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[Systemvorstellung] CHILL

Begonnen von Argamae, 13. November 2005, 11:48:33

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Argamae

1990 veröffentlichte MAYFAIR GAMES, die bis dato hauptsächlich durch ihr sehr gutes DC HEROES Superhelden-RPG und diverse Quellenbücher für AD&D aufgefallen waren, eine zweite Edition des Horror-Rollenspiels CHILL (zu dt. etwa "eiskalter Schauer, Frösteln"). Zuvor war dieses unter dem amerikanischen Label PACESETTER Ltd. (Timemaster, Star Ace, Wabbit Wampage) erschienen. Diese Ausgabe ist mir aber nicht bekannt.


Autor David Ladyman schuf ein recht "generisches", also allgemeines oder typisches Horror-Rollenspiel, daß so ziemlich alle Bereiche und Genres der Jetztzeit abdecken kann. Von Geistergeschichten über Zombie-Splatter, Vampir-Pfählungen und Voodoo-Kulten bis hin zu subtileren, unterschwelligen Schauermären ist CHILL für so ziemlich alle klassischen Spielarten ausgelegt. Das System benutzt 2 zehnseitige Würfel und basiert auf dem W% oder W100-Wurf.

Dennoch gibt es originale Hintergrundelemente - allen voran die SAVE-Organisation. Die Societas Argenti Viae Eternitata ("Ewige Gesellschaft des Silbernen Pfades"), kurz: SAVE, bekämpft seit ihrer Gründung im Dublin des Jahres 1844 das übernatürliche Grauen. Dieser Organisation gehören standardmäßig auch die Charaktere an, was schonmal einen gelungenen Rahmen schafft, der erklärt, weshalb sich "normale" Menschen nun ständig mit dem Horror auseinandersetzen. Man kann CHILL jedoch auch problemlos abseits dieser Gesellschaft spielen.

SPIELSYSTEM
Die Charaktere in CHILL werden primär durch 8 Attribute definiert (Gewandtheit, Geschicklichkeit, Glück, Wahrnehmung, Persönlichkeit, Ausdauer, Stärke und Willenskraft), die Werte zwischen 10-90 aufweisen. Daneben verfügen sie über Fertigkeiten (deren Werte sich meist aus Attributen ableiten) und Disziplinen. Letztere sind übernatürliche oder quasi-übernatürliche Fähigkeiten, im Spiel the Art (dt. "die Kunst") genannt. Darunter fallen Dinge wie Telepatie, körperloses Reisen oder Regeneration.
Alle Charaktere verfügen übrigens über die Fähigkeit Sensing the Unknown (zu dt. "Gespür für das Unbekannte"), die sie im Laufe ihrer Karriere steigern können - also nach und nach erfahrener im Erkennen von Übernatürlichem werden. Witzige Idee und gleichzeitig eine Art "Plot-Mechanik", um Spieler bei Ratlosigkeit auf eine neue Fährte zu bugsieren.
Steht das Grundgerüst der Attribute und Fähigkeiten, muß der Spieler einen Beruf für seinen Charakter auswählen. Hierzu stehen über 50 vordefinierte Berufe zur Verfügung. Neue können auch erschaffen werden.
Die Charaktere werden bei ihrer Erschaffung nach einem Punkte-Verteilungssystem generiert, wofür jedem 100 Punkte (CIP - Character Insight Points) zur Verfügung stehen. So kosten z.B. 5 Attributspunkte 1 CIP. Sämtliche Bereiche des Charakters werden damit gekauft und bezahlt.
Auch Vor- und Nachteile sind Bestandteil von CHILL, und erlauben eine tiefergehende Charakterisierung seiner Spielfigur.

Das Spielsystem selbst funktioniert recht simpel: der W100-Wurf wird für nahezu alle Proben eingesetzt. Erfolge werden dabei in 4 mögliche Resultate aufgeteilt: L, M, H oder C.
L steht für ein niedriges, M für ein mittelmäßiges, H für ein hohes und C schließlich für ein "kollossales" Ergebnis. Danach bemißt sich dann der Effekt der jeweiligen Probe. Dies gilt z.B. auch im Kampf und für den Waffenschaden.

AUFMACHUNG
Das Grundregelwerk ist in der 1. Edition, die ich besitze, ein Hardcover und verfügt über eine sehr gute Bindung. Das Buch läßt sich problemlos aufschlagen und bleibt auch offen liegen. Die Illustrationen dürften jedoch für geteilte Meinungen sorgen. Abgesehen von den 16 Vollfarbseiten im Mittelteil (die undetailierte Weltkarten mit Anmerkungen zu Schauplätzen und Örtlichkeiten sowie künstlerisch "interessante" Motive zeigen) sind die Seiten recht eigenwillig illustriert. Es ist ein sehr skizzenhafter, oft unrealistisch proportionierter und gelegentlich karikativer Federstil, der mich so ein wenig an französische Kunstmagazine aus den 60er Jahren erinnert. Sehr merkwürdig. Aber auf jeden Fall ungewöhnlich.
Im Monsterteil des Buches finden sich dann lila Farbspritzer auf einigen Seiten. Nicht so plakativ wie rote Spritzer (BLUUUUUUT!), aber zusammen mit den meist eher lächerlich als bedrohlich wirkenden Zeichnungen der Kreaturen schaffen sie einen ziemlich naiven Stil. Ich persönlich finds unpassend. Ich möchte zumindest bei ein, zwei Monstern gern einen "Bääh, wie ekelig" oder "Uuuih, wie gruselig" Effekt haben. Naja.

SUPPORT
CHILL ist schon seit längerer Zeit eingestellt. Es sind einige Ergänzungen dazu erschienen, darunter ein Spielleiterschirm, ein Quellenband zu Vampiren und einer über Voodoo. Zur inhaltlichen Qualität kann ich nichts sagen, da ich sie mir kaum angesehen habe. Aber die Illustrationen sind gelungener!  [25]
Auch im Netz habe ich außer einer FAQ-Seite, die allerdings eine Menge Links zu Fan-Pages bietet, keinerlei Support mehr finden können.
Die Eigentumsrechte an CHILL stehen zum Verkauf.

ABENTEUER
Das im Grundregelwerk enthaltene Beispielabenteuer Caulfield Place: R.I.P. (als Extraheftchen im Papphalter am Umschlagdeckel) ist eine klassische Spukhaus-Mär, die weder besonders originell noch sonderlich anspruchsvoll ist. Sie ist allerdings auch speziell für Anfänger gedacht und daher durchaus brauchbar.
Das Abenteuer, welches dem Spielleiterschirm beiliegt, spricht das schon eine ganz andere Sprache! Hier haben wir es mit einem tollen Stück zu tun, dessen Schauplatz allein schon kultig ist: die Isle o'Fun, eine Vergnügungspark-Insel mitten in einem See, die schon seit langem leer steht... geniale Begegnungen und Gruselmöglichkeiten sind dort quasi vorprogrammiert - das wissen wir spätestens seit SILENT HILL...!

ZUSAMMENFASSUNG
Im Haufen der ungezählten Horror- und Grusel-RPGs sticht CHILL nicht sonderlich hervor. Background und Spielmechanik heben sich nicht deutlich von der Konkurrenz ab. Für viele Horror-RPG-Fans (besonders im englischsprachigen Raum) steht es jedoch auch schon mal mit Call of Cthulhu oder Kult auf einem Treppchen.
Wie dem auch sei - es ist ein durchaus solides und gut geschriebenes Regelwerk, das sich bestimmt mal spielen läßt.  [72]
CHILL ist nur auf Englisch erschienen.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Streifenmalkav

hm... das klingt doch relativ interessant...
Okay nix neues,  aber ich denke man könnte es mal probespielen...Ne wa, argamae! [25]
Bowties are Cool!

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Conventus Leonis ---- 23.-25. März ´12                                                                               
Wie immer im Jugendzentrum Mühle in Braunschweig

Infos unter: http://www.conleo.de/
und bald auch hier

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