Meinungsabfrage: Mythic Odysseys of Theros?

[Cpt.Cthulhu]

Hallo.

Vor einiger Zeit erlaubten sich die Zauberer der Küste, für Dungeons and Dragons 5e ein weiteres Kampagnensetting anzubieten, das sich aus meiner Sicht zunächst bloß gefühlt außerhalb des üblichen DnD-Kanons bewegt: Mythic Odysseys of Theros. Das Produkt ist hier bei WotC gelistet und äußerst kurz (eigentlich so gut wie gar nicht) beschrieben.
Es klingt jedoch ein wenig an, dass für DnD 5e die Welt der griechischen Mythologie (vermutlich amerikanisiert nach Vorbildern wie die "Kampf der Titanen"-Filme versteht sich) eröffnet worden ist.

Derzeit trage ich mich mit dem Gedanken, mir dieses Stück Popkultur in mein Regal zu stellen (und vielleicht auch bei Gelegenheit zu bespielen). Bevor ich das aber tue, würde mich mal interessieren, ob und welche Meinungen bezüglich MOoT kursieren oder entstanden sind. Dabei habe ich keine konkreten Leitfragen. Diskussionen zu Meinungsständen sind ausdrücklich erwünscht. Da ich nicht weiß, wie tanelornisiert das GK-Forum ist, bitte ich nur um eines: keep it civil; es gibt keine falschen Meinungen oder Vorurteile.

Danke sehr und best wishes!
Cpt. Cthulhu

[Greifenklaue]

Da Du es nicht erwähnt hast und ich selbst auch erst vor kurzem erfuhr: es handelt sich um eine Magic-Welt.

[Cpt.Cthulhu]

Hallo.

Da Du es nicht erwähnt hast und ich selbst auch erst vor kurzem erfuhr: es handelt sich um eine Magic-Welt.

Ja, das ist mir bekannt. Es gab vor längerer Zeit eine aus drei Phasen bestehende Magic the Gathering Produktserie, die sich um Theros drehte. Insoweit bleiben die Zauberer ihrer Linie treu, unterschiedliche Produkte zu überkreuzen. Allerdings - und das ergibt sich aus einer Reihe von Interviews, die DnD Beyond mit verschiedenen Entwicklern bei den Zauberern geführt hat - liegt der Focus nicht auf einer Adaption von Magic the Gathering nach Dungeons and Dragons, sondern auf der Übersetzung von klassischer griechischer Mythologie (wie schon damals bei Magic the Gathering) nach Dungeons and Dragons.

Best wishes!
Cpt. Cthulhu

[Colgrevance]

Ich habe Mythic Odysseys of Theros mal kurz überflogen, da ich ein Fan von antiken Settings (insbes. des klassischen Griechenlands) und zugehörigen Mythen bin.

Es scheint mir einen starken Fokus auf die Götter, deren Konflikte und SCs als ihre Champions zu legen. Die Weltbeschreibung kam mir etwas arg knapp vor, und auch die Charakteroptionen sahen überschaubar aus. Ich spiele kein Magic, daher hätte ich eine etwas umfassendere Darstellung der Welt und der in ihr erlebbaren Abenteuer erwartet; aber vielleicht habe ich das auch überblättert. Zur Qualität der Inhalte kann ich aktuell leider nichts sagen.

Theros hat es bei mir aber insofern schwer, als mit Odyssey of the Dragonlords und Arkadia vor kurzem schon zwei "griechische" Settings für die 5e herauskamen, die Ahnliches bieten. Abgesehen davon, dass Theros vom Umfang her ungeführ in der Mitte der beiden anderen Produkte liegt und diese "nur" TPP sind, fehlt mir da ein bisschen das Alleinstellungsmerkmal.

[Cpt.Cthulhu]

Hallo,

okay, vielen Dank für Deine Einschätzung. Das klingt schlüssig und bremst meine "anfängliche Euphorie" durchaus etwas.

Interessant ist dabei übrigens, dass auch in anderen Foren die Antworten auf meine Frage in Anzahl sehr sparsam ausfallen. Dadurch gewinne ich den Eindruck, dass MOoT wohl keine breite Spielerbasis hat, die sich online äußern wollte.

Best wishes!
Cpt. Cthulhu

[Greifenklaue]

Fairerweise: Die muss sich wen ja auch erst entwickeln.

[Argamae]

Die Veröffentlichungspolitik von WotC orientiert sich ja auch nicht mehr an den "Grognards" und alten TSR-Fans. Da wird jetzt Content mit Synergie-Gedanke zu anderen Spielwelten aus gleichem Hause (neben "Magic: The Gathering" aktuell z.B. "Der große Dalmuti" als Neuveröffentlichung unter dem D&D-Markenzeichen) bzw. Quellenbände zu derzeit populären Medien wie etwa "Critical Role" rausgehauen ("Explorer's Guide to Wildemount").

Ich schreibe das soweit wertungsfrei, auch wenn ich selbst einer jener Grognards bin und lieber anderes Zeug sehen würde. Wenn WotC damit erfolgreich sind, machen sie wirtschaftlich sicher alles richtig. Aber sie sollten trotzdem vorsichtig sein, denn D&D ist entwicklungshistorisch mit vielen "alten" Inhalten verknüpft und die Anhängerschaft im Alter von 40+ sollten sie nicht abzunabeln versuchen. Ich schätze (völlig subjektiv), dass dies nicht wenige sein dürften. Und dann ist da noch die Sache mit der grassierenden "Wokeness" und WotCs eigenem Geschichtsrevisionismus... aber das ist ein Fass, dass ich hier jetzt nicht aufmache.

Zur Frage des OP selbst: mit dem Verweis auf übernatürliche Geschenke, Götterwaffen und einer Odyssee auch durch die Reiche der Götter oder Toten, schmeckt mir MOoT sehr nach Power Fantasy vor klassischem Hintergrund. Als Charakter folgt man anscheinend einem vorbestimmten Schicksal und ringt am Ende mit mächtigsten Wesenheiten um die Macht. Wenn man so etwas bespielen möchte, dann könnte MOot vielleicht Spaß machen. Mein Eindruck ist fürderhin, dass es inhaltlich nicht in Verbindung zu etwa "Ravnica" steht, einem M:tG-Setting, dass zuvor ein D&D-Quellenbuch erhalten hat. Womit man möglicherweise nur einen weiteren Schmuckstein aus der WotC-Schatulle kauft, aber kein Puzzlestück für ein größeres, zusammenhängendes Kampagnensetting wie etwa "Die Vergessenen Reiche".

[Colgrevance]

[...] Womit man möglicherweise nur einen weiteren Schmuckstein aus der WotC-Schatulle kauft, aber kein Puzzlestück für ein größeres, zusammenhängendes Kampagnensetting wie etwa "Die Vergessenen Reiche".

Das sehe ich als großes Plus der aktuellen Publikationen, da ich die Veröffentlichungshistorie bei D&D als oftmals hinderlichen Ballast ansehe. Aber ich habe eigentlich eine andere Frage: Was bitteschön ist denn "Power Fantasy"?

[Argamae]

Aber ich habe eigentlich eine andere Frage: Was bitteschön ist denn "Power Fantasy"?

Ich meine damit Settings/Systeme, in denen man nicht als Nobody sondern bereits als "Auserwählte" oder mit überdurchschnittlichen Mächten ausgestatteter Abenteurer Held beginnt.

[Colgrevance]

Aber ich habe eigentlich eine andere Frage: Was bitteschön ist denn "Power Fantasy"?

Ich meine damit Settings/Systeme, in denen man nicht als Nobody sondern bereits als "Auserwählte" oder mit überdurchschnittlichen Mächten ausgestatteter Abenteurer Held beginnt.

Ah, ok, danke für die Erläuterung. Ich war mir nicht sicher ob das eine (mir bisher unbekannte) Genrebezeichnung sein sollte oder du einfach eine bestimmte Spielweise meintest, bei der alle mal so richtig auf die Kacke hauen (dürfen). 

Da ich erstens kein Fan vom D&D-typischen "zero to hero" bin, zweitens große Auseinandersetzungen zwischen und mit den Göttern als durchaus passend zur Vorlage (griechische Mythen) empfinde und drittens Fokus und z. T. auch Powerlevel einer Kampagne ja immer noch bei der konkreten Spielrunde/SL liegen, sehe ich das aber im Falle von MOoT eher als Pluspunkt.

[Greifenklaue]

Wenn es so denn umgesetzt wird.

Bei d20 Engel klaffte ja eine gewaltige Lücke zwischen Beschreibung und tatsächlicher Umsetzung (als Beispiel) ...

[Colgrevance]

Wenn es so denn umgesetzt wird.

Bei d20 Engel klaffte ja eine gewaltige Lücke zwischen Beschreibung und tatsächlicher Umsetzung (als Beispiel) ...

Äh, ja... Aber dass Regeln/Crunch nicht zu Genre, Ton oder Powerlevel des Settings/Fluffs passen, ist ja nochmal ein anderes Problem und hier nicht Kern von Argamaes Kritik (wenn ich ihn richtig verstanden habe).

[Argamae]

Äh, ja... Aber dass Regeln/Crunch nicht zu Genre, Ton oder Powerlevel des Settings/Fluffs passen, ist ja nochmal ein anderes Problem und hier nicht Kern von Argamaes Kritik (wenn ich ihn richtig verstanden habe).

Ja, hast Du richtig verstanden. Ich kann ja auch über die Umsetzung nichts sagen. Und wie es sich mit D&D 5 spielt, nicht beurteilen.
Im Grunde übe ich ja auch keine richtige Kritik an MOoT, sondern gab nur meine Eindrücke nach Überfliegen des Produkts wieder. Wenn ich griechisch-hellenistische Mythologie bespielen möchte, greife ich zu RuneQuest/Mythras. Ist einfach für mich mit diesem Genre verwachsen. Oder wenn es denn D&D-basiert sein soll, würde ich Mazes & Minotaurs nehmen und es old-schoolig machen.

Was man also aus meinem Beitrag mitnehmen soll, ist: MOot lässt mich kalt. Und D&D 5 zunehmend auch.