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Rollenspielverlage und Diversifikation - Ein notwendiges Übel?

Begonnen von Maniac, 12. März 2020, 14:14:12

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Maniac

Hallo zusammen,

bei Greifenklaues Blogartikel zum Uhrwerkverlag ist mir aufgefallen, dass der Verlag ein umfangreiches Sortiment an Produktlinien unterhält, wobei jede einzelne Linie ja auch irgendwie gepflegt werden will.

Ich erinnere mich an die Zeiten wo man an beispielsweise an die DSA-Redaktion geschrieben hat und sie sich dann mehr oder weniger umfangreich zu Fragen wie "Wie wird die Monsterklasse berechnet?" unter anderem in den "Wunderwelten" geäußert hat. Auch gab es DSA-Clubs etc.

Meine Befürchtung ist halt, dass je mehr Produktlinien man unterhält die Gefahr von Überschneidungen und Verhedderungen besteht und nicht direkt Regelfragen beantwortet werden können. Andererseits hat die Diversifikation ja auch ihre Vorteile falls ein großes "Flagschiffprodukt" mal wegbrechen sollte. Sei es dass der Lizenzgeber kündigt oder einfach seitens der Käuferschaft kein Interesse mehr besteht.

Der Begriff der Diversifikation stammt aus dem Marketing (Führung eines Unternehmens aus Sicht des Marktes) und ist dort als "Ansoff-Matrix" bekannt.

Meine Frage ist daher: Müssen die deutschen Verlage eventuell über Produkte und Märkte "streuen"?
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Greifenklaue

Diversifikation, also Marktstreuung, kann notwendig sein.

Fangen wir bei den Großen an:

Pegasus, lebt von Brettspielen, hat mit Cthulhu und Shadowrun zwei große Linien, die sie aber auch mit Gewinnen aus der Brettspielbranche querfinanzieren können. Diversifikation nicht nötig.
Trotzdem spannend, ob sie noch ein Fantasyschwergewicht zu Wasser lassen.

Ulisses, lebt von Rollenspielen, man hat mit DSA den Marktführer, dazu die stärksten Konkurrenten für Fantasy, D&D 5 und PF 2 , im eigenen Haus. Die drei dürften geschätzte 2/3tel ausmachen. Aber mit diversen Linien wie Earthdawn, Vampire/WoD, My little Pony sichert man sich das letzte Drittel. Diversifikation vorhanden, aber nicht wichtig.

Ein-System-Kleinverlage wie Ultima Tartio oder Hong Kong Stories bieten Diversifikation wenn innerhalb ihres Systems.

Nischen-Kleinverläge wir die Redax Phantastik (Private Eye, div. Steampunksysteme wie Finsterlande und Wolsung) setzen auf die Nische.

Uhrwerkverlag hat mit Splittermond sein Zugpferd (min. 1/3tel geschätzt), hat mittlerweile aber viele, viele Linien, sich aber genau damit teileweise verhoben ("zu schnelles Wachstum" als Mitinsolvenzgrund). Teilweise bekommt man ja quasi fertig Produkte geliefert (Fate, DS), aber der Weg kann hier auch gestört werden (DS) oder lässt begeistere Fans und Freelancer los. Hier scheint Diversifikation wichtig, musste sich aber auch oft von Reihen trennen, die zu groß oder zu klein waren (13th Age, The One Ring). Diversifikation  wichtig.

Aufstrebener Neuling System matters setzt auf Diversikation in ihren Nischen, die in hippen Trendgames und OSR liegt. Diversifikation in der Nische.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Colgrevance

Die Frage nach der Notwendigkeit kann ich verstehen, aber warum sollte Diversifikation ein "Übel" sein?

P.S. Ich frage vor allem aus Kundensicht, da ich nicht davon ausgehe, dass Verlagseigner unter uns sind.

Maniac

Zitat von: Colgrevance am 13. März 2020, 08:12:27
Die Frage nach der Notwendigkeit kann ich verstehen, aber warum sollte Diversifikation ein "Übel" sein?
Dem Kunden wird zwar eine größere Auswahl an Systemen und Welten geboten aber gleichzeitig fehlt für den Verlag tendenziell die Fokussierung auf eine Spielmechanik oder falls man einen Hintergrund "durchdringen" oder "entwickeln" will.

Bei Games Workshop beispielsweise ist es meines Wissens so, dass das Spielsystem über die einzelnen Hintergründe wohl weitaus gleich ist. Zumindest habe ich noch so Sachen wie WS (Weapon Skill), BS (Ballistic Skill) oder T (Toughness) in Erinnerung was meines Wissens sowohl beim Fantasy Roleplay, Warhammer Tabletop und 40K weitaus gleich war. Mag da aber auch falsch liegen aber Games Workshop halte ich vom Management her als das wahrscheinlich cleveste Team in der Fantasyspiele-Branche.

Games Workshop wäre aber auch einen eigenen Thread wert...
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Greifenklaue

Dass sich die TT-Regeln angenähert haben, ist eher ein Phänomen der letzten Editionen. Aber die haben noch genügend Unterschiede - bzw. ein Großteil der Regeln sind die Einheitenregeln, die logischwerweise unterschiedlich sind.

Das Fantasy-RPG ging in der ersten Edition sehr direkt aus den TT-Regeln hervor, aber heutzutage haben die wenig miteinander gemein, gehört ja auch nicht zu GW.

Aber das ist doch bei SaWo oder_Fate oder meinethalben GURPS nicht anders - ob ich innerhalb eines Universalsystems diversifiziere oder zwischen unterschiedlichen Systemen?
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

Maniac

Zitat von: Greifenklaue am 14. März 2020, 01:02:39
Aber das ist doch bei SaWo oder_Fate oder meinethalben GURPS nicht anders - ob ich innerhalb eines Universalsystems diversifiziere oder zwischen unterschiedlichen Systemen?
Ich habe eben bei Wikipedia nachgeschaut: Ansoff-Matrix - Diversifizierung im Sinne von "Neue Produkte in neue Märkte" würde ich im Rollenspielbereich so sehen, dass ein imaginärer Verlag ein oder mehr Horror-Rollenspielsystem, etwas zum Thema Cyberpunk, ein Comedy-Spiel etc. im Portfolio hat und dann beispielsweise sagt: "Im Fantasy-Segment" sind wir zu schlecht aufgestellt - da müssen wir auch noch rein (neue Produkte). Alle Systeme haben unterschiedliche Zielgruppen/Teilmärkte potentieller Käufer.

Diversifizierung ist ja an sich auch nichts schlechtes: Disney (mag man beurteilen wie man will) beispielsweise macht das beispielsweise sehr erfolgreich: Streamingdienst, Fernsehsender, Comics, Freizeitparks (Disneylands), Computerspiele bis hin zu damals den "Mighty Ducks" (Eishockeyteam). Und alles fing mal nur mit "Mickey Mouse" an.
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Greifenklaue

Gab/gibt es in der Wirtschaft nicht aber auch den Gegentrend, sich wieder auf seine Kernmarke zu reduzieren?

Ein Rollenspielverlag mit einem breiten Angebot ist ansonsten noch Truant, wobei ich denke, dass der gute Mann eher seine Kontakte und Gelegenheiten gut nutzt. Wobei es Fantasy Age und auch Trudvang Chroniken schwer hat, mit DSA, Splittermond, Pathfinder und D&D 5 hat man 4 große Titel im Bereich Fantasy und mit System matters und Shadow of the demon Lord ein ähnlich kompaktes D&D wie Fantasy Age und Talisman (Pegasus) hat eine ähnlich, vielleicht gar durchdachtere Würfelmechanik.
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Maniac

Zitat von: Greifenklaue am 14. März 2020, 08:30:23
Gab/gibt es in der Wirtschaft nicht aber auch den Gegentrend, sich wieder auf seine Kernmarke zu reduzieren?
Ich nehme an, dass Du "Kernkompetenzen" meinst. Den Trend gab es in der Tat und die Denkweisen als eine Art "Richtschnur" weilen sicherlich auch noch bis heute an. Ausgelöst wurde es durch einen Artikel im "Harvard Business Review" aber Management-Methoden unterliegen auch gewissen "modischen Trends".

Beispielsweise wird hier an den HS-Harz Hochschulgründungen stark das relativ neue Werkzeug "Business Model Canvas" propagiert und empfohlen. Ich bin da eher "old school" mit Businessplan etc. weil der "Canvas" so Aspekte wie Liquiditätsplanung nicht berücksichtigt was ich aber für enorm wichtig halte.
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