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[Rezi] Tod und andere Unannehmlichkeiten (Private Eye)

Begonnen von Greifenklaue, 16. Dezember 2006, 21:51:59

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Greifenklaue



Private Eye ist ein deutsches Fan-Rollenspiel mit mittlerweile über 15 Jahren auf dem Buckel. Es dreht sich um Detektivgeschichten im viktorianischen England um 1890, also ganz wie das große Vorbild Sherlock Holmes. Da das Regelwerk zugleich eine gute Beschreibung von London enthält und Mythos-Investigatoren auch gern mal mit einem ,,normalen" Fall lösen, war das Regelwerk auch unter Cthulhu-Spielern sehr beliebt.

Die Redaktion Phantastik hat sich der Neuauflage dieses Rollenspiels samt seiner Abenteuer angenommen. Bei ,,Tod und andere Unannehmlichkeiten" handelt es sich um ein komplett neu geschriebenes Abenteuer von Martin Lindner.

In bester Sherlock Holmes-Manier erhalten die Spieler-Detektive einen dringlichen Brief, in denen sie der ,,Mogul von Rio",der zweitreichster Diamantenhändler, um Hilfe bittet - sein Leben wird bedroht. Als die Charaktere jedoch eintreffen, wurde Morton Chiswick schon ermordet im Garten gefunden und den Charakteren bleibt nix anderes übrig, als dabei mitzuhelfen, die Spuren zu sichern und die Zeugen auszuquetschen. Denn schon bald stoßen sie auf einige Ungereimtheiten in den Aussagen der Zeugen, die auf Entwirrung durch die SC warten.

Handlungsort ist die traditionsreiche Insel Lindisfarne, welche zwischen Newcastle und Edinburgh vor Englands Küste liegt und schon zahlreiche Heilige hervorbrachte. Schließlich spielte sie bei Englands Christianisierung eine bedeutende Rolle, bevor sie wieder und wieder von den Wikingern geplündert wurde. Heute lebt eine eher eingeschworene, abgeschottete Inselgemeinde hier mit nur wenigen Neulingen, die zwar auf den Tourismus angewiesen sind, Fremden aber doch eher mißtrauisch gegenüberstehen. Kurzum, genau der richtige Schauplatz für ein Detektivspiel.

Autor Martin Lindner gelingt hier ein verzwickter, aber lösbarer Fall und schafft es, dem Spielleiter alle nötigen Informationen geordnet zur Hand zu geben. Obwohl hierzu sicherlich auch die Neuauflage beigetragen hat, die mit vielen Neuerungen aufwartet. Die Aufteilung zwischen Vorgeschichte & Tathergang, Abenteuerauftakt, dem Schauplatz Lindisfarne, den beteiligten Personen, dem Haus der Chiswicks, der eigentlichen Handlung und einer Übersicht, hat sich bewährt. Zwar entstehen beim Lesen manchmal ein Fragezeichen wie z.B. diese Person in die Handlung integriert ist, die man erst viel später liest, aber nach der kompletten Lesung wird der Fall schlüssig und klar, wer welche Rolle spielt und was welche Bedeutung hat. Dabei hilft auch der Überblick, der alle Handouts, ein Verzeichnis der Beweise, alle NSC mit Aussagen und Alibis enthält, welches den Spielleiter sehr entlastet, da alles auf einigen Seiten geordnet ist und nicht im Abenteuer gesucht werden muss.

Erfrischend ist, das dieses Abenteuer vollkommen wertefrei ist und daher nicht nur mit Private Eye, sondern problemlos mit Cthulhu, Midgard 1880 und Konsorten umzusetzen ist. Die vermeintlich fehlenden Werte vermisst man auch an keiner Stelle.

Das Coverlayout ist beeindruckend. Kein Wunder, war die Originalauflage noch schwarz-weiß auf Hochglanzpappe produziert, hat sich nun Manfred Escher dem Coverlayout angenommen, der sich dafür auch bei Cthulhu verantwortlich zeichnet. Auch innen gibt es nun reichlich passende Bilder, allerdings manchmal etwas schlecht gesetzt oder etwas pixelig. So teilen die Flügel einer Möwe den Text innerhalb des zweispaltigen Layouts nochmal in insgesamt vier Spalten, was das Lesen etwas schwierig macht, wenn ,,da-ge-gen" dreigeteilt ist und links und rechts steht. Neben diesen Kleinigkeiten ist es aber insgesamt eine deutliche Aufwertung des Originals.

Das Kartenmaterial reicht von excellent bis mäßig. Ich greife hier mal die besten und schlechtesten Beispiele heraus. Das Haus und Anwesen der Chedwicks sind drei Aufrißzeichnungen, die zugleich die Möbelierung der Zimmer zeigt. Sieht gut aus, hilft bei der schnellen Orientierungund schafft zugleich Atmosphäre. Die ganzseitige Englandkarte in hellgrau –dunkelgrau (Wasser / Land) ist pixelig, wenig kontrastreich und enthält gerade mal sechs Orte, sprich hier hätte eine Viertelseite in sw nicht nur gereicht, sondern auch besser gewirkt.

Fazit: Eine gelungenes Abenteuers zu einem System, welches jedem Sherlock Holmes- und Miss Marple-Fan das Wasser im Mund zusammenlaufen läßt. Der Fall ist gut aufgebaut und in sich schlüssig und logisch, aber auch lösbar. Dazu ein atmosphärischer Schauplatz, der nicht unbedingt zum Verweilen einläd...

PS.: das Original ist zu finden unter http://www.lorp.de/rezensionen/show.asp?id=1085 , dort kann man die Rezi auch bewerten (*lechz*), natürlich freu ich mich auch hier über reges Feedback!!!
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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