sehen ist, wird die Bewegungsweite pro Aktionspunkt durch einen hellen Rahmen angezeigt. Bestimmte Dinge, wie herumliegende Münzen, werden automatisch eingesammelt, wenn man sich auf das Feld bewegt. Will man einen Gegner attackieren, bewegt man seine Figur auf die seine - dann wird eine Angriffsanimation gestartet. Fernkampfangriffe laufen über entsprechende Karten, die man auf den anvisierten Gegner spielt. Zuvor jedoch muss man würfeln! Ja, so richtig "in echt" würfeln. Man nimmt sich mit der virtuellen Hand den 12seiter und wirft ihn übers Spielbrett. Ein Schwertsymbol zeigt einen normalen Treffer, zwei gekreuzte Schwerter kündigen einen Krit an. Wird ein Totenschädel gewürfelt, hat man nicht nur daneben geschlagen, sondern möglicherweise auch noch einen Verbündeten getroffen.

(https://images.squarespace-cdn.com/content/v1/5ce414f027fc6d000187451d/1620397730373-8E652DSSRJ0SPKF6FAI3/ke17ZwdGBToddI8pDm48kPTrHXgsMrSIMwe6YW3w1AZ7gQa3H78H3Y0txjaiv_0fDoOvxcdMmMKkDsyUqMSsMWxHk725yiiHCCLfrh8O1z4YTzHvnKhyp6Da-NYroOW3ZGjoBKy3azqku80C789l0p52bY8kZn6Mpkp9xtPUVLhvLurswpbKwwoDWqBh58NLxQZMhB36LmtxTXHHtLwR3w/Screenshot+8.png?format=1500w)

Die Steuerung ist präzise und intuitiv - sie funktioniert nicht nur makellos sondern macht auch irre Spaß. Am rechten Handgelenk kann man z.B. die Initiativreihenfolge ablesen, man kann es auf dem oberen Bild gerade noch erkennen. Ziel des Spiels ist es, auf drei Ebenen jeweils den Schlüssel (den ein Gegner mit sich herumträgt) für die verschlossene nächste Ebene zu finden und am Ende dann den Boss zu besiegen. Es gibt Schatztruhen zu finden, aus denen man neue Karten ziehen kann (Gegenstände, Ausrüstung, neue Zauber, etc.). Erfahrungspunkte sammelt man quasi "als Spieler", über die dann sukzessive Bonus-Items und kosmetische Effekte für Helden und Würfel freigeschaltet werden können. Der Herausforderungsgrad ist dabei nicht ohne, würde ich sagen. Man muss sich zumindest im "Skirmish-Play" (konnte noch kein Multiplayer-Spiel ausprobieren) zahlreichen Gegnern erwehren - die nicht nur aktiv werden, wenn man die Tür zu ihrer Kammer öffnet, sondern auch von sich aus Türen öffnen und den Helden zu Leibe rücken.

Auch audiovisuell gibt sich DEMEO keine Blöße. Das ganze Spiel ist super atmosphärisch, hat gute Sprecher und einfach einen enorm spaßigen Gameflow. Die Zeit verfliegt schnell, wenn man durch die Katakomben schleicht. Die Entwickler stellen neue Inhalte bislang kostenlos zur Verfügung, schauen wir mal, ob das so bleibt. Die Übersetzung ins Deutsche ist bislang prima gewesen, da habe (selbst ich) nix dran auszusetzen gehabt. Dazu ist das der ganze Dungeonspaß auch noch cross-play-fähig - PC-VR-User und Oculus-Zocker können zusammenspielen, eine 2D-Version für Steam ist in Arbeit, die dann auch mit VR-Teilnehmern zusammen gespielt werden kann. Auch Umsetzungen für andere Platformen - ich vermute, auch PlayStation VR - sollen kommen. Vorbildlich! Und nun möchte ich am liebsten gleich weiterspielen...  ;D