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[Rezi] RAPPAN ATHUK - Dungeon of Graves

Begonnen von Argamae, 27. August 2006, 16:58:36

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Argamae

Yeah, Baby.
This is it.
The Ultimate Challenge.



(c) 2006 Necromancer Games
Limited Box Set, 3 Bücher (zusammen knapp 400 Seiten), ein signiertes Zertifikat

EIN PAAR WORTE VORWEG
Rappan Athuk "Reloaded" fasst die bisher drei einzelnd erschienenen Teile der Saga zusammen, updatet das Ganze für die Edition 3.5 der Grundregeln, fügt noch neues Material hinzu, und verpackt das dann in einem der ansprechendsten Kästen, die bislang für "einfache" Dungeon-Abenteuer erschienen sind.

Das Wort "einfach" steht jedoch im diametralen Gegensatz zum Inhalt. RAPPAN ATHUK ist ein Killer-Dungeon. Es ist hart, es ist brutal. Und der Bodycount ist hoch. Selbst die erste "Ebene" sollte keinesfalls von einer Gruppe angegangen werden, die nicht wenigstens einen Durchschnittlevel von 3 hat. Naja, mach besser 4 draus! ;-)

Im Vorwort machen die Designer und Autoren eine große Verbeugung vor Gary Gygax und seinen Mitstreitern, sowie vor den schönen, einfachen Tagen von dereinst - als ein Dungeon das Epitom jeden epischen Fantasy-Abenteuers war. Was uns zum nächsten Punkt bringt...

RAPPAN ATHUK - WAS IST DAS?
Der gewaltige, zirka 15 "Level" und doppelt soviele Abschnitte enthaltene Dungeonkomplex erinnert an die Klassiker der AD&D-Antike, allen voran "T1-4 Temple of Elemental Evil", "GDQ1-7 Queen of Spiders" oder auch "A1-4 Scourge of the Slave Lords". Mehrere Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft und zahlreiche Intrigen und Plots werden in seinen (sehr) tiefen Tiefen gesponnen. Es gibt zahllose Fallen, hundsgemeine und knüppelharte Monster und natürlich eine Menge Schätze!
Eine epische Sage umgibt den Verließkomplex und berichtet von Dämonenprinzen, Kultisten, Untoten und Nekromanten, sowie den Streitkräften des Guten, die vor langer Zeit so etwas wie einen Sieg gegen das Böse erringen konnten. Doch wie heißt es so schön: das Böse schläft nie! Und selbst nach Jahrzehnten lockt die Aussicht auf Reichtümer immer noch Abenteurer an... von denen die meisten jedoch nie zurückkehren. Etwas neues, Böses regt sich in seinen Tiefen...
Der Verließkomplex ist weltunabhängig, also nicht auf einer der D20-Hintergrund-Welten angesiedelt. Vom Flair her eignet er sich sowohl für High-Fantasy-Settings (etwa Greyhawk oder Forgotten Realms) oder auch Swords-&-Sorcery-Welten, etwa den "Wilderlands of High Fantasy", auch bei Necromancer Games erschienen.



WAS KRIEGE ICH FÜR MEIN GELD?
Wer sich die Box kauft, sollte sich einer Tatsache bewußt sein: dies ist ein Hack'n'Slay-Dungeon par excellence. Nicht, daß es überhaupt kein Rollenspiel gäbe - das gibts schon! - aber das Hauptaugenmerk liegt klar auf den Kämpfen. Und die haben es in sich. Dazu kommen ziemlich üble (und gelegentlich unfaire) Fallen, die unvorsichtige Spielercharaktere ganz schnell ins Jenseits schicken. Daran sollten Spielleiter und Spieler immer denken! Natürlich dient das Gefasel vom "härtesten Dungeon aller Zeiten" auch als angeberischer Kaufreiz. Nur diesmal ist er wahr.

Wer so etwas mag, wird mit einer echten Luxus-Box belohnt. Die Verließpläne sind supertoll gelungen und dazu übersichtlich. Sie sind in einem separaten Buch (3: "Pathways to Damnation") zusammengefaßt und inkl. einer Level-Übersichtskarte klasse präsentiert. Das Hauptbuch ("1: The Dungeon of Graves") selbst enthält sämtliche Verließ-, Plot- und Hintergrundbeschreibungen. Monster- und NSC-Werte (komplett ausgearbeitet) finden sich im zweiten Buch ("Food, Pets, and Slaves"), auf das dann an den entsprechenden Stellen im Hauptbuch verwiesen wird.

Der Dungeon ist im Kern "evil" und daher eher ernsthaft und episch gehalten, wenngleich es auch die eine oder andere humorvolle Begegnung geben kann. Es gibt einen Hauptplot, doch manche der Verließebenen stehen mehr oder weniger für sich und können erforscht werden, ohne das dies Einfluß auf den Metaplot hat.
Neben den einzelnen Ebenen des Verließes wird auch ein ausladener Wildnisbereich beschrieben, in dem Rappan Athuk standardmäßig untergebracht ist. Diese Wildnis, die zahlreiche weitere Begegnungen und Örtlichkeiten sowie zahlreiche unterschiedlich Zugänge zu den Dungeon-Leveln enthält, kann man auch als Backgroundsetting nutzen, wenn man den Dungeon als eigenständige Kampagne ohne Welthintergrund spielen will.

DIE AUFMACHUNG
Das Layout ist top und hübsch übersichtlich, die Schrifttypen gut lesbar. Spezielle Infos sind in grau unterlegten Textkästen untergebracht, die den Fließtext auflockern. Innen-Illustrationen sind schwarz-weiß und von hervorragender Qualität. Sie sind teilweise im Scriptol-Stil gehalten, teils auch Radierungen oder skizzenhafte Schraffuren. Sie vermitteln stilvolle Dungeon-Atmosphäre und wirken nicht "retro".

Ein Problem könnte das Hauptbuch werden, daß ja sämtliche Beschreibungen enthält. Da es als Softcover gut 230 Seiten umfaßt, läßt es sich nicht sehr leicht aufklappen. Es besteht die Gefahr, daß man durch leichtes Knicken nachhelfen muß, wenn man möchte, daß es aufgeklappt liegen bleibt. Inwieweit die ansonsten gute Verarbeitung das mitmacht, möchte ich für diese Rezi aber nicht ausprobieren.
Beim Kartenbuch ist das kein Problem, daß hat eine Klammerheftung und bleibt friedlich liegen.



KRITISCHE PATZER
Wenn man etwas an dem Produkt bemängeln will, dann höchstens sein Konzept: ein Riesendungeon, bevölkert von bisweilen seltsamen Wesen. Doch Rappan Athuk wirkt nur selten unlogisch. Manche der "Bewöhner" seiner Tiefen begegnen sich unter normalen Umständen nicht, daher ist es auch nicht notwendig, ausgefeilte soziale Hierarchien auszuarbeiten. Was man noch bemängeln könnte, wenn nicht auf der Verpackung und im Vorwort ausdrücklich darauf hingewiesen würde, ist der hohe Schwierigkeitsgrad. Ich behaupte mal, daß es keine Gruppe gibt, die den "untersten" Level erreicht, geschweige denn überlebt. Und - um es deutlich zu sagen - das erwarten die Autoren auch gar nicht! Der letzte Level dient mehr der Erbauung des Spielleiters und präsentiert den übelsten "Baddie", den ich bislang in D20-Abenteuern gesehen habe.  [1]

FAZIT
Rappan Athuk Reloaded ist klassische "Schwert-und-Magie"-Unterhaltung der alten Schule. Necromancer Games' Motto "3rd Edition Rules, 1st Edition Feel" geht voll auf. Es macht einen Mordsspaß, sich durch die Box zu lesen. Und mit der richtigen Gruppe würde es auch sicherlich Mordsspaß bringen, die Tiefen dieses Verließes zu erkunden - vorausgesetzt, man mag "Survival-Gaming".
Wer aber Dungeons für eine überaltete Form des Abenteuerdesigns hält, kann die 65 Euronen für andere Abenteuer oder Erweiterungen sparen.
Die limitierte Natur dieser Box (1000 Stück, ein signiertes Zertifikat liegt bei) sollte aber alle AD&D-Veteranen anspornen, sich ein Exemplar zu sichern. Allein schon der guten, alten Zeiten wegen...  [25]

Aus Nostalgiegründen - und weil man einfach einen echten Hingucker-Dungeon bekommt, dessen Lektüre viel Spaß macht - möchte ich gern eine Top-Bewertung abgeben. Doch weil meine Wertung durch meine Sentimentalität und den Nostalgie-Faktor getrübt wird, kann ich wahrlich keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Außerdem ist es schon frech (wenngleich auf perfide Art sympathisch), den Endlevel unschaffbar schwer zu machen.  [15]
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Greifenklaue

Da schlackern einem ja die Ohren...

Was ich immer respektabel finde, dass es sich zwar gut lesen läßt (immerhin), aber das zu spielen ist doch ein halbes Lebenswerk   [23]  

(Gut, für Chuck Norris vielleicht ein Viertel...  [25] )

Wie würdest Du den Zeitfaktor setzen? Zwei Jahre bei einmal wöchentlich 8 Stunden?

Oder eher zwei Wochen, frei nach dem Motto, dann kam die erste fiese Falle...
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Argamae

Chuck Norris hat den gesamten Dungeon erforscht und den Endboß geroundhouse-kickt. Zweimal.

Davon abgesehen, daß es kaum dieselbe Gruppe Charaktere von Anfang bis Ende schaffen dürfte, würde ich sagen: Daran spielt man sicherlich gut ein Jahr, wenn man sich wöchentlich trifft. Eventuell auch länger...
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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