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Old School Gygaxian-Style Campaign - Verstehe ich das richtig?

Begonnen von Maniac, 23. November 2022, 09:16:18

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Maniac

Bislang dachte ich immer, dass eine Kampagne eine "Serie von aufeinanderfolgenden Abenteuern" wären, ähnlich einer typischen Netflix-Serie, die dann auf einen speziellen Höhepunkt/Climax hinarbeitet.

Je mehr ich mich mit der "Old School Renaissance" beschäftige habe ich den Eindruck, dass man eventuell früher mit "Kampagne" vielleicht etwas anderes gemeint hat: Ich erinnere mich an ein altes AD&D Abenteuer "Haunted Halls of Eveningstar" (Spukhallen von Abendstern) die einen Dungeon beschreibt. Im Modul stand aber auch, dass in der Vergangenheit des Dungeons verschiedene (Spiel-)Gruppen/Partys diesen besucht haben. Wahrscheinlich waren das die Spielrunden der Autoren.

Ich arbeite momentan daran, die Spielwelt der "Known Realms" für Labyrinth Lord etwas mit Leben zu füllen und auch mehrere Partys (teils NSCs aber auch andere Spielgruppen) durch die Gegend ziehen zu lassen. Dabei ist mir wichtig, dass die Handlungen der Spieler gleichzeitig Einfluss auf die Spielwelt haben: Beispielsweise wenn ein bestimmter Dungeon "gelootet" wurde dass eine andere Party nicht mehr an die Schätze kommt oder dass wenn ein bestimmter NPC getötet wurde, dieser nicht wieder aufersteht.

Ist es richtig, dass man früher unter "Kampagne" etwas anderes verstand? Ist das was ich im letzten Absatz beschrieben habe "Gygaxian-Style"? Ich finde das eigentlich ganz spannend. Mit den ganzen Hexfeldern etc.erinnert mich das irgendwie an die Postspiele oder Fernschach.

Oh wie schön ist das Spielleiterleben!
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Argamae

#1
Meines Erachtens nach entwickelte sich die Idee einer Rollenspiel-Kampagne aus der Verwendung des Wortes aus dem Militärjargon (schließlich entwickelte sich das RPG aus militärischen Konfliktsimulationen). Wenn wir uns die Bedeutung angucken, dann lesen wir (im Oxford-Wörterbuch):

Zitat"gemeinschaftliche Aktion für oder gegen jemanden, etwas (bei der ideologische, politische Ziele im Vordergrund stehen); Feldzug"

Und so kann man es auch im Rollenspiel verstehen; ein "Feldzug" in Richtung eines gesteckten Ziels, nur dass es halt nicht länger nur militärische Ziele sein müssen. Insofern ist die Definition, die du oben als erstes gegeben hast, schon zutreffend: eine Serie miteinander verbundener Abenteuer, die ultimativ auf ein Ziel hinsteuert. Dieses Ziel muss nicht zwingend vordefiniert sein (aber oft ist es das), es kann sich auch erst aus dem Spiel ergeben oder sich sogar verändern. Ich denke, diese Definition ist ziemlich allgemeingültig und wird von der Mehrzahl aller Rollenspieler heute so verstanden, wenn sie den Begriff "Kampagne" für ihr Hobby benutzen.

Was das "gygaxische" Kampagnenspiel maßgeblich von den allermeisten heutigen (kommerziellen) Darreichungen unterscheidet, ist, dass damals das ganze Worldbuilding "nebenbei" geschah. Schließlich entstanden etwa "The World of Greyhawk" oder auch (zu einem geringeren Teil) die "Vergessenen Reiche" durch Kampagnenspiele, in denen die ursprünglichen Teilnehmer praktisch den initialen Schöpfungsfunken zu vielen Dingen beisteuerten und Grundlagen schufen. Ihre Ideen und Taten gingen in die Geschichte der "Kampagnenwelten" und teilweise auch in die Regelwerke ein - nehmen wir nur mal den Magierzauber "Melf's Säurepfeil" (Melf war einer der Charaktere von Gary Gygax's Söhnen und stand eigentlich für "[m]ale elf", da er ihm - soweit ich weiß - nie einen Namen gab) oder die Nation "Perrenland" auf Oerik (World of Greyhawk), die auf Jeff Perren zurückgeht - einen weiteren Spieler in Gary's Kampagne.

Die Spieler bildeten also die Kampagne(nwelt) mit aus, was heute ja auch in vielen "homebrew campaigns" passiert. Leider aber hat sich diese Disziplin der kreativen Welterschaffung zurückgebildet, da viele SL (und Spieler) auf vordefinierte, kommerzielle Kampagnen(settings) zurückgreifen. Daran ist ja nichts falsch, denn viele haben einfach auch keine Zeit, selber Fantasywelten zu entwickeln. Schade ist es trotzdem.
Und so liest du eben in einigen Produkten die Namen und Taten vergangener Helden/Gruppen, die sich durch am Spieltisch stattgefundene Ereignisse in die Geschichte der Kampagnenwelt gebrannt haben.
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
|It's all fun and games - until somebody fails a saving throw!| D&D Meme

Maniac

Danke für die Klarstellung, Definition und Anekdoten.

Ich persönlich entdecke meine Freude am Weltenbau etc. gerade durch "Labyrinth Lord" definitiv wieder. Es fing alles mit einem Stück Papier (der Karte der Known Lands) ab und ich habe wirklich Spaß daran, beispielsweise Gerüchtetabellen etc. zu erstellen und auch einzelne Fraktionen und Allianzen auszuarbeiten.

Teils nehme ich aber auch die neuen Handbücher, z.B. 5th Edition Dungeon Masters Guide zur Hand. Insbesondere die Sektion über die Götter fand ich interessant aber wollte keine komplette Götterwelt ausarbeiten, so dass ich mich für Dualismus entschieden habe und dann halt der stetige Kampf von "Gut gegen Böse" oder "Allianz gegen Horde". Ich habe auch einige der blauen AD&D-Sourcebooks wie "Creative Campaigning" oder "Catacomb Sourcebook" wo es auch mal interessant ist, mal reinzuschauen.

Für den "Guten Gott" habe ich dann Valtor-The Mighty von Brave Halfling genommen. Für den "Bad Guy" dachte ich an "The Mad God" oder "Gott ohne Namen"...

Wenn man es sich so anschaut ist es wahrscheinlich wirklich "Fantasy von der Stange" aber ich freue mich schon darauf, meine Spieler durch die Known Lands zu leiten.

Im Netz gibt es so viel an Indie-Sachen, die man mehr oder weniger gut kombinieren kann. Die OGL und freien Regelwerke erlauben eine dermaßen große gestalterische Freiheit, zu teilen, zu mischen und zu remixen.

Fühle mich irgendwie wie jemand, der mit einfachen Mitteln wie einem IBM-kompatiblen PC und Monochromemonitor ein Postspiel leitet oder eine Mailbox betreibt. Und ganz ehrlich: Ich habe sehr viel Spaß dabei und ich hoffe, dass meine Spieler und Spielerinnen den auch haben werden. 

In diesem Sinne: Happy Campaigning.
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