Herrschaftszeiten, wir müssen hier nicht alles verklausulieren. Punkt für Punkt, ohne besondere Reihenfolge:
Kürzer: Schummeln ist doof.
Ja. Aber es zerstört auch nachhaltig das allgemeine Vertrauen in der Spielrunde. Daher die "dramatischere" Formulierung.
Ich habe nur angemerkt, dass es klüger ist, sich die Zeit zu nehmen und von vorn herein dafür zu sorgen, dass es zu solcherlei Störungen gar nicht erst kommt
Das drückt "Spiele nicht mit Arschlöchern" ja genau aus. Aber es ist eben nicht immer im Vorneherein klar, wer sich als solches entpuppt. Und auf kurzfristig anberaumten Runden (etwa auf Cons und Veranstaltungen) hat man weder die Zeit noch die Möglichkeit einer Vorauswahl.
Ein Charaktertod, der ausschliesslich aufgrund von lückenhaften Spielmechanismen und/oder reinem Würfelpech passiert. Ein Tod, der den Charakter ereilt, ohne dass der Spieler nennenswert die Möglichkeit hatte, ihm durch eigenes Handeln zu entgehen
Der geschieht nicht, wenn die anderen Punkte befolgt werden. Aber ich wiederhole nochmal:
wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Oder, fürs Rollenspiel umformuliert, damit es nicht diese Endgültigkeit bekommt:
Wer sich in Gefahr begibt, kann darin umkommen. Auch durch Würfelpech. Derart sind nun einmal die Unwägbarkeiten von bewaffneten Konflikten und zufallsbasierter Ausgangsbestimmung (d.h. Würfel). Und ob er sich in einen solchen hineinwagt, ist schon eine Entscheidung des Spielers. Gleiches gilt für gefährliches Gelände (Erdrutsch, Lawine, Springflut, etc.).
...aber eben auch nur einer von X am Tisch. Wenn einer einen Alleingang macht, und den anderen Spielern macht's nichts aus (oder sie finden's sogar gut), steht es mir als Spielleiter nicht zu, ihn hier zurückzupfeifen.
Im Zweifelsfall ist der SL eben nicht nur X am Tisch. Ihm obliegt das reibungslose Ablaufen der Spielsitzung. Wenn es keine Reibungen gibt, wunderbar. Falls doch, ist zuallererst ER aufgerufen, diese zu unterbinden. Das drückt der Begriff "Leiter" auch schon aus. Eine richtende und führende Funktion ist hier ein
Feature, kein
Bug.
Punkt 5 verneint explizit forcierte Szenen bzw. Szenen, in denen die Spieler vor vollendete Tatsachen gesetzt werden (Stichwort Plot-Bus), und fordert, das alles, was passiert, aufgrund der Spielerhandlungen passieren muss.
NEIN! Lesen! Punkt 5 bezieht sich darauf, daß den Spielern keine ENTSCHEIDUNGEN vorweg genommen bzw. abgesprochen werden. Es heißt nicht, das ALLES, was geschieht, IMMER durch Spielereinfluß passiert. Dein Beispiel mit dem Bösewicht, der halt irgendwann "gewinnt", wenn die Spieler sich nicht um ihn kümmern, fällt unter Punkt 2 - die Simulierung innerer Abläufe der Spielwelt abseits des Auftauchens von SC.
Ich sage nun, dass forcierte Szenen bzw. vollendete Tatsachen durchaus ihre Berechtigung haben, sofern sie aus der inneren Logik der Spielwelt (und gegebenenfalls auch aus dem *nicht*-Handeln der Spieler) entstehen. Insofern soll dies Deinen Punkt 5 nicht korrigieren, sondern ergänzen.
Wird längst in Punkt 2 berücksichtigt.
Das Spieler die Resultate ihrer eigenen Würfe einschätzen können und daraus Rückschlüsse ziehen, liegt auf der Hand - darum geht's ja auch nicht.
Moment, darum ging es aber in der bisherigen Unterhaltung. DU hast postuliert, daß in 99% aller Fälle die Spieler mit Würfen Informationen erhalten, die ihre Charaktere nicht haben können. Und das habe ich zurecht als "Quatsch" betitelt.
Wenn die Spieler aber nicht sehen, mit welchem Wurf das Monster trifft, können sie auch keine Rückschlüsse auf den Angriffswert des Monsters fällen.
Deshalb fordere ich ja auch: offen Würfeln, Transparenz zeigen.
Argamae führt aus, dass Regeländerungen grundsätzlich zu vermeiden sind, indem diese Grundformel im Wesentlichen nicht befolgt wird. Aber gleichzeitg weist er darauf hin, dass im Konsens mit den Spielern eben Regeländerungen die Ausnahme sein müssen, mithin doch zulässig seien. Naja, und darin sehe ich eben den Widerspruch.
Wo genau sage ich, daß Regeländerungen GRUNDSÄTZLICH zu vermeiden sind? Würde mich mal interessieren. Ich sage nichts anderes, als: probiere vorhandende Regeln in Situationen, in denen sie Anwendung finden, aus und ändere nur im Konsens mit allen Beteiligten unzureichende Regeln ab, damit für alle weiterhin Konsistenz gewahrt bleibt. Kein Widerspruch. Das einzige, was ich GRUNDSÄTZLICH sage, ist: mache nicht in jeder Spielsitzung für die gleiche Situation neue Regeln.
Sehe ich ähnlich, aber: Wer die nötige Kenntnis in Welt und Spielsystem hat und dies gut mit Improvisation umsetzen kann, der muss nicht Spielbrett und Film auspacken.
Lesen hilft. Da steht, wer "kalt erwischt wird", nicht "wer ausreichend Kenntnis von Regeln und Welt hat". Weil der ist ja dann "vorbereitet", wie es in Punkt 1 gefordert wird.
Durch einen erzählerischen Ansatz in der Darstellung der Spielwelt und rückgreifend auf Punkt 2 ist der Spielleiter sehr wohl ein Geschichtenerzähler, indem er die versammelten Spieler dazu motiviert, auch zu aktiven Geschichtenerzählern zu werden.
Der Spielleiter hat kein Geschichtenerzähler zu sein. Er ist ein Moderator, ein Schiedsrichter, ein Leiter. "Geschichte" ist das Produkt von Aktion und Reaktion zwischen Spieler-Input und Weltdynamik.
da dieser Punkt 4 tatsächlich im Widerspruch zu Punkt 3 stehen kann. Ich denke, die Lösung steht zwischen diesen zwei Punkten.
Ich sehe da keinen Widerspruch. Diese Punkte stehen sogar separat und ich erkenne auch "zwischen" ihnen keine Lösung. Lösung wofür? Wenn ein Spieler anfängt, en detail zu beschreiben, wie er morgens seine Körperpflege vollzieht (obwohl nix und niemand ihm dabei zusieht) oder er sich anschickt, halbstündige Feilsch-Gespräche über den Kauf einer Standardaxt führen zu wollen, dann raubt das allen Beteiligten wertvolle Spielzeit. Hier muß und soll der SL einschreiten. Ferner ist die IF-Bedingung in Punkt 4 eingebaut:
[...] während sich der Rest langweilt.
Ja und nein. Ich mache das sehr davon abhängig, wie gut sich die Spieler im Vorfeld einer Handlung "vorbereiten" und informieren. Wenn sie einfach nur blind einem Ruf folgen, selber schuld ...
Verstehe den Zusammenhang mit Punkt 8 nicht.
Ob es Schwachsinn ist, dass im Zweifelsfall die Regeln nicht gelten sollen, sei dahin gestellt. Jedenfalls widersprichst Du Dir selbst, wenn Du einerseits diese Grundfloskel als Schwachsinn abtust und andererseits aber darauf hinweist, dass eine Regel im Zweifelsfall, von mir aus im demokratischen Verfahren mit den Spielern, doch angepasst wird ...
Es ist a) Schwachsinn und b) kein Widerspruch. Wieder gilt: lesen! Meine Ausführungen zu "Geschichte" habe ich hinreichend klar gemacht - daher ist die Formulierung "Regel ignorieren, wenn sie der Geschichte im Weg ist" Schwachsinn hoch 3. Damit wird ja der Willkür Tür und Tor geöffnet! Nach dem Motto:
Ach, ich fände es jetzt aber so schön und ulkig, wenn die Helden auf ihren Eseln mit der befreiten Prinzessin entkommen, daher ignoriere ich mal die Geschwindigkeiten von Reittieren sowie die Verfolgungsregeln und entscheide, daß die Palastwache auf ihren Streitrössern die Verfolgung aufgibt, weil sie zu langsam ist. Wie soll sich eine Gruppe bitteschön in so einem "Umfeld" noch auf irgendwas verlassen bzw. sinnvolle Planungen treffen können? Unmöglich! Jegliche Ermessengrundlage ist ihnen entzogen worden, wenn der SL je nach Laune oder "schöner Geschichte" willkürlich entscheidet. Genau das meint dieser Punkt. Und es steht in keinerlei Widerspruch dazu, etwaige, im Konsens mit allen Spielteilnehmern als verbesserungswürdig eingestufte Regeln abzuändern und künftig als konsistente und verläßliche Ermessengrundlage beizubehalten.
Wenn ich Dich richtig verstehe, haben für Dich im Zweifelsfall die Regeln Präzedenz über die Spielwelt.
Tust Du nicht. In einem "Zweifelsfall" hat die Plausibilität Vorrang.
...und wenn die Spielregeln die innere Logik der Spielwelt nicht abbilden, wem soll man dann folgen: Regeln oder Spielwelt?
Erneut: man folgt der Plausibilität.
...räume ich dem Spielleiter hier auch weiterhin das Recht ein, Entscheidungen auch gegen das Würfelergebnis zu fällen. Diskutiert werden kann das ganze ja immer noch, wenn die Session bzw. das Abenteuer zu Ende ist.
Umgekehrt: ist der Würfel erst einmal gefallen, sollte sich der SL daran halten - diskutiert werden kann dann nach der Session. Aber man beachte: es bleibt sein gutes Recht, gar nicht erst den Würfel zur Ausgangsbestimmung heran zu ziehen. Eine simple Plausibilitätsabwägung führt auch zu einem Ergebnis.