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Kleriker, Priester, Druiden, Geweihte - Die Sache mit dem Glauben im Rollenspiel

Begonnen von KULTist, 19. Dezember 2018, 16:25:16

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Besserwisserboy

#15
Als Kleriker sollte man aus meiner Sicht vor allem selber konsequent spielen. Das geht bei mir auch soweit, daß ich Mitspieler die ständig gegen den Glauben meines Charakters verstoßen nicht heile oder durch Zauber unterstütze.
Die Macht eines Gottes ist nicht selbstverständlich und eher eine Gabe die in seinem Sinn eingesetzt werden sollte. Auch schon aus Angst dies Gabe zu verlieren, wenn man sie unsachgemäß einsetzt (was vom Spielleiter aber, zumindest in meiner Runde, eher selten passiert).

Auf der anderen Seite sind meine nichtklerikalen Charaktere zumeist respektvoll und oft auch beeindruckt von den Klerikerspielern. Es sind ja offensichtliche Wunder die von echt existierenden Göttern durch sie gewirkt werden.

Klerikerspiel kann aber auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe führen. Kann man mögen oder auch hassen.
Ich hatte mal einen silberbartgläubigen Zwergenkrieger gespielt (Forgotten Realms) und durch Zufall hatten wir irgendwann einen Silberbartkleriker in der Gruppe. Wobei man erwähnen sollte, daß Silberbart der Kriegsgott der Zwerge ist.
Als dieser dann aber während eines Kampfes nicht mitgekämpft hat, sondern Schätze geplündert hat, hat sich mein Zwerg auch nicht mehr von ihm segnen oder heilen lassen...
Hat zu etwas Streit geführt, da der Spieler OT angeführt hat, daß sein Charakter ja ohnehin den Gegner nicht verletzten konnte, da er keine magischen Waffen hatte. Im Spiel hat er sich aber klar vor dem Kampf gedrückt.

Also können auch die Nichtpriester den Klerikern gehörig auf den Sack gehen...

Der Streit hat sich dann aber glücklicherweise gelegt, als der Zwergenkleriker von einem Riesen erschlagen wurde. ;D
Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
Wer hat meinem Goldfisch das Töten beigebracht???

Argamae

Was Besserwisserboy sagt.

Wer einen Kleriker spielt, sollte sich auch mit dem gewählten Gott bzw. der Göttin auseinandersetzen und ihn/sie nicht nur als Window-Dressing benutzen. Und damit meine ich nicht nur spieltechnische Details - etwa, welche Domänen für Zauber in Frage kommen - sondern auch die Rolle des Gottes oder der Göttin innerhalb der Spielwelt, die kulturellen Wurzeln der Religion (z.B. heilige Feiertage) und dergleichen mehr. Und selbst falls der Charakter in-game dann doch de facto nur fürs Heilen zuständig ist, möchte ich als Mitspieler merken, dass hier jemand eine dreidimensionale Figur spielt, die von tiefer Überzeugung an eine höhere Macht motiviert wird.

Und ja, wie einige hier schon ausgeführt haben: Kleriker sind i.d.R. der kämpfende Arm einer Religion. Sie müssen daher nicht zwingend "missionarisch" unterwegs sein, sondern handeln eher im direkten Auftrag gegen eine spezifische Gefahr oder für eine Sache. Dies mildert insofern bereits das Problem "predigender" SC-Kleriker ab, die OT ja auch nicht selten die Mitspieler "nerven", da ich persönlich bisher nur sehr selten überzeugende Darbietungen erlebt habe.

Der SL ist hier natürlich ebenso in der Pflicht. Wenn es nicht gerade der Kleriker eines blutrünstigen Kriegsgottes ist, werden sich sicherlich auch die Gemeinen mit dem einen oder anderen Problem an den fahrenden Heilsbringer wenden. Oder diesem wenigstens mit gebührendem Respekt begegnen (oder der gebührenden Animosität, sollte die Religion der Gegend sich so gar nicht mit dem offen zur Schau gestellten Glauben des Klerikers vertragen). Und auch die anderen SC existieren ja nicht außerhalb des Spielwelt-Universums - die Götter sind sehr oft manifestierte Wahrheiten, so dass hier dem Kleriker-SC seitens der anderen Mitspieler eine entsprechende Achtung entgegen gebracht werden sollte. Oder will man es sich mit dem leibhaftigen Vertreter einer mächtigen Wesenheit verscherzen?

Oft ist man auch gut beraten, sich nicht am westlichen Monotheismus zu orientieren, wenn man sich die Götterwelt eines Settings vergegenwärtigt, und seinen Kleriker als blassen, Psalme rezitierenden Enthaltsamkeitsapostel zu spielen. Sondern eher in Richtung Polytheismus zu schauen - mit all den Intrigen, Liebesbeziehungen und überbordenden Emotionen eines Pantheons, die sich oft auch durch ihre weltlichen Vertreter zeigen. Gleichzeitig erzeugt man am Spieltisch aber sicher einen noch bleibenderen Eindruck, wenn man gerade nicht JEDES Klischee bedient. --- Hey, niemand hat behauptet, es sei einfach, einen Kleriker gut zu spielen! ;)
In Memoriam Gary Gygax (1938-2008), Dave Arneson (1947-2009), Joe Dever (1956-2016), Greg Stafford (1948-2018), Terry K. Amthor (1958-2021) und Ingo Schulze (1977-2021)
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Besserwisserboy

wobei man beim Tischrollenspiel ja auch immer die Wahl hat ob und wie man etwas ausspielen will. Da muss dann nicht jede Predigt real abgehalten werden, insbesondere wenn die Mitspieler eher davon genervt sind oder der Klerikerspieler selber nicht sonderlich rhetorisch begabt ist.
Da reicht es dann meist schon wenn man sagt: Miffi hält vor den Dorfbewohnern eine Predigt zu Ehren von Groffel dem Großen!

Wichtig finde ich aber auch, daß sich der Kleriker an die Gebote seines Gottes hält und diese auch nicht versucht zu umgehen, indem er z.B. absichtlich "wegschaut".
Sollten seine Begleiter gegen Gebote verstoßen sollte man versuchen sie zumindest in dem Punkt zu bekehren und ihnen erklären warum es z.B. nicht gut ist die Totenruhe zu stören und Gräber zu plündern...
Kein zwanghaftes Bekehren zum Glauben aber immerhin zu den wichtigsten Standpunkten einer Religion.

Die Religion eines Charakters kann übrigens auch ein gutes Hilfsmittel für den Spielleiter sein um eine Gruppe z.B. irgendwo hin zu führen. Wenn ein heiliger Ort in der Nähe ist, dürfte es verpflichtend für den Kleriker sein dort zumindest einmal vorbei zu schauen.

Ich bin nur durch einen Tippfehler hier, eigentlich wollte ich aufs Reifenklauen-Forum...
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fnord

Tatsächlich habe ich oft SC mit einer bewussten Einstellung zum Glauben und zu den anderen gesellschaftlichen  Regeln gespielt.
Das ging von sehr gläubig, moderat bis zur Einstellung von Conan : "Crom, wenn du mir nichts hilfst, dann fahr zur Hölle."

Aber wichtig ist eben, wie ja öfter benannt, dass man sich eine Figur aus der Welt gebaut hat, und Religion ist ein Bestandteil der Spielwelt.
..... und wieder nur ein Gehirn für alle!
Darin liegt Romeros subversives Genie, dem Publikum zu geben, wonach es sich sehnt – und dann noch eine Menge Zeug dazu, was man nie haben wollte.

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