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Konferenz in Braunschweig: Metal Matters - Heavy Metal als Kultur und Welt

Begonnen von Greifenklaue, 02. Juni 2010, 23:47:26

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Greifenklaue

Von Frank aufgespürt:



http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=13959&count=742&recno=1&sort=datum&order=down

Veranstalter: Rolf F. Nohr / Herbert Schwaab, HBK Braunschweig Braunschweig
Datum, Ort: 03.06.2010-05.06.2010, Aula der HBK Braunschweig

Heavy Metal ist seit Jahrzehnten sowohl eine der stabilsten und homogensten als auch eine der am wenigsten beachteten kulturellen Formationen. Die Musikform, die sich damit brüstet, die lautesten Konzerte hervorzubringen, ist, was die Auseinandersetzung mit ihr angeht, eine der leisesten Kulturen. Diese Tagung wird daher versuchen, eine Leerstelle der Kultur- und Medienwissenschaft zu besetzen und die Komplexität eines Phänomens herauszustellen, das der Massenkultur zuzurechnen ist und sich dennoch dem kulturellen Mainstream verweigert.

In seiner langen Existenz als jugend- und musikkulturelles Phänomen hat Heavy Metal nicht nur spezifische Musikstile, einen kulturindustriellen Komplex und einen eigenständigen, deutlich zu identifizierenden Bilderkanon hervorgebracht, sondern sich vor allem als ein bedeutungsproduktives Sozialisationsprojekt erwiesen. Für mittlerweile mehrere Generationen bietet es die Sicherheit einer populärkulturellen Zugehörigkeit, mit der eine Vielfalt von Möglichkeiten zur Sinnstiftung und der Strukturierung des Alltags verknüpft sind.

Heavy Metal scheint sich in zwei wesentlichen Punkten von anderen Sub- oder Pop-Kulturen abzugrenzen, erstens durch seine langlebige Stabilität und zweitens durch das Ausbleiben einer Bewegung, wie sie Avantgardekulturen der Moderne eigentlich zu Eigen zu sein scheint, nämlich eine sukzessive Integration in die Leit- und Breitenkultur. Heavy Metal bleibt eine hochgradig residuale Kultur, eine aus der Peripherie operierende Formation, die sich dem einfachen theoretischen Zugriff entzieht. Als residuale Kultur bleibt sie diffus, bietet keine deutlichen und ertragreichen Distinktionsangebote, die sich in kulturelles Kapital umsetzen lassen, und lässt sich, anders als Punk oder Hip Hop, nicht als positiv besetzte widerständige Gegenkultur begreifen. Heavy Metal fungiert allenfalls als Bezugspunkt für eine ,suburb whitness' und einer diffusen Abgrenzung gegenüber elterlicher Autorität, er erscheint in einer aktuellen Populärkultur als ein Ort, der die dissidenten, emanzipatorischen und avantgardistischen Optionen von Pop zurückweist und als (soziologisches) Biotop einzig die Möglichkeit zur (a-politischen und anti-ästhetischen) Integration in eine Jugendkultur vorhält.

Dieser Eindruck täuscht aber über die dem Heavy Metal innewohnenden Dynamiken, Produktivkräfte und widerständigen Potentiale hinweg. Nicht nur die erstaunlichen Stabilität dieser Kultur und ihre mittlerweile überbordende Ausdifferenzierung in eine kaum zu überblickende Vielfalt von Binnenkulturen, sondern gerade das Widerspiel zwischen einer dem Phänomen innewohnenden Banalität und Eindeutigkeit und einer beharrlichen und irritierenden Verweigerung gegenüber den Mainstream-Kulturen, lassen Heavy Metal als Gegenstand erscheinen, der eine Beschäftigung unter kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive einfordert.

Dabei sind es nicht nur die (naheliegenden) Fragen nach der Produktivkräften der Fankultur oder der Integration des Phänomens in den kulturindustriellen Komplex, die hier produktive Perspektiven eröffnen können. Vorrangige (und provokative) These der Tagung ist vielmehr, dass Heavy Metal als der Gegenstand zu betrachten ist, an dem sich ein Verständnis für den Wandel von Post- zu einer Nachmoderne in der populärkulturellen Bedeutungsproduktion herauskristallisiert. Heavy Metal ist die letzte große Erzählung der westlichen Kultur, die letze stabile, klar abgegrenzte und durch ihren Verzicht auf Politik ,politischste' Subkultur. Heavy Metal ist die Feier des homogenen und sexualisierten Körpers. Heavy Metal verspricht die Erfahrung der Unmittelbarkeit, der nicht gebrochenen, mediatisierten oder fetischisierten Teilhabe am eigentlichen Ereignis. Gleichzeitig ist Heavy Metal auch hochironisch und angewiesen auf die bereitwillige, spielerische und bewusste Partizipation ihrer Anhänger am ebenso geschlossenen wie synkretistischen Heavy Metal Universum. Heavy Metal ist der letzte große Versuch des Gesamtkunstwerks und zugleich leichte Beute für (liebevolle) Imitationen und Parodien, die mittlerweile einen eigenständigen Aspekt der Heavy Metal Kultur selbst darstellen. Hier zeigt sich die Komplexität des Phänomens Heavy Metal, das sich weniger als eine Kultur denn als eine performative Geste einer hintergründigen Verweigerung gegenüber der Moderne als auch als deren Neukonzeptionierung erscheint. Die historische Genese dieser Kultur und ihre Ausdifferenzierung als auch deren wesenhafte Residualität zu ergründen, erscheint als ein wichtiges Desiderat dieser Tagung als auch der kultur- und medienwissenschaftlichen Forschung.



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Donnerstag, 3.6.

Ab 12.00 Registrierung

13.00-13.30 Rolf F. Nohr / Herbert Schwaab: Begrüßung und Fokussierung

13.30-14.15 Panel 1 : Metal als Kultur und Politik (Moderation: Herbert Schwaab)
Christian Heinisch: Zwischen Kult und Kultur – Heavy Metal und Dimensionen seiner Stabilisierung

14.15-15.00 Marcus S. Kleiner / Mario Anastasiadis: Politik der Härte! Bausteine einer Popkulturgeschichte des politischen Heavy Metal

Kaffepause

15.30-16.15 Sascha Pöhlmann: Green is the New Black (Metal):Wolves in the Throne Room, Walt Whitman und Environmental Criticism

15.15-17.00 Jörg Scheller: Vom Schrei zur Schreischule; oder Mit der Moderne gegen die Moderne: Heavy Metal als Paradessenz

Kaffepause

17.30-18.15 Panel 2 : Glocal-Metal (Moderation Harlad Hillgärtner)
Christian Krumm / Holger Schmenk
,,Auf einmal ist es explodiert" – Die Entstehung der Heavy-Metal-Szene im Ruhrgebiet der 1980er
,,Wir sind immer noch Fans": Der Heavy Metal und seine Infrastruktur unter besonderer Berücksichtigung des Ruhrgebiets

18.15-19.00 Franz Horváth:Protest, Provokation und Peergroup-Bildung. Heavy Metal im Ungarn der 1980er Jahre und seine Rezeption in Siebenbürgen als Ausdruck ethnischer Absonderung und Peergroup-Bildung

20.00 Abendprogramm
Get Together in der Schweinebärmann-Bar
Four versus Hellfire - Die erste Luftrockoper der Welt ...They don´t have guitarrs. But they know how to play them...

Freitag, 4.6

9.15-9.30 Rolf F. Nohr / Herbert Schwaab: Begrüßung und Fokussierung

9.30-10.15 Panel 3 : Produktionstrategien (Moderation: Ulrike Bergermann)
Birgit Richard / Jan Grünwald : Verführer und Zerstörer – mediale Bilder archaischer Männlichkeit im Black Metal

10.15-11.00 Sascha Seiler: Ästhetische Codierungen als Marketing-Instrument und ihre Brüche: Die Band Kiss und das Ende der 70er Jahre

Kaffepause

11.30-12.15 Dr. Rainer Zuch: The Art of Dying – Zu einigen Struktur-elementen in der Metal-Ästhetik, vornehmlich in der Covergestaltung

12.15-13.00 Florian Krautkrämer / Jörg Petri: Horror-Typo-Metal

Mittagspause

14.30-15.15 Julia Eckel: ,,Kutte & Co." – Zur textilen SchriftBildlichkeit des Heavy Metal

15.15-16.00 Panel 4 : Musikalität und Vollzug (Moderation: Christoph Metzger)
Dietmar Elflein: Die virtuose Kontrolle der (Ohn-)Macht – Gedanken zur musikalischen Ästhetik des Heavy Metal

Kaffepause

16.30-17.15 Daniel Kernchen: Virtuosität als Überlebensstrategie & Publikumsmagnet

17.15-18.00 Mathias Mertens: Luftgitarrespielen. Die Geburt der Musik aus dem Geist der Resonanz.

20.00 Abendprogramm
Live Acts in der Schweinebärmann-Bar
Headshot (Thrash Metal)
Diary about my Nightmares (Death/Thrash Metal)
Cast in Silence (Metal)

Samstag, 5.6

9.15-9.30 Rolf F. Nohr / Herbert Schwaab: Begrüßung und
Fokussierung

9.30-10.15 Panel 5 : Repräsentationsfiguren (Moderation: Markus Stauff)
Manuel Trummer :Götze, Narr, Schreckgestalt. Der Teufel und das Teuflische in der Metal-Szene.

10.15-11.00 Tomislava Kosic: Heavy Metal als kulturelles System nach der ,,Dichten Beschreibung" von Clifford Geertz.

Kaffepause

11.30-12.15 Panel 6 : Genre/Subgenre (Moderation. Rolf F. Nohr)
Andreas Salmhofer: Grindcore – eine ,,extreme" Mutation des Heavy Metals?

12.15-13.00 Jan Leichsenring: »Wir fordern das Unmögliche.« Zur Formulierung und Funktion antimoderner Topoi in Metal-Subgenres

Kaffepause

13.30-14.15 Panel 7 : Das rezipierene Subjekt (Moderation: Herbert Schwaab)
Tobias Winnerling:"The same song and dance". Kollektiver Individualismus als selbstinduzierter Inhibitor des Heavy Metal Universe

14.15-15.00 Andreas Wagenknecht: Das Böse mit Humor nehmen. Image und Aneignung des Black Metal



Kontakt: Infos unter: <www.metal-matters.de>
Anmeldung. info@metal-matters.de
 
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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